Über die Reformation in Altensteig sprach Pfarrer Klaus-Peter Lüdke vor der Montagsakademie. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformation: Wart erhält schon im Jahr 1537 einen evangelische Seelsorger / Heute "bunter Blumenstrauß"

Klaus-Peter Lüdke, evangelischer Pfarrer in Altensteig, berichtete in der Montagasakademie von den Anfängen der Reformation in der Flößerstadt.

Altensteig. Die evangelische Reformation in Altensteig wurde 1556 unter dem badischen Markgrafen Karl II. "offiziell eingeführt", eröffnete Pfarrer Klaus-Peter Lüdke seinen Vortrag vor der Montagakademie, die sich im neuen Programm mit den Folgen der Glaubenslehre von Martin Luther beschäftigt. Mit der "Anordnung von oben" würde man aber unterschlagen, dass die Erneuerung eine lange Vorgeschichte hat", entnimmt der Seelsorger schriftlichen Aufzeichnungen.

Das Kirchspiel Altensteig – mit dem Hauptpfarrsitz in Altensteigdorf – wurde 1303 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. In der Kernstadt standen damals drei romanische Gotteshäuser: die St. Leonhardskirche am unteren Ende der Alten Steige, St. Anna oberhalb des Postplatzes und die Händler- und Kaufmannskirche St. Nikolaus unter dem Schloss. Im Jahr 1398 erwarben die Markgrafen von Baden die Stadt Altensteig, sie setzten Vögte ein, die Angelegenheiten des Kirchspiels regelten. Besonders Wilhelm von Urbach hinterließ tiefe Spuren. Im Wohn- und Dienstsitz neben dem alten Rathaus wohnten damals zwölf Kapläne. Der Glaube hatte einen hohen Stellenwert im täglichen Leben der Menschen.

Der reformatorische Aufbruch wurde zwar amtlich verordnet, aber von der Stadt und ihren Gläubigen selbst getragen, hat sich Lüdke kundig gemacht. Salomon Schradin war 1561 der erste evangelische Pfarrer in Altensteig. In Wart ernannte der Reformator Ambrosius Blarer im November 1537 Johann Strub aus Aidlingen zum evangelischen Seelsorger. Als 1536 der letzte katholische Herr von Berneck, Wolf von Gültlingen, starb, setzte sein evangelischer Vetter Balthasar von Berneck Martin Braun ein. In Walddorf wurde der katholische Priester Johann Speidel aufgefordert, seine "Hure", mit der er zwei Kinder hatte, zu heiraten und von der Messe abzulassen. Als er die Auflagen erfüllte, durfte er sein Pfarramt behalten. Egenhausen wurde 1556 der Pfarrei Spielberg zugeschlagen. Garrweiler gehörte ursprünglich zu Grömbach, geistlich versorgt wurden die Gläubigen in den Umbruchjahren von Altensteig aus.

Innerhalb eines Jahrhunderts habe Altensteig eine katholische Erneuerung und danach die von Martin Luther angestoßene Reformationsbewegung erlebt, rekapitulierte Lüdke.

Heute sei die kirchliche Landschaft in der Flößerstadt "ein bunter Blumenstrauß". Die unterschiedlichen Konfessionen würden sich annähern und weniger auf das Trennende, sondern mehr auf das Verbindende schauen. Lüdke schloss seinen Vortrag mit den Worten: "Die Versöhnung und Liebe Christi drängen uns, weitere Schritte aufeinander zuzugehen."

Die nächste Veranstaltung der Montagsakademie findet am 3. April im katholischen Gemeindehaus statt. Dann spricht der Diplomtheologe und Bildungsreferent Hans-Joachim Remmert aus Calw über "Das zerschnittene Tischtuch des Abendmahls".