Ortsvorsteher Karl Jäckle, Stefan Zizelmann und Heinz Müssigmann (von links) präsentieren einen Archivband. Foto: Dörschel Foto: Schwarzwälder-Bote

Peterzeller Ortsarchiv im Bürgerhaus angesiedelt / Geschichtliche Quellen nun für Öffentlichkeit zugänglich

Alpirsbach-Peterzell. Das Peterzeller Ortsarchiv befindet sich im Bürgerhaus. Dort sind die reichhaltigen geschichtlichen Quellen nun für die Öffentlichkeit zugänglich.

Seit seiner Erbauung im Jahr 1833 ist das ehemalige Peterzeller Schul- und Rathaus und jetzige Bürgerhaus ein politischer und sozialer Mittelpunkt des Dorfs. Dass auch das Archiv der Gemeinde als Gedächtnis der Ortschaft seinen Platz im Bürgerhaus fand, ist nicht selbstverständlich, wie der Alpirsbacher Stadtarchivar Stefan Zizelmann mitteilt, sondern vor allem Heinz Müssigmann zu verdanken.

Der ehemalige Tierarzt und langjährige Ortschaftsrat hatte einst die Peterzeller Akten auf dem Dachboden des ehemaligen Rathauses entdeckt, wo sie völlig unsortiert und wohl auch unbeachtet lagen. In mühseliger Arbeit ordnete er sie im Verlauf eines Winters und sorgte dafür, dass sie in einem Raum im ersten Stock in geeigneter Weise untergebracht werden konnten. Während der Renovierung des Bürgerhauses mussten die Akten vorübergehend ausgelagert werden. Nach den Umbauten wurden sie mit Unterstützung des Alpirsbacher Stadt- und des Freudenstädter Kreisarchivs wieder in den Archivraum im ersten Stock des Hauses verlegt, wobei zahlreiche alte Schränke Verwendung fanden, aber auch neu eingebaute Regale genutzt werden konnten.

Die gebundenen Quellen sind jetzt nicht nur systematisch geordnet, sondern auch durch das Alpirsbacher Stadtarchiv verzeichnet. Die Erfassung der ungebundenen Quellen steht noch bevor und wird, so Zizelmann, vermutlich längere Zeit in Anspruch nehmen. Dennoch wird im Peterzeller Ortsarchiv schon jetzt eine Struktur sichtbar, die die Schätze der Peterzeller Geschichte für alle an Heimatgeschichte Interessierten auffindbar macht, wobei das Alpirsbacher Stadtarchiv gerne behilflich ist. Dem Archivbenutzer zeigt sich in schriftlicher Form die Geschichte einer württembergischen Landgemeinde am Rand des Schwarzwaldes. So kann man anhand der Gemeinderatsprotokolle die politische Entscheidungsfindung vor Ort nachvollziehen.

Bürgerlisten geben Auskunft über die Einwohner und ihren Lebensweg, während beispielsweise die Inventuren und Teilungen Maßgebliches über die Wirtschafts- und Vermögensverhältnisse der Gemeindebürger in der Zeit vor 1900 berichten. Eine ungewöhnliche Quelle sind die Akten der Gemeindeschäferei, die Heinz Müssigmann ausgewertet hat. Vom 19. bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts betrieb die Gemeinde Peterzell, zunächst in Form einer Genossenschaft, eine gemeinsame Beweidung gekaufter Grundstücke durch in der Zahl genau festgesetzte Schafherden, deren Hirten ihr Amt durch Pacht erwarben. Man wollte damit die Gräser an Weg- und Straßenrändern, auf Plätzen und Stoppelfeldern optimal nutzen, die Markung durch die Ausscheidungen der Schafe düngen und durch Kontrollen verhindern, dass die Schafherden das nachwachsende Getreide schädigten. Derartige Gemeindeschäfereien gab es auch in anderen Dörfern, aber nicht in jeder Gemeinde sind dazu Dokumente erhalten. So geben ortsgeschichtliche Quellen Einblicke in das wirtschaftliche und soziale Leben Peterzells und gewähren dem Leser Einblicke in die Welt der Vorfahren.