Die Jugendlichen aus Finnland und Deutschland ticken ähnlich, wie sie beim Schüleraustausch feststellten. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Schüleraustausch: Projektpräsentation zum Abschluss / Grundlegende Unterschiede im Unterricht

Von Steffi Stocker

Die meisten der Schüler aus Finnland waren das erste Mal in Deutschland. Mit ihrem Besuch statteten die Jugendlichen aus Espo nahe Helsinki den Realschülern der Klasse acht einen Gegenbesuch ab, nachdem die Althengstetter im März in Skandinavien waren.

Althengstett. "Shoppen" – das war die spontane Antwort von Mia Marttinen und Otso Pursula auf die Frage, was ihnen während des einwöchigen Aufenthalts am besten gefallen hatte. Und diese Vorliebe teilen sie mit ihren Gastgebern. Da passte das gemeinsame schulische Projekt, das sie während des Aufenthalts erarbeiteten ganz gut. In gemischten Kleingruppen recherchierten die Jugendlichen alles Wissenswerte zu internationalen Marken, also Entstehung und Entwicklung, Produkte und deren Geschichte sowie Ausstrahlung.

Kritische Aspekte

"Sie stellten dabei auch kritische Aspekte heraus", zog Virpi Kapanen, Lehrerin der finnischen Gäste, ihr Fazit bei der abschließenden Präsentation. Indes war der frühe Unterrichtsbeginn für die Jugendlichen aus Skandinavien eine Umstellung. "Besser, man kann länger schlafen", sagte Pursula, die in der Heimat später in die Schule muss. Größere Ruhe im Unterricht, wie er sie in Althengstett erlebte, sei beim Arbeiten hilfreicher, könne man doch auch dem Lehrer besser zuhören. Die Ursache dafür war Benjamin Kothe das auffälligste Merkmal. "Sie schalten das Handy nicht aus und hören Musik oder tauschen sich im Unterricht aus", so der Althengstetter Achtklässler, der sich wünscht, hierzulande würde die Handhabung großzügiger geregelt. Mit den Regeln, die beispielsweise auch das Absetzen von Kappen beinhalten, könnten sich die finnischen Schüler anfreunden, wie sie gegenüber Christa Wurster-Zischler äußerten. Die Leiterin der Althengstetter Realschule beneidet ihre finnischen Kollegen um die maximale Klassengröße von 24 Schülern und findet außerdem am täglichen, für die Schüler kostenfreien Mittagessen Gefallen.

Besuch beim Bäcker

"Während des Schüleraustausches war jeweils nur ein Tag normaler Unterricht", berichtete Kaltrina Hasani von gemeinsamen Deutschstunden in der hiesigen Realschule. So statteten die Finnen unter anderem Bürgermeister Clemens Götz im Rathaus und Ralf Schneider in seiner Bäckerei einen Besuch ab. Beeindruckt war Mia Marttinen dort von der Brezel-Herstellung.

Ähnlich ticken die Jugendlichen im Freizeitverhalten, wie sie unisono sagten. Unterschiede machten die Schüler aus Finnland aber beim Familienleben aus. "Hier verbringt man mehr Zeit miteinander und zeigt den Eltern gegenüber mehr Respekt", sagt Marttinen. Dem Mädchen gefällt die Atmosphäre, zu der auch gehöre, dass beim Essen das Handy nichts am Tisch verloren habe.

Als großen Erfahrungsschatz würdigen die Jugendlichen beider Nationen das Kennenlernen der anderen Kultur und können sich einen Mix beider als guten Mittelweg vorstellen.