Franziska Hölscher (Violine) und Severin Eckardstein (Klavier) bei ihrem Konzert in Altensteig. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Franziska Hölscher und Severin Eckardstein eröffnen Meisterkonzerte

Von Maria Kosowska-Németh

Altensteig. Kaum ist die Sommermusik Altensteig verklungen, kündigte das erste Kammerkonzert die neue Musiksaison an. Franziska Hölscher (Violine) und Severin Eckardstein (Klavier) übernahmen am Sonntagabend die Fortsetzung der Meisterkonzert-Reihe.

Mit anspruchsvollem Repertoire in origineller Interpretation gewannen die Künstler restlos die Publikumsgunst. Bereits in der Sonate G-Dur von M. Ravel zeichnete sich zwischen den zwei, von Komponisten als "unvereinbar" angesehenen Instrumenten ein differenziertes, individuelles Verhältnis ab. Das subjektiv empfundene dynamische Ungleichgewicht schuf jedoch eine neue Klangebene, auf der sowohl Geige als auch Klavier frei agierten und im vollkommenen Einklang miteinander korrespondierten. Starke Kontraste zwischen der oft ruhigen Violine und impulsivem Klavier, raffinierte, brillante Technik mit filigranen Figürchen im imposanten Tempo verliehen dem Werk eine starke persönliche Note, welche den gesamten Kammerabend weiterhin prägte.

Fast artig und salon-elegant wirkte jedoch, zumindest anfangs, die Schubertsche Sonate g-moll mit ihrer deutlich hervorgehobenen Themen und der darunter pulsierenden Lebendigkeit. Trotz leichter dynamischer Klavierüberlegenheit erschien das Andante im exakten Dialog des perlenden Anschlags und der geschmeidigen Bogenstriche als ein Nachruf an die Mozartschen Kantilene, Menuett ließ an ein agogisch differenzierten Pas de deux denken und das Allegro moderato bildete mit seinen emotionalen Steigerungen ein transparentes und zugleich köstlich bravouröses Finale.

In der Sonate f-moll von S. Prokofjew setzten Hölscher und Eckardstein noch gezielter ihr musikalisches und technisches Vermögen ein. Es entstand beinahe der Eindruck, die vorhergegangenen Werke dienten einigermaßen der künstlerischen Aufwärmung.

Das oft ruhige, ergreifend introvertierte Vibrato der Hölscher gewann rasend schnell an Intensität, die Tonkraft der Geige kämpfte gegen die Klavierstärke an, ohne den Klang zu forcieren. Jedes Instrument erreichte seinen eigenen dynamischen Tief- und Höhepunkt, die innerlichen Ausbrüche bildeten eine kontrastreiche Brücke zwischen den brüsken Turbulenzen des Allegro und den flüchtigen, ätherisch-verliebten Passagen des ergreifenden Zwiegesangs im Andante. Mit ihrem makellosen Klang und imposanter Technik hinterließen Hölscher und Eckardstein nach dem finalen Allegrissimo eine gewaltige Spur der authentischen, einvernehmlichen, zutiefst wirkenden Musikkunst.

In den zwei Zugaben – "Liebesleid" von Kreisler und "Romanze" von Schumann – durfte sich der große Publikumskreis erneut an der poetischen Zartheit der Violine und delikatem Flügeltasten-Anschlag laben.