Seine Kindheit und Jugend verbrachte Heinrich Knecht in Geislingen an der Steige. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Heinrich Knecht feiert heute seinen 80. Geburtstag

Von Manfred Köncke

Altensteig. Er baut Kulissen, spielt Theater, war Württembergischer Meister im Hochsprung, hat in halb Deutschland Internatsschüler betreut und sechs Kinder großgezogen: Heute feiert Heinrich Knecht aus Altensteig mit 45 Freunden und Wegbegleitern im Gasthaus Traube seinen 80. Geburtstag. Hände werden geschüttelt und Erinnerungen an ein bewegtes Leben aufgefrischt.

Das Licht der Welt hat Heinrich Knecht am 23. Januar 1935 erblickt. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Geislingen an der Steige. Bäcker oder Konditor wollte er werden. Weil aber Lehrstellen für diese Berufe dünn gesät waren, absolvierte er eine dreijährige Lehre als Dreher. In seiner Freizeit engagierte er sich im evangelischen Jugendwerk und in der Turngemeinde Geislingen.

Nach einer Begegnung mit dem Gründer des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland (CJD), Professor Arnold Dannenmann, beschloss der 17-Jährige, in dem gemeinnützigen Werk mitzuarbeiten. Seine erste Praktikantenstelle war das neugegründete Schwarzwald-Jugenddorf Altensteig. Fortan musste er alle sechs Monate umziehen. In den folgenden mehr als 40 Jahren wurde er in sechs Bundesländer "abkommandiert" – meistens dann, wenn es galt, ein Landesgruppen- oder Bundessportfest des CJD zu organisieren. Es hatte sich herumgesprochen, dass Knecht ein ausgezeichneter Zehnkämpfer war, 1953 in Saulgau die württembergische Jugendmeisterschaft im Hochsprung gewonnen und bei Deutschen Titelkämpfen vordere Plätze belegt hatte.

Berufliche Stationen waren die Jugenddörfer Castrop-Rauxel, Limmer/Alfeld, Berchtesgaden, Mühlacker, Oberurff, Limburger Hof. Und in der Evangelischen Sozialakademie des CJD bildete er sich weiter. 1958 hat der Mann mit dem Rauschebart geheiratet, seine Frau brachte sechs Kinder zur Welt. Im September 1968 holte ihn Jugenddorfleiter Eberhard Brösel nach Altensteig.

Als das CJD ein neues Projekt auf den Weg brachte, bereitete er Migrantenkinder aus der Türkei und vom Balkan mit anderen auf die Schulfremdenprüfung zur Erlangung des Hauptschulabschlusses vor. Später betreute er im "Haus Schönblick" in Wart angehende Berufskraftfahrer.

Am 1. Dezember 1998 beendete der Jubilar seine Berufstätigkeit im CJD. Jetzt hatte Knecht mehr Zeit für seine sportlichen Hobbies (Volleyball, Tischtennis, Schach) und widmete sich dem Theater. Er baute Kulissen und übernahm unter der Regie von Harald Schulz kleine Rollen in Lustspielen und Dramen der Volkshochschule. Die Aktivitäten der Kulturwerkstatt Simmersfeld verfolgte der Pensionär mit wachsendem Interesse, spielte in der ersten Eigenproduktion "Gertrude" (1999) den Bürgermeister von Besenfeld und stand bei allen weiteren Freilichttheaterstücken – "Jedermann", "Feuer", "Reise nach Jerusalem", um nur drei herauszugreifen – auf der Bühne.

Als Regisseurin Isolde Alber im Rahmen des Nagolder Bürgertheaters das Stück "Hofacker, Hofacker" einstudierte, half er beim Bühnenbau mit und trat als Färber auf. Auch bei den zwölf Aufführungen von "Hildegard" auf der Burg Hohennagold war er im Einsatz und als Schauspieler bei 14 Vorstellungen des Landestheaters Tübingen im Kloster Bebenhausen ("Herrschaftszeiten"). Außerdem wirkte er in Filmen von Mania Pictures Calw mit.

Auf Geschenke zu seinem Ehrentag am heutigen Freitag verzichtet der 80-Jährige bewusst. Freiwillige Spenden will er an die Jugendturnabteilung des TSV Altensteig und an die Aktion "Herzenssache" weiterleiten. Zum Geburtstag wünscht er sich, "dass ich gesund und geistig fit bleibe". Die Kulturwerkstatt Simmersfeld hat bereits angefragt, ob er für die nächste Eigenproduktion im Sommer dieses Jahres nicht eine "klitzekleine Rolle" übernehmen könnte.