VTS-Geschäftsführer Martin Hirschfeld sucht händeringend nach einem neuen Firmenstandort. Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Verkehrstechnikunternehmen sucht neuen Standort / Auch Gemeinde Althengstett könnte von Umzug profitieren

Für die VTS Verkehrstechnik & Service GmbH wird es eng – im sprichwörtlichen Sinn. Das Gelände in der Stuttgarter Straße bietet längst nicht mehr genug Platz und liegt direkt an der Bahnlinie, was mit der Wiederinbetriebnahme der Schwarzwaldbahn zum Problem wird.

Althengstett. Denn rollt künftig die Hermann-Hesse-Bahn, müssen zwei Meter Abstand zum Gleis eingehalten werden, was das Rangieren auf dem VTS-Gelände schier unmöglich macht. Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens ist, wie der Name schon sagt, die Verkehrssicherheit. Von Würzburg bis zur Schweizer Grenze und von Karlsruhe bis kurz vor München beschildert VTS Autobahnbaustellen. Gelagert werden tausende verschiedene Hinweistafeln in einer 2000 Quadratmeter großen Halle und auf dem 3000 Quadratmeter großen Freigelände. Auch Markierungsarbeiten gehören zum Metier der derzeit 16 Mitarbeiter.

"Wir müssen ständig den Spagat zwischen Qualität und Quantität hinbekommen. Fehler können wir uns auf der Autobahn nicht leisten", sagt VTS-Geschäftsführer Martin Hirschfeld im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Von Mai bis September oder Oktober betreuen wir 60 bis 80 Baustellen." Schon seit zwei bis drei Jahren seien die Verhältnisse am jetzigen Standort sehr beengt. "Bislang sind wir vergeblich auf der Suche nach einem geeigneten Gelände", berichtet Hirschfeld.

Bürgermeister Clemens Götz würde die Firma, die in den vergangenen Jahren gewachsen ist und ein großes Gelände benötigt, gern am Ort halten, "im Gewerbegebiet haben wir aber nichts anzubieten", äußert sich der Rathauschef. Für Hirschfeld kommt kein komplett anderer Standort in Frage: "Die Verkehrsanbindung hier ist gut. Auf die andere Nagoldseite umzusiedeln, rechnet sich nicht." Ständig bergauf und bergab fahren zu müssen, würde sein Unternehmen auf Jahre hinweg Zehntausende Euro an Sprit kosten.

Wohnbebauung vorgesehen

Inzwischen hat sich eine Konstellation aufgetan, von der nicht nur VTS, sondern auch die Gemeinde Althengstett profitieren könnte. Das Unternehmen hat ein Auge auf den Althengstetter Stützpunkt der Straßenmeisterei mit der Zentralwerkstatt geworfen. Die Kommune wiederum könnte das bei einem Umzug frei werdende VTS-Gelände für eine Wohnbebauung nutzen. Bereits im März hatte Hirschfeld sein Interesse am Areal Straßenmeisterei in einem Gespräch mit der Wirtschaftsförderin des Landkreises, Sophie Schumann, bekundet.

Mehrere Optionen stehen zur Diskussion

Im Calwer Landratsamt macht man sich derzeit Gedanken über das weitere Vorgehen bei den eigenen Straßenmeistereien, die wie berichtet, in einem erbärmlichen Zustand sind. Der Kreis unterhält derzeit zwei Stützpunkte: Calw-Wimberg und Nagold mit zusätzlichen Standorten in Althengstett und Simmersfeld. Kaufen, sanieren, aufgeben, selbst neu bauen oder den Vermieter, das Land Baden-Württemberg, zu einer Sanierung drängen – das sind die derzeitigen Optionen. Ein Gutachter soll klären, ob die Struktur mit zwei Straßenmeistereien an vier Standorten wirtschaftlich Sinn macht oder ob nicht ein zentraler Standort effizienter ist.

"Derzeit sind die Hallen und das Freigelände des Stützpunktes Althengstett voll belegt und werden sowohl für die Zentralwerkstatt als auch für eine Arbeitskolonne der Straßenmeisterei Calw benötigt", teilt die Pressestelle des Landratsamts auf Nachfrage mit.

Der Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuss des Kreistags habe in seiner jüngsten Sitzung die Verwaltung beauftragt, eine organisatorische und wirtschaftliche Untersuchung des Straßenbetriebsdienstes in Auftrag zu geben. Es wird laut Behörde beispielsweise hinterfragt, ob die Althengstetter Zentralwerkstatt für die Aufrechterhaltung des Straßenbetriebsdienste in ihrer derzeitigen Form erforderlich und "ob sie im Vergleich mit einer Fremdvergabe der Leistungen noch wirtschaftlich ist".

Erst wenn das Ergebnis der Organisationsuntersuchung vorliege, was voraussichtlich im November der Fall sei, und die Umsetzung einer Neukonzeption angegangen werde, "kann die Fläche des Stützpunktes Althengstett möglicherweise einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden", teilt die Behörde weiter mit.