Dominik Bitzer und Anna Wurster hatten nicht nur die meisten Einsätze, sie ernteten bei der Einzelvorstellung auch den stärksten Schlussapplaus. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Witzige Theatervorstellung in Walddorf

Von Manfred Köncke

Altensteig-Walddorf. Wolle kaufen, Socken stricken und beim Friseur über behaarte Beine lästern? Beim "Musikantenstadl" mit einer Flasche Bier in der Hand vor der Glotze hocken? Soll das alles gewesen sein und die nächsten Jahre so weitergehen? Fragen, die die Berda-Bengel-Bühne Walddorf mit dem schwäbischen Dreiakter "Leberkäs und rote Strapse" aufgeworfen hat.

Die Zuschauer in der ausverkauften Festhalle lachten sich kringelig über drei Ehepaare, die dem Alltagstrott für ein Wochenende entfliehen wollten – und eine faustdicke Überraschung erlebten.

20 Textbücher hat Regisseur Helmut Steinl von Verlagen angefordert und sich für einen Schwank mit einer Spielzeit von mehr als zwei Stunden entschieden. Das Publikum langweilte sich trotzdem keine Sekunde. Erstens wegen der temporeichen Handlung mit umwerfenden Szenen und zweitens, weil sich die Freizeitschauspieler in absoluter Hochform präsentierten, allen voran Dominik Bitzer und Anna Wurster. Wechselnde Schauplätze und Bühnenbilder, raffinierte Lichteffekte und eine ausgezeichnete Tonqualität trugen zum Rundumvergnügen bei.

Die Freunde Friedhelm (Dominik Bitzer), Josef (Walter Beutler) und Peter (Martin Lambart) erinnern sich voller Wehmut an die Zeiten, als sie auf wilden Feten mit Schlaghosen und langen Mähnen abrockten und ihr die Mädels zu Füßen lagen. Um die Uhr wenigstens für ein Wochenende zurückzudrehen, schenkten sie ihren besseren Hälften Margarete (Anna Wurster), Gertrud (Julia Seifert) und Hedwig (Angela Walz) ein Wellnesswochenende in Freudenstadt. In der sturmfreien Bude wollten sie es zur Musik der Stones so richtig krachen lassen, stießen beim wilden Herumgehopse aber bald an körperliche Grenzen. Ermattet in den Sessel sinken und im Fernsehen die Sportschau einschalten? Kommt nicht in Frage.

Die Provinzgockel landeten in einer exklusiven Bar, gaben sich als feurige Italiener aus und hofften auf Table-Dance und willige Damen mit roten Strapsen. Sie trafen auf drei unternehmungslustige Frauen, die nicht mit ihren Reizen geizten. Bis sich herausstellte, dass die heißblütigen Ladys mit ihnen seit Jahrzehnten die heimische Wohnung teilen. Statt Gymnastik, Massage und Faltenglättung suchten sie ebenfalls das Abenteuer, verkleideten sich und waren ebenfalls inkognito unterwegs.

Barfrau Liane (Kertin Alber) beobachtete die seelischen Verrenkungen und Aufmachungen mit Humor. Mark Luginsland setzte die Akteure ins rechte Licht, Carola Wurster frisierte die Darsteller typgerecht, Katrin Roller und Anja Luginsland waren für das Styling und die Maske zuständig und Lena Seifert sorgte nach jeder Pause für ein neues Bühnenbild. Die Berda-Bengel werden von Jahr zu Jahr besser. Und so war es auch keine Überraschung, dass für die Samstagabendvorstellung – der Schwank wurde am Sonntagnachmittag noch einmal aufgeführt – alle 270 Eintrittskarten im Vorverkauf innerhalb von 15 Minuten verkauft waren.