Der Brand am Montag in Altensteigdorf wütete in einem Komplex aus einem alten Ökonomiegebäude (vorne) und einem Wohnhaus (hinten). Foto: Bernklau

Fassungslosigkeit nach dem verheerenden Brand in Altensteigdorf. Ermittler der Polizei nehmen Arbeit auf.

Altensteigdorf - Fassungslos starren die Menschen auf die Ruine, die einmal ein stolzes landwirtschaftliches Anwesen war. Keine 20 Meter weiter bergen Angehörige der Familie einige Dinge aus dem zerstörten Wohnhaus. Ihnen steht der Schock ins Gesicht geschrieben. Wortlos und mit starrem Blick laden sie die Habseligkeiten in einen Transporter.

"Innerhalb von ein paar Stunden hast du gar nichts mehr", sagt ein Nachbar, der sich erschöpft in den Schatten seines Hauseingangs gesetzt hat und immer wieder auf die Ruine blickt. Seit 20 Stunden ist der Feuerwehrmann auf den Beinen. Der Alarm habe ihn auf dem Weg von der Arbeit nach Hause erreicht, erzählt er. Dass es die aneinandergebauten Häuser der Nachbarsfamilie sind, die da ein Raub der Flammen werden, ahnt er da noch nicht.

Aber als er nach Altensteigdorf kommt, wird ihm alles klar. Erste Feuerwehrkräfte sind schon vor Ort. "Selbst auf unsere alten Herren konnten wir uns verlassen."

Die Gemeinschaft der Dorfer funktioniert prompt. Während die Feuerwehrleute gegen die Flammen kämpfen, leisten die Nachbarn auf ihre Weise Hilfe. "Ohne zu zögern haben die Dorfer den Hilfskräften Essen, Trinken, Kuchen hingestellt. Jeder hat gebracht, was er hatte", erzählt Altensteigs Bürgermeister Gerhard Feeß, der sofort nach Bekanntwerden des Großbrandes nach Altensteigdorf eilt, um ebenfalls zu helfen.

Es ist 16.45 Uhr am Montagnachmittag, als ein Nachbar den Brand in der Zumweiler Straße in Altensteigdorf meldet. Wie sich erst später zur Erleichterung aller Beteiligten herausstellt, hält sich zu diesem Zeitpunkt niemand der sechsköpfigen Familie in dem – aus einem modernen Wohnhaus und einem aus dem frühen 19. Jahrhundert stammenden Ökonomiegebäude bestehenden – Komplex auf. Die Familie ist einkaufen gefahren.

Die Feuerwehr ist "enorm schnell" am Ort des Geschehens, wie sich Altensteigs Bürgermeister Gerhard Feeß gestern noch sichtlich unter dem Eindruck der dramatischen Ereignisse stehend, erinnert. Die Helfer haben mit widrigen Verhältnissen zu kämpfen. Ein seltener und dazu noch scharfer Ostwind facht das Feuer, das im alten Teil des Komplexes ausgebrochen ist, immer wieder an. "Das war ein gewaltiger Brand, der größte Wohnhausbrand, den ich je gesehen habe", berichtet Feeß. Die Feuerwehrmänner arbeiten mit sehr viel Löschwasser, doch das Überspringen des Feuers auf das moderne Wohnhaus können sie nicht verhindern. Der Wind ist einfach zu stark. Immer wieder züngeln neue Flammen aus dem Komplex. Die Rauchentwicklung ist enorm. Die Schwaden ziehen sogar bis in die Altensteiger Talstadt. Stundenlang kämpfen die Wehren gegen die Flammen.

Enger Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft verdeutlicht

Und während die Retter ihre Arbeit machen, zeigt die Gemeinschaft der Dorfer wieder ihren engen Zusammenhalt und ihre Hilfsbereitschaft. Eigentlich habe er der geschockten Familie, die ihre Häuser verloren hat, anbieten wollen, dass die Stadt sie in einer Wohnung unterbringt, erzählt Schultes Feeß. Doch die Dorfer waren schneller. Noch am Unglücksabend bringt eine befreundete Familie die mitgenommenen Bewohner der Häuser unter.

Zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass niemand bei dem Unglück zu Schaden gekommen ist. Selbst die zahlreichen Tiere der Familie – darunter ein Hund – haben den Brand offenbar unbeschadet überstanden.

Die ganze Nacht lang hält die Feuerwehr Brandwache, bevor am Dienstagmorgen die Ermittler der Polizei die Brandruine in der Zumweiler Straße betreten. Was die Brandursache angeht, ermittle man in alle Richtungen, sagt ein Beamter. Genaueres könne man noch nicht sagen. Es sei noch nicht einmal klar, ob man überhaupt einen Gutachter für die Ermittlungen brauche. Die gestern von der Polizei vermeldete mögliche Brandursache Fahrlässigkeit bezeichnet der Beamte vor Ort als "vorschnell".

Es ist kurz vor Mittag, als die Kriminaltechniker der Polizeidirektion Calw anrücken. Und auch die wagen noch keine Einschätzung zur Brandursache, wollen sich zunächst einmal ein umfassendes Bild von den beiden Häusern machen. Auch die Antwort auf die Frage, wie lange die Ermittlungen dauern können, steht noch in den Sternen. Während die Ermittler ihre Arbeit aufnehmen, kann die betroffene Familie auf Hilfe bauen. Die aus der funktionierenden Gemeinschaft der Dorfer kam schon in den Stunden des Unglücks. Die der Stadt Altensteig sichert Bürgermeister Gerhard Feeß am Tag nach dem verheerenden Brand zu.