Auf einem aufblasbaren Orka durchs Wasser zu toben, machte besonders viel Spaß. Foto: Störzer

Vorläufig letzter Ritt auf dem Orka. Leonie Wehr hätte gerne Flüchtlingen eine Freude bereitet.

Althengstett - Die schwimmbegeisterte Fünftklässlerin Leonie Wehr trägt so einiges an Hilfsbereitschaft und Mitgefühl in sich. "Ich möchte immer helfen", sagt das kleine Mädchen mit sozialer Ader über sich selbst.

Als Leonie einen Zeitungsartikel zum Thema Flüchtlingskrise in die Finger bekommt, den ihr ihre Mutter gegeben hat, entsteht die zündende Idee: ein Tag im Schwimmbad für die Flüchtlingskinder. "Die haben doch so viel durchgemacht", formuliert sie unverblümt.

Brief an den Bürgermeister

Kurzerhand schreibt die Schülerin einen Brief an den Althengstetter Bürgermeister Clemens Götz mit der Bitte, das Schwimmbad noch vor der bevorstehenden Schließung einen Nachmittag lang kostenlos für Flüchtlingskinder zu öffnen. Der ließ sich nicht lumpen, – sind seine Kinder doch selbst Mitglieder in der DLRG – telefonierte mit Leonie und machte ihren gutherzigen Wunsch möglich.

Daraufhin wurden Flüchtlingsunterkünfte informiert. "Schade, dass keine Flüchtlinge gekommen sind", bemerkt die Verursacherin des Badevergnügens sichtlich enttäuscht beim schweifenden Blick über das Becken. Es lässt sich viel mutmaßen: Vielleicht können die Kinder nicht schwimmen oder Mädchen und Jungs dürfen in diesen Kulturkreisen nicht gemeinsam in ein Schwimmbecken. Dennoch hatten die circa 40 einheimischen Wasserratten während der drei Stunden im angenehm temperierten Nass ihren Spaß. Sie tobten und erfüllten die Halle mit schallendem Kindergelächter. Rund 20 aufmerksame DLRG-Mitglieder beaufsichtigten die Kleinen.

Ab dem heutigen Donnerstag schließt das Hallenbad für voraussichtlich 16 Monate. In diesem Zeitraum wird der Sanitärbereich erneuert. Im Frühjahr/Sommer 2017 soll die Neueröffnung stattfinden.

Training im Nachbarort

Für die Wettkampfgruppen muss diese Zeit irgendwie überbrückt werden. Sie mussten Ausweichmöglichkeiten finden. In Gechingen wurde für diesen Zweck bereits die Schwimmhalle angemietet. "Anderthalb Jahre ist ein langer Zeitraum", findet Meike Weiß vom DLRG. "Wir müssen versuchen, dass alle beieinander bleiben." Berechtigterweise macht man sich Sorgen darum, dass die Gruppe auseinanderfallen könnte. Gegengesteuert wird mit dem Versuch, andere Aktivitäten wie beispielsweise Bastelstunden anzubieten. Leicht ist die vorübergehende Schließung hier sicher niemandem gefallen. Weiß ist sich aber sicher, dass es "irgendwann so kommen musste. Wir sind der Gemeinde sehr dankbar, dass sie das Schwimmbad saniert."