Im Rathaus beschloss der Gemeinderat die Aufstellung einer Gedenkstele für Marian Tomczak und Hedwig Zipperer. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Polnischer Kriegsgefangener Marian ­Tomczak wurde gehenkt / Hedwig Zipperer war im KZ

Von Bettina Bausch

Althengstett. Ein ungewöhnliches Ereignis wirft in der Gäugemeinde seine Schatten voraus: In Althengstett wird in wenigen Wochen ein besonderes Ereignis stattfinden, zu dem auch politische Prominenz erwartet wird. Nachdem der Arbeitskreis "Althengstett – Geschichtliche Aufarbeitung 1933-1945" sein Projektthema aufgearbeitet hat, ist der Gedanke entstanden, für den hingerichteten polnischen Zwangsarbeiter Marian Tomczak und die aus Althengstett stammende Hedwig Zipperer einen Gedenkstein zu errichten.

Der Kriegsgefangene wurde wegen einer verbotenen Liebe in der NS-Zeit, die damals als "Rassenschande" galt, im August 1942 durch ein Kommando der Gestapo Stuttgart vor den Augen seiner französischen und polnischen Mit- kriegsgefangenen in der Gäu- gemeinde gehenkt. Die junge Deutsche musste zweieinhalb Jahre im Konzentrationslager (KZ) Ravensbrück verbringen. "Ziel des Gedenksteins ist die Stärkung eines Menschen- und Gesellschaftsideals, das von Freiheit, Gleichheit und der Achtung des Einzelnen geprägt ist", so Bürgermeister Clemens Götz.

Da die Anordnung der drakonischen Strafmaßnahmen von übergeordneten Stellen des Staates ergangen war, werden jetzt auch staatliche Ver- treter bei der Enthüllung der Gedenkstele zugegen sein. "Erfreulicherweise wird das Land Baden-Württemberg durch seinen obersten Repräsentanten, Landtagspräsident Wilfried Klenk, vertreten sein", unterstreicht Götz. Als Vertreter Polens wird ein Mitglied des polnischen Konsulats München zu Gast sein.

Auch die Familien Tomczak und Zipperer haben ihre Teilnahme zugesagt. Die französischen Freunde aus der Partnergemeinde Moutiers les Mauxfaits sind ebenfalls eingeladen. Der Rathauschef erinnert daran, dass Frankreich während des Zweiten Weltkrieges vier Jahre lang von Deutschen besetzt war und Franzosen Deutschland damals von der menschenverachtenden Diktatur der Nationalsozialisten befreit haben. Die inzwischen pensionierte Realschullehrerin Liane Broksieker hat sich schon vor Jahrzehnten zusammen mit ihren Schülern mit den schlimmen Ereignissen um Tomzcak und Zipperer beschäftigt. Die Pädagogin ging jetzt in den letzten Wochen mehrmals in die Schulklassen und informierte die Jugendlichen über die damaligen Ereignisse.

Bildhauer Daniel Mijic aus Stuttgart, der den Gedenkstein gestaltet, ist ein ehemaliger Schüler der Althengstetter Realschule. "Daniel hat schon im Jahr 1985 als Schüler bei der Erstellung einer Dokumentation zu diesem Fall mitgearbeitet", berichtet Broksieker. Schüler der Realschule übten bereits pantomimische Szenen ein, die aus Anlass der Enthüllung des Gedenksteins gezeigt werden.

Das Mahnmal wird am Ort der Hinrichtung, am Althengstetter Waldrand beim Industriegebiet am Samstag, 26. September, aufgestellt. Zuvor findet um 10 Uhr eine ökumenische Andacht in der Althengstetter Markuskirche statt. Bei der Enthüllung des Gedenkstele um 11 Uhr sprechen Elko Zipperer, Landtagspräsident Klenk, ein hochrangiger Vertreter Polens sowie Bürgermeister Götz.