Theologiestudentin Magdalena Mauz, der Ehrengast Jürgen Moltmann, Choy-Pfarrer Lennart Meißner, Landesjugendpfarrer Bernd Wildermuth und Landesjugendreferent Reinhold Krebs (von links). Fotos: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit Jürgen Moltmann gratuliert einer der bedeutendsten deutschen Theologen zum zehnten Choy-Geburtstag

Von Annette Selter-Gehring

Althengstett. Mit Jürgen Moltmann war einer der bedeutendsten deutschen Theologen der Nachkriegszeit am Sonntag zum zehnjährigen Bestehen der Jugendkirche Choy (Church of Youth) nach Althengstett gekommen.

Wer sich fragte, was ein Mann mit fast 90 Lebensjahren der Jugendkirche am Jubiläumsabend zu sagen haben könnte, wurde mit einem hoffnungsvollen Blick in eine mögliche Zukunft von Kirche überrascht und konnte feststellen, dass vieles davon bei Choy schon heute gelebt sowie ausprobiert wird.

Mit Bildern und kurzen Filmsequenzen aus zehn Jahren Choy wurden die Gäste in der voll besetzten Markuskirche in Althengstett empfangen. "Dies soll heute kein nostalgischer Rückblick sein, sondern wir wollen nach vorne schauen", begrüßte Choy-Pfarrer Lennart Meißner Jugendliche, junge Erwachsene, ehemalige Choy-Besucher, Eltern, Freunde und Unterstützer der Jugendkirche. Den Auftakt machte ein Gottesdienst, wie er in der Jugendkirche mit viel Musik, Liedern zum Mitsingen und Gebeten regelmäßig gefeiert wird. Jürgen Moltmann, der von 1967 bis zu seiner Emeritierung 1994 als Professor für systematische Theologie in Tübingen lehrte, brachte in seiner Predigt die bis in die Ewigkeit reichende christliche Hoffnung auf Zukunft, auf einen einfachen Nenner: "Die christliche Hoffnung liegt im gekreuzigten Christus begründet. Oder einfach gesagt: Jesus lebt", so Moltmann, der mit dem Ausspruch "Christen sind Zukunftsmenschen" Mut machte.

Zur anschließenden Podiumsdiskussion leitete Choy-Mitglied Felix Rollbühler mit einem selbst komponierten Orgelstück über. Landesjugendpfarrer Bernd Wildermuth und Reinhold Krebs, Referent des evangelischen Jugendwerks in Württemberg, diskutierten gemeinsam mit Moltmann, Meißner und der Theologiestudentin sowie Choy-Mitglied Magdalena Mauz zum Thema "Zukunft der Kirche – Kirche der Zukunft". Entgegen der landläufigen Meinung, die Kirche bestehe lediglich aus Pfarrern, Bischöfen, Priestern und hierarchischen Strukturen, stellte Moltmann die These auf: "Die Zukunft der Kirche ist die Gemeinde." Als Beispiel nannte er Gemeindegründungen in Korea, wo aus einzelnen Hauskreisen Gemeinschaften mit mehreren Tausend Mitgliedern entstanden seien. In Deutschland gehe es hingegen weniger um den Aufbau als mehr um die Verwaltung von Gemeinden. Das Geheimnis einer lebendigen christlichen Gemeinde seien Hauskreise sowie Gruppen, Gemeinschaft und Beziehungen.

Klare Absage anverkrustete Strukturen

Kirchenleitungen seien gut beraten, diese Bewegung aufzunehmen und nicht "Polizei zu spielen und zu sagen, was sein darf und was nicht", so Landesjugendpfarrer Wildermuth. "Wir können auch anders", erteilte Krebs in seinem Statement verkrusteten Strukturen und Hierarchien eine Absage. Wildermuth erklärte: "Vom Verwalten, Kalkulieren und Zählen von Gottesdienstbesuchern kann keine Reformation ausgehen." Pfarrer und Verantwortliche müssten Beziehungsarbeit leisten und auf die Menschen zugehen.

In der Church of Youth, die Kirchenraum bietet und auch Jugendgemeinde über Ortsgrenzen hinweg ist, wird Gemeinschaft gelebt und damit bereits ein Stück jener Kirche der Zukunft, über die andernorts nur geredet wird. "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da fängt Kirche an", sagte Studentin Magdalena Mauz, die den Choy-Mitgliedern für die Zukunft auf den Weg mitgab: "Bleibt dran, an dem was ihr tut und an Jesus."

Zum anschließenden Stehempfang mit Häppchen und Getränken, zu dem der Bezirksposaunenchor musikalisch überleitete, lud Meißner die Gäste in die Räume der Choy-Kirche gegenüber der Markuskirche ein. Im regen Austausch wurden die Gedanken und Ideen des Abends weiter entwickelt, Beziehungen geknüpft und vertieft sowie ein Stück jener Gemeinschaft gelebt, die Hoffnung macht auf eine Zukunft der Kirche.