Schulrätin Sylvia Storz-Veigel (links) wünschte dem scheidenden Förderschulrektor Jürgen Bodamer und seiner Frau Hermine eine gute Zeit und überreichte Geschenke. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Verabschiedung: Förderschule entlässt Jürgen Bodamer in ein Freistellungsjahr mit anschließendem Ruhestand

Für Jürgen Bodamer beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Der Rektor der Altensteiger Markgrafen-Förderschule beendet seine berufliche Tätigkeit und zieht mit seiner Frau nach Überlingen an den Bodensee.

Altensteig. Schulrätin Sylvia Storz-Veigel hatte zu der Verabschiedung ein Geschenk, aber keine Entlassungsurkunde mitgebracht, weil es bis zur offiziellen Pensionierung noch ein Jahr hin ist.

Seit 1981 im Schuldienst, zuletzt 23 Jahre als Lehrer in Altensteig, von Juli 2001 bis heute als Rektor – das muss reichen, sagte sich der Familienvater und beantragte ein Freistellungsjahr. Aus Schülermund bekam er für seinen Ruhestand per Video gleich ein paar gute Wünsche mit auf den Weg: zusammen mit seiner Frau kochen, Rad- und Motorrad fahren, im Bodensee fischen, mit den Enkeln den Europapark besuchen und "einfach lange schlafen".

Sylvia Storz-Veigel vom Staatlichen Schulamt Pforzheim skizzierte in ihrer Ansprache die berufliche Laufbahn des gebürtigen Rutesheimers, der sich nach der Schulzeit zum Krankenpfleger ausbilden ließ, sich abends weiterbildete, die Eignungsprüfung zum dreijährigen Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg bestand. Das Geld zum Leben habe er sich als Nachtwache in einem Krankenhaus verdient. Das Referendariat absolvierte Bodamer in Ebhausen, hängte in Reutlingen ein Aufbaustudium Sonderpädagogik an, arbeitete drei Jahre als Sonderschullehrer in Loßburg, danach in Horb. Seit 1993 unterrichtet er an der Markgrafen-Förderschule in Altensteig und wurde dort nach acht Jahren zum Rektor befördert. Die Schulrätin bedankte sich bei Bodamer für dessen pädagogisches Geschick und das christliche Menschenbild, wonach man "eine Gesellschaft daran erkennt, wie sie mit den Schwachen umgeht".

Bürgermeister Gerhard Feeß würdigte in seiner Rede die "offene, freundliche und korrekte Art" des Lehrers und den "liebevollen Umgang mit seinen Schülern". Lobend hob der Rathauschef außerdem hervor, dass Bodamer seit vielen Jahren im Altensteiger Gemeinderat mitarbeite und als Sprecher das Internationalen Arbeitskreise INKA Zeichen gesetzt habe.

Geschäftsführer Schulleiter Klaus Ramsaier schätzte an der "Führungskraft" Bodamer "den Optimismus eines Schiffbrüchigen, die Gesundheit eines Olympiakämpfers, das dicke Fell eines Nilpferdes, die Würde eines Erzbischofs" und viele andere Eigenschaften, von denen er auch einige bei seinem beginnenden Ruhestand gut brauchen könne.

Elternbeiratvorsitzende Nathalie Mayer mochte am scheidenden Rektor dessen Fairness, seine Unterstützung und seinen Pragmatismus.

"Das bin nicht ich", habe er bei der überschwänglichen Charakterzeichung denken müssen, schmunzelte Jürgen Bodamer in seiner Abschiedsrede, bedankte sich aber trotzdem bei allen "von ganzem Herzen". Er habe sich in all den Jahren in Altensteig sehr wohl gefühlt und den Beruf gerne ausgeübt – "aber alles hat seine Zeit".

Zum Schluss musste der Pädagoge noch einiges loswerden, "was mir im Magen liegt". Bodamer kritisierte "falsche Vorbilder" im Fernsehen und den sozialen Medien, räumte mit der Meinung auf, dass man ein Ziel "mit viel Spaß und ohne Anstrengung" erreichen könne, und bemängelte, dass die Schule überzogenen gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden müsse. Manchmal hätte er sich deshalb "wie ein aus der Zeit gefallener Schulleiter gefühlt".

Umrahmt wurde die Abschiedsfeier im Foyer der Markgrafenschule von einer inszenierten, amüsanten Vorbesprechung von Lehrern der Altensteiger Förderschule, was sie ihrem Rektor bei der Verabschiedung alles sagen und hervorheben sollten. Musik erklang vom vielköpfigen "Trio hoch drei" mit Liedern aus England, Israel, Südafrika, Irland und anderen Instrumentalstücken. Gefallen hat auch eine Trommelgruppe der Förderschule und eine Bodypercussion der Klasse 7 und 8. Im Anschluss lud die Stadt Altenteig als Schulträger zu einem Stehempfang ein.