Nach einem kurzen Aufenthalt in Altensteig zog Jana Lipinski nach Mainz, wo sie ihr Studium antrat. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Zwischen Abitur und Studium engagiert Jana Lipinski aus Altensteig sich bei einem sozialen Projekt in Südamerika

Von Manfred Köncke

Altensteig. Nach dem Abitur am Christophorus-Gymnasium und vor Aufnahme des Studiums in Mainz wollte Jana Lipinski unbedingt nach Südamerika reisen, die spanische Sprache erlernen und an einem sozialen Projekt mit Schwerpunkt Musik teilnehmen. Diesen Traum hat sich die 20-jährige Altensteigerin erfüllt. Und die anfallenden Kosten nach eigener Aussage zum größten Teil selbst getragen. Deshalb habe sie zweieinhalb Monate bei der Post gearbeitet, danach in Wechselschicht bei der Firma Veyhl in Zwerenberg. Außerdem habe sie den Kirchenchor Fünfbronn dirigiert.

Auf der Suche nach einem Bildungs- und Sozialprojekt, das ihrer musikalischen Neigung entspricht, wurde Jana im Internet fündig: "Arpegio" ist eine 2004 gegründete, gemeinnützige Organisation im Norden von Peru, die sich durch ein großes Angebot von Musikunterricht und musikalischer Ensemblearbeit für soziale Integration und kulturelle Bildung einsetzt. Freiwillige Helfer unterrichten in der "Academia" Kinder, deren Familien sich die Ausbildung finanziell leisten und solche, die es sich nicht leisten können und auf Spenden angewiesen sind.

"Das ist genau das richtige für mich", dachte sich Jana, die Klavier, Klarinette, Bratsche und Fagott spielt, während ihrer Zeit im Altensteiger Gymnasium dem Jugendsinfonieorchester angehörte und in der renommierten Christophorus-Kantorei mitgesungen hat.

Nach einem Abschiedskonzert mit Wegbegleitern am 19. Oktober 2014 im Bürgerhaus stieg Jana Lipinski zwei Tage später in Frankfurt in den Flieger, landete nach einem Zwischenstopp in Madrid, einem Aufenthalt in der Hauptstadt Lima und dem Inlandflug nach 15 Stunden in Trujillo, der drittgrößten Stadt Perus. Zusammen mit Helfern des Freiwilligendienstes aus Österreich und den Vereinigten Staaten bezog sie eine Stadtwohnung.

Der Musikunterricht von 15 Einzelschülern dauerte von 9 bis 13 Uhr und von 15 bis 21 Uhr, anschließend "gab es meistens noch Orchesterproben". In der Freizeit suchte die 20-Jährige den sportlichen Ausgleich, tanzte Salsa und wagte sich mit dem Surfbrett aufs Meer. Außerdem besuchte sie Sehenswürdigkeiten wie den Titicacasee, die gut erhaltene, auf einem Hochplateau gelegene Ruinenstadt Machu Picchu und einen Nationalpark. Um das "wahre Leben" und den Alltag einer peruanischen Familie kennenzulernen und ihre erworbenen Spanischkenntnisse zu vertiefen, wechselte sie nach einiger Zeit in eine Gastfamilie mit einem Pastor und einer Klavierlehrerin. Dadurch kam sie in Kontakt mit den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten und merkte, "wie groß das soziale Gefälle in Peru ist". Und sie erfuhr etwas von der "großen Herzlichkeit der Bevölkerung".

Nach Abschluss des Projekts, das ihr viel gebracht habe, reiste Jana sieben Wochen allein durch Chile, Boliven, Urugay, Argentinien – und daheim fieberten ihre Eltern ihrer Heimkehr entgegen.

Kaum nach Altensteig zurückgekehrt, arbeitete die 20-Jährige wieder einige Zeit bei der Firma Veyhl in der Produktion. Vor einigen Tagen ist sie nach Mainz gezogen, wo sie "Deutsches und Französisches Recht" studieren will. Nach den Erlebnissen und Erfahrungen in Peru hat Jana Lipinski einen weiteren Traum: Sie möchte nach Abschluss der Studien an einer deutschen Botschaft im Ausland arbeiten. Die englische, französische und jetzt auch die spanische Sprache beherrscht sie bereits.