Katharina Wulzinger begleitet Thomas Rademacher zunächst auf ihrer Truhenorgel, bevor das Duo auf die Kirchenempore umzog. Foto: Kosowska-Németg Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchenmusik: Organistin Katharina Wulzinger und Cellist Thomas Rademacher treten in Altensteig auf

Von Maria Kosowska-Németh

Altensteig. Advent lag in der Luft, die Altensteiger Altstadt wirkte verschlafen und still. In diese besinnliche Ruhe schrieb sich nahtlos die vierteljährliche Stunde der Kirchenmusik ein. Zu Gast waren der Bonner Cellist Thomas Rademacher und Katharina Wulzinger aus Wertheim an der Orgel. Mitgebracht hatten sie ein für dieses Konzert maßgeschneidertes Programm aus der Barock- und Romantikzeit.

Anfangs begleitete Wulzinger den Solisten auf ihrem eigenen Positiv (Truhenorgel), dem kleineren Bruder der Altensteiger Orgel aus derselben Meisterwerkstatt Rohlf, dann zogen die Künstler vom Kirchenparterre auf die Empore um.

Rademacher unterstrich seine solistischen Kompetenzen mit gefühlsbetonten Kantilenen und reicher Klangfärbung (auch à la Gamba in der Sonate B-Dur von Antonio Vivaldi), verstärkte die Ausdruckskraft mit dynamischen Anspannungen und Kontrasten, artikulierte fein und präzise.

Einen anderen, virtuos betonten Vivaldi-Charakter hoben Rademacher und Wulzinger im Concerto D-Dur hervor, wo sie Solo- und Orchesterpart (Orgel) dynamisch und koloristisch deutlich differenzierten. Und wieder einmal berührten sie im langsamen Satz die Gemüter der Zuschauer mit dem weichen Klang von epischer Kraft und einer üppigen Klangpalette. Mit Applaus hielt sich das Publikum indes bis zum Konzertschluss zurück.

In dem subtilen "Drei Stücke" aus op. 150 von Joseph Gabriel Rheinberger erzählte das Duo eine Mär von heiler Welt, voller Träume und Ruhe. Die Instrumente blühten nacheinander auf und reiften zu einem expressiv-malerischen Zusammenspiel.

Ernst und stellenweise dramatisch bis explosiv klang hingegen die Orgelsonate c-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Durch die frei atmenden Phrasen und sorgsame Registrierung (beinahe Subbass-Frequenz im Pedal) erreichte die Interpretation von Wulzinger besonders in der Schlussfuge eine hochromantische Aussagekraft.

Der optimistische Choral "Wachet auf" von Johann Sebastian Bach konnte man auch als eine Mahnung vor dem fanatischen Terror verstehen. Jedenfalls erwähnte Pfarrer Klaus-Peter Lüdtke diese Bedrohung und ermunterte die Anwesenden zu Zuversicht.