Für einen genussvollen Konzertabend sorgte das "Zehetmair-Quartett" in der evangelischen Stadtkirche Altensteig. Foto: Hummel Foto: Schwarzwälder-Bote

International bekanntes Zehetmair-Quartett spielt Beethoven in der evangelischen Stadtkirche Altensteig

Von Rafael Hummel Altensteig. Am vergangenen Sonntag öffnete die evangelische Stadtkirche von Altensteig ihre Pforten für das traditionelle Wandelkonzert. Nun spielte das international bekannte und gefeierte "Zehetmair-Quartett" auf.Rund um Stargeiger Thomas Zehetmair haben sich drei weitere hervorragende Musiker zusammengefunden. Kuba Jakowicz übernimmt in dem berühmten Ensemble den Part der zweiten Violine, Ruth Killius zaubert auf der Viola und Ursula Smith fasziniert mit ihrem Cellospiel.

Das Programm, das die vier Virtuosen zusammengestellt hatten, bestand aus zwei Streichquartetten von Ludwig van Beethoven: Streichquartett op. 131 in cis-moll und Streichquartett op. 135 in F-Dur. Bereits der erste Beitrag überraschte. Das siebensätzige Werk ist durchzogen von Schwermut und Ernst – leichte Kost ist es in keinem Fall.

Sind die früheren Quartette des genialen Komponisten doch eher typisch für die klassische Musikepoche, so ist das Streichquartett op. 131, Beethovens 14. und damit viertletztes Werk für diese Besetzung insofern seiner Zeit voraus, als dass moderne Elemente – wegbereitende Komponenten für die Romantik – darin verarbeitet wurden.

Nicht zuletzt ist das Meisterstück wohl am ehesten im Kontext zu Beethovens Leben zu verstehen: Vollendet wurde das Streichquartett im Juli 1826. Der mittlerweile gehörlose Komponist sah sein Ende bereits nahen. Von Zerrissenheit und Zerfall zeugen die unterschiedlichen Sätze.

Den Facettenreichtum der sieben Sätze arbeitete das Zehetmair-Quartett sehr fein heraus. Nicht nur, dass die Musiker allesamt auswendig spielten, bewirkte die ausgesprochen präzise Interpretation. Ebenso saßen sie in einer ungewöhnlichen Gruppierung beieinander: Die erste Geige vorne neben der Bratsche, spiegelbildlich gegenüber zweite Geige vorne, das Cello dahinter. Mithilfe dieser Sitzordnung bildeten die Musiker ein Quadrat, was eine neue Hörerfahrung bot – besonders bei alleinstehenden Tönen, die abwechselnd durch die einzelnen Instrumente gingen.

Gemeinsames Atmen, akkurates Pizzicato, gemeinsame Dynamik und Agogik waren das Resultat. Besonders schön am ersten Streichquartett war, dass das Stück selbst die einzelnen Instrumente immer wieder in kurzen Soli voll zur Geltung kommen ließ. So konnten neben Thomas Zehetmair auch Kuba Jakowicz, Ruth Killius und Ursula Smith zeigen, wie perfekt sie ihr Instrument beherrschen.

Eine besondere Erwähnung hat das dynamische Können der vier Streicher verdient. Sie schafften es mühelos, teilweise auch abrupt Lautstärkenunterschiede von kaum hörbar bis energisch und durchdringend zu meistern.

Große Musikalität legte das Quartett auch beim zweiten Streichquartett op. 135 in F-Dur an den Tag. Die vier Sätze gingen ihnen (ebenfalls auswendig) leicht von der Hand.

Insbesondere im letzten Satz "Grave, ma non troppo tratto-Allegro" konnten sie noch einmal zeigen, welches musikalisches Potential in ihnen steckt.

Der vierte Satz ist immer wieder unterbrochen von kurzen Tremoli, erst in den hohen, dann in den tiefen Streichern. Kontrastierend zu den sonst eher getragenen Themen durchstoßen sie wie Fremdkörper den melodiösen Fluss und sorgen für Spannung und Stimmungswechsel. Ein Konzertgenuss.