GoodbyeFriends ermöglicht es, nach dem Tod Nachrichten an Freunde zu versenden. Foto: Lüders

GoodbyeFriends ermöglicht Verstorbenen, der hinterbliebenen Familie Nachrichten zu übermitteln.

Alpirsbach - Im Internet ist mittlerweile alles möglich – mit der GoodbyeFriends GmbH von Martin Reiser nun auch, nach dem Tod mit seinen Freunden und Verwandten in Kontakt zu treten und ihnen Nachrichten zu schicken.

Diese verrückte Idee hatte der Alpirsbacher aber nicht alleine. Sein Geschäftspartner Dietmar Schepers, der sich mittlerweile als stiller Teilhaber zurückgezogen hat, sei damit auf ihn zugekommen, erzählt er. Auch wenn es nicht ganz neu ist, hat dieses Thema bereits zahlreichen Filmen und Romanen, wie "Ghost – Nachricht von Sam" oder " P.S. Ich liebe Dich", in denen die verstorbenen Ehemänner ihren Frauen nach dem Tod Nachrichten zukommen lassen, eine Geschichte gegeben. Ein Unternehmen, das diese Idee in die Tat umgesetzt hat, gibt es dagegen wohl noch nicht. Laut eigenen Angaben ist die Firma die einzige weltweit, die einen solchen Service anbietet.

Martin Reiser versichert dennoch, dass sie das Konzept nicht beim Fernsehschauen entwickelt haben: "Es war viel mehr die Überlegung, wie Freunde in der ganzen Welt vom Tod eines geliebten Menschen erfahren können." Das sei gerade in einer immer mehr vernetzten Welt, in der es auch immer mehr Single-Haushalte gibt, nicht selbstverständlich. Als Beispiel führt der hauptberuflich selbstständige IT-Fachmann sich selbst an: "Ich bin Single und lebe alleine. Wenn ich sterben sollte, wird es ein Großteil meiner Freunde und Bekannten wohl nie erfahren", erklärt er und sagt auch, dass er sich darüber freuen würde, wenn er zum Abschied eine Nachricht von einem Toten bekommen würde.

Unausgesprochene, wichtige Dinge können hinterlegt werden

Damit hat er auch schon seine Zielgruppe ausfindig gemacht, und das sind erstaunlicherweise nicht die "Digital Natives". Die "sind zu jung und setzen sich noch nicht mit dem Tod auseinander". Es sei vielmehr die Internet-affine Generation ab Mitte bis Ende 30, die sich schon einmal damit beschäftigt hat, was nach ihrem Ableben passiert.

"Das Thema Tod ist heutzutage zwar kein rotes Tuch mehr, dennoch mögen es die Meisten nicht, sich damit zu beschäftigen", ist sich Reiser sicher. Deshalb glaubt er auch nicht, dass sein Unternehmen "der absoluter Renner wird", obwohl sich die ersten Mitglieder bereits angemeldet haben. "Davon leben kann ich allerdings noch nicht." Er schätzt das Marktpotenzial auf maximal zehn Millionen Nutzer und denkt dabei vor allem an Amerikaner und Japaner. Dort würde man dem Thema Tod und neuen elektronischen Trends viel offener begegnen als hierzulande, betont er.

Doch wie funktioniert das Ganze? "GoodbyeFriends ist kein Nachruf oder Testament. Das ist rein rechtlich gesehen auch gar nicht möglich", erklärt der Firmengründer. "Es geht viel mehr darum, unausgesprochene oder wichtige Dinge zu sagen." Wer sich bei GoodbyeFriends registriert, muss sich zunächst einer Identitätsprüfung unterziehen, um Fake-Accounts auszuschließen, und die Kontaktdaten von zwei Freunden hinterlegen, die gegebenenfalls den Tod bestätigen.

Der Benutzer bekommt dann in regelmäßigen Abständen sogenannte "Alive-E-Mails", in denen er bestätigt, dass er noch am Leben ist. Reagiert er darauf nicht, bekommt er innerhalb der nächsten Tage eine zweite zugestellt. Bleibt auch diese unbeantwortet, werden die beiden Kontaktpersonen angeschrieben und müssen begründen, warum man nicht reagiert. Im Falle des Todes, wird GoodbyeFriends aktiv und beginnt mit der Zustellung der vom Verstorbenen hinterlegten Nachrichten.

Diejenigen, denen eine E-Mail oder Textnachricht zu unpersönlich ist, können auch eine Video-Botschaft oder Sprachnotiz aufnehmen. "Das ist heute ja mit jedem Smartphone möglich, und es ist doch etwas Schönes, die Stimme nochmal zu hören und das Gesicht zu sehen. Auch wenn es im ersten Moment vielleicht ein kleiner Schock ist." Dafür ist allerdings der Premium-Account von Goodbye-Friends nötig.

Bei der Erstellung der Botschaften empfiehlt Reiser sich Zeit zu nehmen. "Es geht dabei um sehr wichtige und persönliche Dinge, diese sollten nicht in Hektik verfasst werden und auch gut durchdacht sein." Angst vor einem ungebetenen Mitleser müssen die Nutzer von GoodbyeFriends nicht haben. Der Geschäftsführer garantiert für den Datenschutz der Botschaften: "Die sind NSA-sicher mit 256bit verschlüsselt". Auch er selbst ließt sie nicht. "Will ich auch gar nicht. Privates soll Privat bleiben, das geht mich nichts an."