Michael Pfaff sieht in der Umstellung des Haushalts Chancen für die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden. Foto: Wiegert Foto: Schwarzwälder-Bote

Finanzen: Bürgermeister Michael Pfaff hält eine Aufstockung durch Haushaltsumstellung für nötig

Auch wenn die Klosterstadt wegen klammer Kassen derzeit auf Sparkurs ist – beim Rathauspersonal möchte Alpirsbachs neuer Bürgermeister Michael Paff dennoch aufstocken. Der Grund: die Haushaltsreform.

Alpirsbach. Ja, es klinge vielleicht schon etwas merkwürdig, über Aufgabenreduzierung zu reden und gleichzeitig zusätzliches Verwaltungspersonal zu fordern, gibt Michael Pfaff zu. Dennoch: "Ich meine, wir müssen in diesem Bereich antizyklisch denken und über eine Personalaufstockung für den Zeitraum der Umstellung auf das neue Haushaltsrecht reden, anders ist diese große Aufgabe nicht zu bewältigen", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Bis zum Jahr 2020 müssen die Kommunen Baden-Württembergs von der Kameralistik auf das doppische Rechnungswesen umstellen, das sich an der kaufmännischen doppelten Buchführung orientiert. Ein Paradigmenwechsel, denn bei der kommunalen Doppik wird nicht nur der Geldfluss verrechnet, sondern auch der tatsächliche Ressourcenverbrauch der Kommune, beispielsweise die Abschreibungen. Wünschenswert wären, so der Bürgermeister, zwei Stellen im Bereich Kämmerei und Datenverarbeitung, denn hinter der Haushaltsumstellung stecke ein enormes Arbeitspensum, weiß Pfaff.

Er hat durch seine frühere Arbeit im Schramberger Rathaus Erfahrungen gesammelt, weil die Umstellung dort bereits erfolgte. "Hier geht es nicht nur um eine neue Software für die Verwaltung, die ganze Struktur im Finanzbereich muss überarbeitet, das Vermögen erfasst und bewertet werden, und jeder Kaufmann weiß, was es heißt, eine Bilanz aus dem Nichts aufzustellen", sagt der Rathauschef.

Umstellung kann bis zu drei Jahre dauern

Zwar haben die Kommunen bis zum Fristablauf noch drei Jahre Zeit, doch Pfaff will mit der Umstellung in Alpirsbach schnellstmöglich starten. Drei Jahre plant er für diesen Prozess ein – eine realistische Rechnung, wie es scheint. Denn auch die Gemeindeprüfungsanstalt Baden-Württemberg geht davon aus, dass nach bisherigen Erfahrungen "eine zwei- bis dreijährige Projektzeit wohl nicht zu großzügig bemessen ist", da komplexe Themen anstünden und eine Vielzahl von Fragestellungen zu lösen sei.

"Wir müssen unsere ganzen Vermögenswerte erst mal erfassen, sie nach gesetzlichen Richtlinien bewerten und entsprechend dokumentieren, also eine ganz neue Anlagebuchhaltung aufbauen – ein Kraftakt", warnt Pfaff. Viele Kommunen würden die Vermögensbewertung daher fremd vornehmen lassen, das sei zwar eine Option, aber dann fehle den Mitarbeitern später das Know-how bei künftigen Aufgaben, meint Pfaff. Er tendiere daher dazu, den Großteil selbst zu erledigen und nur geringfügige Maßnahmen zu vergeben.

"Ich möchte hier internes Fachwissen aufbauen", sagt Pfaff, deshalb plane er im Bereich der Kämmerei auch keine Neueinstellung, sondern würde die zusätzliche Stelle lieber durch eine zeitlich begrenzte Aufstockung bei jetzigen Teilzeitmitarbeitern gewinnen. Eine neue Stelle sieht er hingegen für den EDV-Bereich vor: "Die Datenverarbeitung spielt gerade auch bei der Haushaltsumstellung eine sehr große Rolle, da ist es gut, dauerhaft einen Fachmann im Haus zu haben, der die neue Software kennt und das Personal schult", sagt er.

Entlastungen bei der Haushaltsreform könnte laut Pfaff aber auch die Nutzung von Synergien bringen, denn für den Alpirsbacher Bürgermeister ist die kommunale Doppik auch eine große Chance zur interkommunalen Zusammenarbeit über die Landkreisgrenzen hinweg.

Interkommunale Synergien als Chance

Nur ein geringer Prozentsatz der Kommunen habe sich bislang mit dem Thema beschäftigt, aber alle stünden vor der gleichen Aufgabe und hätten mehr oder weniger die gleiche Verwaltungsstruktur, meint Pfaff. "Würden wir diesen Schritt zusammen mit unseren Nachbarn im Kreis Freudenstadt und Rottweil gehen, könnten wir uns beispielsweise bei der Vermögensbewertung austauschen. Wenn einer das Bewertungsproblem für die Straßen, der andere bei den Gebäuden und der Dritte beim Wald löst, könnten die Aufstellungen schneller erfolgen und Reibungsverluste bei der Umstellung minimiert werden", sagt er. Absprachen wären seiner Meinung nach auch bei der Anschaffung der nötigen Software sinnvoll: "Wir könnten uns Beratungsleistungen teilen oder Schulungen gemeinsam buchen, die sonst jede Kommune einzeln bezahlen müsste", meint Pfaff.

Auch mit Blick auf den möglichen Fachkräftemangel im ländlichen Raum und künftige Stellenausschreibungen wären Softwareabsprachen der Verwaltungen von Vorteil, meint der Bürgermeister. Doch davon sei man derzeit noch weit entfernt: In Loßburg, Alpirsbach und Schenkenzell gebe es derzeit allein im Kinzigtal drei verschiedene Finanzsoftware-Programme, mit denen gearbeitet wird, sagt Pfaff.