Eine neue Perspektive auf die Lyrik eröffnete Kolbe den Altensteiger Schülern im Deutsch-Unterricht. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Berliner Schriftsteller Ulrich Kolbe liest Schülern des Christophorus-Gymnasiums Gedichte

Altensteig. Die 13. Klassen des Christophorus-Gymnasiums Altensteig bekamen im Deutschunterricht Besuch von dem aus Berlin stammenden Lyriker Ulrich Kolbe.

Der Hermann-Hesse-Stipendiat lebt und arbeitet zur Zeit in Calw. Er las den Schülern aus seinen lyrischen Werken vor und beantwortete bereitwillig alle Fragen der Schüler zu seiner Arbeit. Schon das erste Gedicht, " Berlin 030", gefiel den Schülern gut. Uwe Kolbe führte an diesem Gedicht vor, dass Gedichte nicht verstaubt, sondern modern und lebensnah sein können. Ein Aufenthalt in Tübingen hatte ihn dazu bewegt, sich mit seiner Heimat Berlin auseinanderzusetzen – daher der Titel dieses Gedichts. Das zweite Gedicht "Nein" brachte das Publikum zum Schmunzeln und gab Anlass, das Handwerk des Lyrikers genauer zu erläutern – denn ohne Handwerk gehe es nicht. "Das, was einen innerlich schmerzt, schreibt man nieder – und plötzlich, wenn das Geschriebene vor einem liegt, erkennt man es nicht wieder. Es ist einem fremd", erläuterte Kolbe den Schülern.

Gleichzeitig helfe das Schreiben auch, Probleme zu verarbeiten. Manchmal seien es auch nur die kleinen Dinge des Lebens, die man so nebenbei aufgreife und die einen inspirierten. Kolbe sprach auch von seinen ersten Schreibversuchen aus Liebeskummer und seiner Jugend in der DDR. Auf die Frage, ob die Interpretation eines Gedichtes oder anderer Texte in der Schule Sinn mache, erklärte Kolbe, dass eine Interpretation sinnvoll sei, weil man sich mit Texten beschäftige und man erst dann über sie reden könne.

Zwar könne man sich an der Entstehungszeit und an der Biografie des Dichters orientieren, aber wichtig sei vor allem, dass man genau am Text bleibe. In ein Gedicht dürfe nicht hineininterpretiert werden, sondern nur heraus. Jeder habe seine eigenen Gedanken zu einem Gedicht, es sei nicht möglich, einer genau vorgefertigten Interpretation zu genügen. Wann man wisse, ob ein Gedicht gut sei? Da, so die Antwort, hilft nur das eigene Urteil.