Das Orchester ließ sich beim Höhepunkt des Konzerts, einer Komposition von Édouard Lalo, hörbar stark von dem Cellisten Daniel Müller-Schott inspirieren. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Solist Daniel Müller-Schott und Stuttgarter Philharmoniker ziehen Publikum in der Klosterkirche in ihren Bann

Von Petra Haubold

Alpirsbach. Die neue Spielzeit der Alpirsbacher Klosterkonzerte feierte einen glanzvollen Auftakt. Die Stuttgarter Philharmoniker gestalteten unter Leitung des jungen italienischen Dirigenten Francesco Angelico ein spätsommerlich frisches Konzertprogramm.

Virtuoser Streicherglanz verband sich mit dem dunklem Celloklang des Weltklasse-Musikers Daniel Müller-Schott. Der Cellist wurde nach seiner Darbietung frenetisch umjubelt.

Die Klosterkirche füllte sich am frühen Samstagabend trotz des schönen Spätsommerwetters spielend. Zunächst entführten Francesco Angelico und das Orchester die Zuhörer in eine glanzvolle Periode der Musikgeschichte, zu Giuseppe Verdi, der 1865 mit "Macbeth" ein musikalisches Lehrstück über das von Männern dominierte Herrschaftssystem, das nicht nur die Welt, sondern zunehmend auch sich selbst zerstört, komponierte. Vorwärtstreibende Kraft sind darin die Hexen, die die Herrschaftsform herausfordern, um die Männer-Welt zu zerstören.

Aus der "Ballabili dal Macbeth" waren drei Instrumentalsätze zu hören. Anmutig tänzerisch erklang in erhabener Klangpracht das Allegro Vivacissimo. Zwei weitere Sätze wiesen unterschiedliche Charakteristika auf, die bildhaft ausgebreitet wurden und im mittelalterlichen Schottland schwelgen ließen. Es machte schon Eindruck, wie die Musiker den Hexen- und Geisterspuk, umschlossen von den alten Sandsteinmauern der Klosterkirche, in düsteren Klangfarben präsentierten. Seelenvoll klangen immer wieder die Geigen in dem mit einer weittragenden Melodie berührenden Drama aus Machtgier, Verrat und Mord.

Ein Höhepunkt im gut zweistündigen Programm war dann die Interpretation des Konzerts für Violoncello und Orchester in d-Moll, im Übrigen das einzige Cellokonzert des französischen Komponisten Édouard Lalo. Cellist Daniel Müller-Schott, der Solist in diesem Konzert und ein hochdekorierter Könner auf dem Violoncello, ergänzte nicht nur das Streicherspiel, sondern gab schon dem einleitenden "Prélude" viel Schwung und Eleganz. Der warme Klang seines Instruments verbreitete sich wie Sphärenmusik im Gotteshaus. Dazu trug auch einmal mehr die ausgewogene Akustik in dem historischen Bauwerk bei.

Mal überschäumend freudig, dann in melodiöser Inbrunst, aber immer lebendig und fesselnd, veranschaulichten Cellist und Orchester die eher ernsthafte Melodik im zweiten Satz, dem "Intermezzo". Einen heiteren musikalischen Dialog führte Müller-Schott mit dem Orchester im dritten Satz: Im recht kurzen Andante ließ der Cellist sein Violoncello sehnsuchtsvoll singen, und im Schlussteil, dem Allegro Vivace, entfalteten die Musiker ein tänzerisch leichtes Spiel, womit der von opernhaften Elementen getragene Charakter der Komposition zusätzlich betont wurde.

Es gab langen, kaum enden wollenden Beifall, und in die angekündigte Pause wollten die Besucher erst einmal gar nicht gehen. Vielmehr forderten sie eine Zugabe, die der Cellist mit Maurice Ravels bezaubernd-charmanter und feinsinnig musizierter "Habanera" auch sichtlich gerne gewährte, bevor er sich doch endgültig verabschiedete.

Auch im zweiten Teil des Konzerts bestachen die Stuttgarter Philharmoniker mit unvergleichlich lebendigem und dichtem Streicherklang. Mit der selten zu hörenden 1. Sinfonie "Winterträume" von Peter Tschaikowsky (1866) wurde ein echtes Bravourstück aufgeführt, denn weiche Melodien und klare rhythmische Elemente bildeten viele Kontraste.

Ein Meister des Abends war ohne Frage Dirigent Francesco Angelico, der die schnellen Wechsel, die fein verwobenen Melodien und das Zusammenspiel so perfekt leitete, dass er am Schluss zurecht den meisten Beifall erhielt.