Die Teilnehmer des Treffens vor dem Alpirsbacher Kloster (von links): Stadtrat Axel Ebner, Yvonne Rauter von der Stadt-Info, Klaus-Peter Hartmann, Vorsitzender der Freunde Kloster Hirsau, Verwaltungsrat Laurent Auberson, Bürgermeister Reiner Ullrich, auch Verwaltungsrat, Bürgermeister Josef Schweizer, Bollschweil, Alois Beck, Vertreter der Gemeinde Sölden, Hans-Martin Dittus, Stadt Calw, Direktor Christophe Voros, Armand Genoux, Präsident der Föderation, und Stadtarchivar Stefan Zizelmann Foto: Held Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Kontroverse über Mitgliedschaft der Stadt in Föderation cluniazensischer Orte geht weiter

Von Claus Wiegert

Bürgermeister Reiner Ullrich sieht die Mitgliedschaft der Stadt Alpirsbach in der Föderation cluniazensischer Orte als große, nicht zuletzt touristische Chance. Nach seiner Abwahl ist offen, wie es damit weitergeht. Denn es gibt nach wie vor auch Befürworter des Austritts.

Alpirsbach. Die 1000 Euro Jahresbeitrag für die Föderation könnte sich die Stadt sparen, meinten die FWV/CDU- und die ZfA-Fraktion im Gemeinderat, als sie im September den Austritt beantragten. Mit einem Mehrheitsbeschluss vertagte das Gremium das Thema allerdings.

Kürzlich gab es nun in Alpirsbach ein Treffen von Vertretern der deutschen cluniazensischen Orte mit dem Vorstand der Föderation. Dabei wurde die Bedeutung der Zusammenarbeit über Grenzen hinweg hervorgehoben. Besonders ging es, wie Helmut Held seitens der Stadt mitteilte, bei der Besprechung um die künftigen Statuten, die bei der Hauptversammlung im Juni verabschiedet werden sollen.

Weitere Themen waren die Förderung von Kultur und Tourismus sowie das Projekt Clunypedia. Bei der Unesco soll zudem die Anerkennung der Föderation als ideelles Weltkulturerbe beantragt werden. Zum Status der künftigen Mitgliedschaften meinte der Vorstand, dass sich die Föderation in erster Linie auf Kommunen mit einer cluniazensischen Anlage gründen will, die auch uneingeschränkte Mitwirkungsrechte haben. Die Eigentümer einer cluniazensischen Anlage und die Vereine und Institutionen, die eine Klosteranlage oder eine Kirche betreuen, bleiben hingegen ohne Mitwirkungsrechte. Für Alpirsbach würde dies laut Held bedeuten, dass das Prädikat "cluniazensische Ortschaft" wegfällt, falls die Stadt ihre Mitgliedschaft aufgeben würde. Die Mitgliedschaft der evangelischen Kirchengemeinde Alpirsbach würde daran nichts ändern.

Axel Ebner, ehemaliger Kirchengemeinderat, wies bei dem Treffen darauf hin, dass entgegen seinem Vorschlag Pfarrer Horst Schmelzle als Vorsitzender des Kirchengemeinderats mit der Mehrheit des Gremiums die Unterzeichnung der Charta der Föderation im Jahr 2010 abgelehnt habe. Aus Sicht der Föderation mache dies die Mitgliedschaft der evangelischen Kirchengemeinde problematisch, wird Direktor Christophe Voros zitiert. Präsident Armand Genoux zeigte bei dem Treffen der Föderation in Alpirsbach die bisherige positive Entwicklung auf dem Gebiet des Kultur-Tourismus auf. Die von der Föderation veranstalteten Kulturtourismus-Messen hätten sich gut entwickelt. Geplant seien weitere kulturelle touristische Angebote.

Pfarrer Horst Schmelzle ist einer der schärfsten Kritiker von Bürgermeister Reiner Ullrichs Kurs in Sachen Föderation cluniazensischer Ortschaften. Schmelzle, auch Fraktionsvorsitzender der ZfA im Alpirsbacher Gemeinderat, hält die Mitgliedschaft der evangelischen Kirchengemeinde in dem Zusammenschluss für ausreichend. In einem Flugblatt, das er bei einer Gemeinderatssitzung Mitte April verteilte, fragt er provokant: "Was hat die Mitgliedschaft der Stadt bisher gebracht außer schönen Worten?" Bereits seit 2003 sei die evangelische Kirchengemeinde Alpirsbach stellvertretend für die Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) sowie die Stadt in der Fédération des Sites Clunisiens. Der Historiker Stefan Zizelmann vertrete die evangelische Kirchengemeinde und die SSG in der Föderation.

Nach dem Ausscheiden der Stadt aus dem Info-Zentrum im Kloster ist die Kommune im Jahr 2010 selbst Mitglied in der Föderation geworden. Bürgermeister Reiner Ullrich und Axel Ebner vertreten die Stadt im Verwaltungsrat der Föderation und haben eine Charta unterschrieben, die laut Schmelzle aus einer "Auflistung von Banalitäten" besteht. Zum Thema Weltkulturerbe fragt Schmelzle in dem Flugblatt: "Wird hier wieder einmal eine Worthülse in den Raum gestellt oder ein Luftschloss gebaut?"

Wie sich der neue Bürgermeister Alpirsbachs zur Mitgliedschaft der Stadt in der Föderation stellt, ist noch offen. Diese Woche war Michael Pfaff nicht zu erreichen – er ist noch in Urlaub.