Förster Thomas Merklinger beim "Auszeichnen", also dem Markieren der Bäume. Foto: LRA Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Mit besonderen Graffiti an Bäumen gestaltet Förster Thomas Merklinger die Zukunft des Waldes

Graffiti finden sich normalerweise eher in Städten, an Bauwerken oder Zügen. Doch für Förster Thomas Merklinger sind Graffiti im Altensteiger Wald das Normalste der Welt.

Altensteig. Wer aufmerksam durch den Nonnenwald bei Altensteig geht, dem sollten die Zeichen nicht entgangen sein: hier ein Punkt, da ein schräger Strich oder doppelter Querbalken.

"Während die Waldbesucher den Herbstwald genießen, ist das für uns die Hauptarbeitszeit für die Holzernte. Im Volksmund werden die Farbmarkierungen an den Bäumen auch "Förstergraffiti" genannt. Sie dienen unseren Forstwirtinnen und Forstwirten zur Orientierung bei der Waldarbeit", erklärt Forstbezirksleiter Johannes Fünfgeld. Die Kennzeichnungen, die die Forstleute auf die Bäume gesprüht haben, sagen den Mitarbeitern zum Beispiel, ob ein Baum gefällt werden soll, ob hier eine Gasse für den Holztransport angelegt wird oder ob der Baum ein Zukunfts- oder sogar ein Habitatbaum ist. Es gibt also eine Art Zeichensprache, mit der sich Förster und Forstwirt verständigen. "Das Anbringen solcher Symbole mit spezieller Sprühfarbe nennt das Forstpersonal ›Auszeichnen‹", so Fünfgeld weiter.

Auf "Zukunftsbäume" passen sie besonders auf

"Beim Auszeichnen richtet sich mein erster Blick in die Baumkrone und auf den Baumstamm", erklärt Förster Thomas Merklinger. "Ich schaue dabei nicht primär, welcher Baum weg muss, sondern welcher Baum gefördert werden soll." Ein solcher Zukunftsbaum – kurz Z-Baum – wird unterstützt, indem Konkurrenten, die sein Wachstum behindern könnten, gefällt werden. Die Z-Bäume werden mit einem umlaufenden Ring gekennzeichnet. Die Waldarbeiter wissen dann: Auf diese Bäume muss ich besonders aufpassen. "Gefördert werden zum Beispiel seltenere Baumarten oder besonders kräftige und vitale Bäume mit schönem geradem Stamm, die später einmal wertvolles Holz, unter anderem für den Möbelbau liefern", erklärt der Fachmann. Ein Schrägstrich bedeutet dagegen, dass der Baum bei der nächsten Waldpflegemaßnahme gefällt werden soll.

"Mit zwei waagerechten Strichen werden die sogenannten Rückegassen gekennzeichnet", so Merklinger. Das sind schmale Fahrlinien im Wald, auf denen das Holz an den Waldweg gezogen wird. Die Forstspezialmaschinen fahren ausschließlich auf den gekennzeichneten Rückegassen. So werde der empfindliche Waldboden geschont und eine flächige Befahrung vermieden.

Hoher Wert für die biologische Vielfalt

Besonderes Fachwissen setzt die Kennzeichnung der sogenannten Habitatbäume voraus. Das sind Bäume, die ökologisch besonders bedeutsam sind, beispielsweise Specht-, Höhlen- oder Horstbäume. "Bei uns im Revier sind die Randbäume einer Habitatbaumgruppe mit einer umlaufenden Wellenlinie markiert. Häufig sind das richtig urige und alte Bäume mit einem hohen Wert für die biologische Vielfalt. Sie sind als Lebensraum vieler Tiere, Pflanzen und Pilze sehr wertvoll und wichtiger Bestandteil unseres Wirtschaftswaldes. Darum werden sie nicht gefällt", erklärt Merklinger.

 Der Landkreis Calw ist einer der waldreichsten Landkreise Baden-Württembergs. Seine Waldfläche von rund 50 000 Hektar macht 63 Prozent der Kreisfläche aus und entspricht in etwa der Fläche des Bodensees.

 Weitere Informationen zum Thema Wald im Kreis Calw finden sich auf der Internetseite www.kreis-calw.de