Fußball-Weltmeister und VfB-Leistungsträger Kevin Großkreutz kam den Autogrammwünschen seiner Fans gerne nach. Mit am Tisch: Fanclub-Vorsitzenden Patrick Wurster. Foto: Geisel

Fußball-Weltmeister stattet Fanclub Oberes Nagoldtal im Schindeldächle Besuch ab.

Altensteig - Jogi Löw, Peter Reichert, Günther Schäfer, Timo Hildebrand, Marco Streller, Georg Niedermaier – und jetzt Kevin Großkreutz. Der VfB-Fanclub Oberes Nagoldtal hatte schon viele berühmte Gäste. So auch jetzt zu seinem 20-jährigen Bestehen.

Am 23. September 1996 ging beim VfB Stuttgart die Meldung über einen neuen Fanclub ein. Rund zehn Bekannte hatten entschieden, dass die Zeit reif war, den VfB-Fanclub Oberes Nagoldtal ins Leben zu rufen. Den Anstoß hatte Peter Seeger aus Ebhausen gegeben, Dauerkartenbesitzer und später der erste Vorsitzende des Clubs.

20 Jahre später sind fünf der Gründungsmitglieder noch immer dabei: Ernst Braun, Dieter Pfeiffer und Rolf Scheerer sowie die Ausschussmitglieder Ralf Braun und Bernd Wurster. Die beiden letztgenannten bilden zusammen mit dem ersten Vorsitzenden und Kassier Patrick Wurster sowie Schriftführerin Jasmin Thillmann das aktuelle Vorstandsgremium. Inzwischen gehören auch keine zehn Fans mehr zum Club, sondern 35.

Kevin Großkreutz, Dortmunder Urgestein, Fußball-Weltmeister und seit Januar Leistungsträger beim VfB Stuttgart, feierte jetzt gemeinsam mit den VfB-Fans aus dem oberen Nagoldtal deren 20. Geburtstag. Jedes Jahr bietet der VfB seinen Fanclubs die Möglichkeit, einen seiner Spieler zu einem besonderen Anlass – wie es das 20-jährige Bestehen zweifelsohne ist – zu empfangen. Die Fans aus dem Nagoldtal hatten nicht nur das Glück, einen Spieler zu bekommen, sondern sogar ihren Wunschspieler: "Die meisten von uns finden ihn recht gut, weil er sehr direkt ist und nach dem Abstieg einer der ersten war, die gesagt haben Wir bleiben und ziehen den Karren aus dem Dreck", fasste Patrick Wurster zusammen.

Als Großkreutz den Gastraum betrat, setzte Applaus ein, das Klopfen auf den Tischen. Rasch schwollen Begeisterung und Geräuschpegel an, gipfelten in von rhythmischem Klatschen begleiteten Gesang: "Kevin Großkreutz, Kevin Großkreutz, Kevin Großkreutz!"

Und dann: Totenstille. Der VfB-Spieler begrüßet den Vorsitzenden, begrüßte den Club und brachte als Geschenk einen Wimpel und eine Tüte voller Süßigkeiten mit. Während er spracht, noch ein wenig leise und verhalten, war es mucksmäuschenstill.

"Die meisten von uns finden ihn recht gut"

Erst langsam begann die Action, das "dem Profi-Spieler nahe kommen", der ganze Trubel, der doch größer ausfiel, als der Fanclub erwartet hatte, wie Bernd Wurster zugab. Allmählich richtete sich das Augenmerk auf Großkreutz: Im bis dato noch völlig weißen Gästebuch durfte er sich als erster eintragen. Spendensparschweine gingen herum, der Erlös soll der Kinderklinik Dortmund zugute kommen – die auch Großkreutz unterstützt. Rund 320 Euro kamen im Laufe des Abends zusammen, die aus der Clubkasse noch auf eine glatte 500 aufgerundet wurden.

In der Fragerunde bekamen die Clubmitglieder die Chance, den Profi in ihrer Mitte besser kennenzulernen. "Wie war es, als junger Spieler mit Dortmund Meister zu werden, beziehungsweise dann Weltmeister?" eröffnet der Vorsitzende. Als "Sensation", "unglaublich" beschreibt Großkreutz die Erfahrung, die den damaligen "No-Names" der Dortmunder Mannschaft keiner mehr nehmen könne. Über seine Verletzung zu sprechen, fiel ihm sichtlich schwerer. "Es ist bitter" räumte er ein, berichtete von seiner Reha, dass er sich "wieder herausgekämpft" habe, jetzt aber auch den Urlaub brauche. Dass er die letzten zwei Spiele auf der Bank verbracht hat, störe ihn nicht im geringsten. Schließlich gehe es ums Team und dafür alles zu geben.

"Gibt es einen Plan für die nächste Runde?" hakt Patrick Wurster weiter nach. "Es gibt nur ein Ziel, und das ist der Aufstieg", ab der VfB-Spieler kurz und knackig zurück. Ein Fan bemängelte, dass der VfB in seinen Spielen früh in Führung gehe, dann aber nachlasse, Großkreutz der einzige sei, der mal laufe, Gas gebe und durchrenne. Auf die Frage, wie das komme, antwortete Großkreutz diplomatisch: Die Mannschaft sei noch jung, der müsse man noch Zeit geben.

Ebenfalls recht jung und neu ist VfB-Trainer Hannes Wolf, der seit September die Zügel in der Hand hält. Auf ihn ist Großkreutz sehr gut zu sprechen: "Ich habe mich riesig gefreut", kommentierte er den Trainerwechsel. Er und Wolf kennen sich seit acht Jahren, er halte ihn für einen tollen Trainer und glaube, er könne ein ganz großer werden. "Was besseres kann uns nicht passieren", rundete er seine Antwort ab.

Das Potenzial der Mannschaft schätzt Großkreutz hoch ein, sagte: "Wir können uns alle noch entwickeln" und "es macht Spaß mit der Truppe". Auch in der Stadt Stuttgart fühle er sich wohl, habe Freunde gefunden und die Schwaben als ebenso "offen und ehrlich" kennengelernt, wie er sich selbst einschätzt. Außer seiner Familie in Dortmund vermisse er nichts. Mit dem VfB als Traditionsverein könne er sich sehr gut identifizieren, und das sei das Wichtigste, ebenso, dass die Fans dabei sind und mitgehen. Diese lobte er besonders jetzt, wo sie ihrem Verein auch nach dem Abstieg so treu geblieben wären.

Bevor Kevin Großkreutz das Schindeldächle und damit Altensteig wieder verließ, hatten die Fans noch Zeit, sich ein Autogramm zu holen, ihre Trikots signieren zu lassen und Fotos mit dem Fußballer zu machen. Als kleines Andenken an seinen Besuch erhielt er vom Club noch einen Fanclub-Schal, zwei Sixpacks Hochdorfer, das Buch "Wir vom Jahrgang 1988" sowie eine Ausgabe der Zeitung "Die Welt", die am Tag seiner Geburt, dem 16. Juli 1988, erschien.