Jubiläum: Galerie Albstadt wird 40 Jahre alt und feiert den runden Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür

40 Jahre alt ist die Galerie Albstadt, die künftig "Kunstmuseum Albstadt" heißt. Den runden Geburtstag hat sie mit einer kostenlosen Führung durch die Sonderausstellung, einer Filmvorführung und einem Kinderprogramm im "jungen kunstraum" gefeiert.

Albstadt-Ebingen (müb). Die laufende Sonderausstellung der Galerie, "Clara Mosch 1977-1982 – Kunst in der DDR zwischen Repression und Selbstbestimmung", ist einer Gruppe junger Künstler aus Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, gewidmet, die sich in den 1970er Jahren zusammengetan und aus den Initialen ihrer Namen ein kollektives Pseudonym gebildet hatten: Clara Mosch – das waren Carlfriedrich Claus, Michael Morgner, Gregor-Torsten Schade, Thomas Ranft und Dagmar Ranft-Schinke. Kennengelernt hatten sie sich an der Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig, doch ihre Wirkungsstätte sollte Karl-Marx-Stadt werden, wo es keine Kunst-und Musikschule gab. Die Fünf experimentierten mit neuen Kunstformen, vermischten Graphik, Malerei, Fotografie und Plakatdesign – unter anderem entstand dabei ein DDR-Personalausweis der besonderen Art.

Die Kunstdoktrin der DDR war der sozialistische Realismus; konsequenterweise kehrte "Clara Mosch" der Wirklichkeit den Rücken: Autodidakt Carlfriedrich Claus war ein zynischer Realist und visueller Poet, der seine Individualität zu bewahren suchte, Thomas Ranft spezialisierte sich auf die Radiertechnik und steckte auch Claus mit seiner grafischen Leidenschaft an. Ihre Werke handeln von Unterdrückung, und Erniedrigung; eine Frauenfigur symbolisiert aber auch die Befreiung aus akademischen Zwängen, und das Werk "Aurora" mit der aufgehenden Sonne drückt Aufbruchstimmung aus. Hinter praktisch allen Arbeiten steht aber die Frage "Was ist Kunst eigentlich, und was soll sie wollen dürfen?". Die Führung wurde von Kunsthistorikerin Jeannette Brabenetz, einer gebürtigen Karl-Marx-Städterin, angeboten – wenn jemand in Albstadt kompetent über diese Zusammenhänge zu sprechen weiß, dann sie.

Der Film "Behauptung des Raums. Wege unabhängiger Ausstellungskultur in der DDR" entstand 1998 und handelt von Strategien der Verweigerung in der DDR. Interviews belegen die schwierige Lage, in der sich die Künstler befanden. Es galt, so wenig wie möglich preiszugeben, und Clara Mosch war geübt darin – es klappte trotzdem nicht; die Stasi wusste Bescheid. Ihr Spitzel hieß Ralf-Rainer Wasse, war Fotograf und dokumentierte alles: Vernissagen, Pleinairs, Künstlerfeste – nichts blieb dem großen Bruder verborgen.

Während die Großen eine Zeitreise in ein anderes Deutschland unternahmen, schufen die Kinder im "jungen Kunstraum" unter dem Motto "Second Life" und der Anleitung der Museumspädagogen Carmen Bitzer-Eppler und Andreas Beck Collagen aus visitenkartengroße Blättchen. Unter den Händen von Verena, Noah, David und Johannes entstanden aus alten Labels und Werbefotos ganz neue Bilder – sogar die Rahmen gestalteten die Kinder selbst. Die Galerie ist 40 – und zieht sich ein Publikum für die nächsten vier Jahrzehnte heran.