Dieses Makulaturfragment beinhaltet den Text der Messe zur Weihe der Alpirsbacher Klosterkirche. Foto: SSG Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung "Musikalische Fragmente" bietet eindrucksvolle Zeitreise

Alpirsbach. In der Ausstellung "Musikalische Fragmente" im Alpirsbacher Kloster werden noch bis zum 7. September bislang unbekannte mittelalterliche Choralhandschriften aus Alpirsbach gezeigt – eine Wiederentdeckung mit erstaunlicher Geschichte.

Die Ausstellung, die das Hauptstaatsarchiv des Landesarchivs Baden-Württemberg erarbeitet hat, präsentiert die Ergebnisse eines echten Wissenschaftskrimis – und geht dabei weit in die Geschichte zurück. Denn das Benediktinerkloster Alpirsbach wurde bereits im Jahr 1534 aufgelöst, als im Herzogtum Württemberg die Reformation eingeführt wurde. Das bedeutete auch für die Bibliothek der Mönche das Ende, denn die meist religiösen Handschriften wurden jetzt nicht mehr gebraucht.

Das Material der Bücher, das Pergament, war aber viel zu wertvoll, um es wegzuwerfen. Daher verwendete man es einfach weiter und nahm es, um neue Einbände daraus zu machen, für Rechnungen und Verwaltungsdokumente. So blieben die wertvollen klösterlichen Handschriften des Mittelalters erhalten. In mühseliger Kleinarbeit identifizierten die Experten im Landesarchiv Baden-Württemberg die Fragmente von Choralhandschriften aus Alpirsbacher Besitz – und die sind nun zum ersten Mal wieder im Schwarzwaldkloster zu sehen.

Die neu entdeckten Alpirsbacher Handschriften bieten interessante Einblicke in das Leben der Mönche im 15. Jahrhundert und sind umso wertvoller, da von der einst so bedeutenden Bibliothek des Klosters kaum noch etwas erhalten ist.

Eines der Stücke lässt sich als Text der Messe zur jährlichen Feier der Kirchweihe der Klosterkirche von Alpirsbach identifizieren. Für die Ausstellung kehren die musikalischen und liturgischen Zeugnisse nun wieder nach Alpirsbach zurück. Sie sind zum ersten Mal öffentlich zu sehen: rare Zeugnisse aus der Zeit, als Alpirsbach noch Kloster war. Die Ausstellung zeigt liturgische Handschriften, Einbände aus älteren Pergamentblättern, und sie präsentiert die Schritte der Erforschung und Restaurierung dieser fragilen alten Stücke.

Die Ausstellung des Hauptstaatsarchivs Stuttgart in Kloster Alpirsbach bietet eine weitere Besonderheit: Die klösterliche Handschriften werden nach über 500 Jahren wieder zum Klingen gebracht. Die Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart hat die geistlichen Gesänge des Mittelalters, die einst von den Alpirsbacher Benediktinern im Gottesdienst gesungen wurden, neu eingespielt.