Sechs Wolfacher Kinzigflößer steuerten ihr Floß auf der Kleinen Kinzig. Fotos: Hering Foto: Schwarzwälder-Bote

Beim Schauriesen in Reinerzau eindrucksvoll altes Handwerk demonstriert / Floßfahrt auf der Kleinen Kinzig

Von Werner Hering

Alpirsbach-Reinerzau. Beim Riesplatz Oberes Dörfle in Reinerzau stieg das Riesfest mit verschiedenen Vorführungen. Hauptattraktion war das Schauriesen, bei dem Holzstämme ins Tal donnerten.

Veranstalter waren das Ries-team der Dorfgemeinschaft und eine Interessengemeinschaft. Die Moderation übernahm Michael Hamm, der auch zum Riesteam gehört.

Er bot zunächst einen historischen Überblick. Demnach gab es früher im Reinerzauer Tal insgesamt 24 Riesen, wobei die längste 780 Meter lang war. Von dieser wurde ein 250 Meter langes Stück als Schau-Riese mit einem Gefälle von 28 Prozent restauriert. Der andere Teil hatte teilweise ein Gefälle, das bei bis zu 70 Prozent lag.

Die Stämme mit einem Gewicht von mehr als einer Tonne und bis zu 40 Metern Länge erreichten Geschwindigkeiten bis zu 90 Stundenkilometer und rutschten im Auslauf bei Feuchtigkeit oder im Winter bei Vereisung laut Hamm einige hundert Meter weit. Es gab einige Steinriesen, wie die restaurierte, aber auch Erdriesen, die in vorhandene Erdrinnen gebaut wurden. Auch Holzriesen wurden angelegt. Solche Riesen wurden aus Stämmen gebaut, die dann von oben her wieder abgetragen wurden.

Die meisten Stämme wurden auf der Kinzig und dann auf dem Rhein bis nach Straßburg geflößt. Die sogenannten "Holländer-Stämme" wurden zu großen Flößen zusammengebunden, die bis zu 400 Meter lang waren, und nach Amsterdam geflößt.

Die zahlreichen Zuschauer beim Riesfest waren von den Vorführungen in der Schauriese fasziniert, wenn jeweils drei Stämme ins Tal donnerten. Interessant waren auch die schwierigen Arbeiten im oberen Bereich, wo die Stämme in die Riese eingeführt wurden.

Von unten her kam zuvor immer ein Hornsignal von jedem Rieshirten, dass sein Abschnitt frei war. Erst wenn dieses Signal nach oben weiter gegeben worden war, wurde der Stamm in die Riese gebracht. Eine gefährliche Arbeit, die früher immer mit einem gemeinsamen Gebet begonnen wurde.

Nachdem der Grundablass am Stausee Kleine Kinzig geöffnet worden und aus der zuvor ruhig dahin plätschernden Kleinen Kinzig ein reißender Gebirgsbach geworden war, starteten die Wolfacher Kinzigflößer ihre Floßfahrt und zeigten den staunenden und faszinierten Zuschauern ihr Handwerk.

Anschließend gab es noch eine kleine Wettfahrt mit kleinen Flößen, die Kinder zuvor gebastelt hatten. Neben dem Schauriesenplatz waren noch verschiedene Stände aufgebaut, wo man auch Produkte aus heimischer Produktion erwerben konnte wie Honig, Schnaps und Wurst.

Außerdem führte Timo Keck den Zuschauern vor, wie früher Teucheln hergestellt wurden. Diese Holzstämme, mit langen Bohrern ausgehöhlt, wurden als Wasserleitungen verwendet.