Wolfgang Meyer hat sich mehrfach im Jahr Pilgerreisen verordnet. Foto: Meyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Wolfgang Meyer war in Spanien

Albstadt-Tailfingen. "Nur ein Verrückter geht nach Santiago", äußerte sich der berühmte Humanist Erasmus von Rotterdam 1495 kopfschüttelnd über die Pilgerströme, die Richtung Spanien zogen. Wenn man diese Einschätzung aus seinem "Buch der Torheiten" teilt, so darf man Wolfgang Meyer aus Starzeln getrost dazu zählen.

Der Pädagoge und Kulturwissenschaftler, der inzwischen im Ruhestand ist, war als frischgebackenes Mitglied des Vereins Tal-Gang-Art im Maschenmuseum zu Gast und erfreute sein Publikum mit einem Vortrag über den Jakobsweg, insbesondere einer Variante, dem Hohenzollerischen Jakobsweg.

Die Wege Jakobus’ des Maurentöters und Meyers, der sich jetzt das Pilgerwandern drei bis vier Mal jährlich sozusagen als Therapie verordnet hat, kreuzten sich eher zufällig. Die Begegnung mit dem berühmten Schutzpatron Spaniens war jedoch folgenschwer. Seither setzte sich der begeisterte Wanderer intensiv mit den Spuren der Jakobswallfahrt im süddeutschen Raum auseinander.

Die Jakobsmuscheln im Verborgenen

Dort offenbaren sich dem Betrachter bei näherem Hinsehen zahlreiche Relikte des Jakobskultes, seien diese nun auf Altarbildern festgehaltene Szenen aus dem Leben des Apostels oder im Verborgenen angebrachte Jakobsmuscheln, die Kundigen den Weg weisen. Meyer gab zudem zu bedenken, dass man als Pilger zweierlei Wege zurücklege: Während sich der äußere Weg auf rein geographische Gegebenheiten beziehe, sei der innere Weg – die im Verlauf der Reise gesammelten Impressionen und Erlebnisse – von Mensch zu Mensch verschieden.

Auch wenn sich die Motive der Pilgernden grundlegend gewandelt hätten, komme es doch vor, dass manch einer als bloßer Wanderer aufbreche und das spanischen Santiago de Compostela nahe des Atlantiks als Pilger erreiche. Die Ergebnisse seiner Forschungen würzte der mehrfache Buchautor mit persönlichen Anekdoten und historischen Pilgerberichten, die Einblick in die Reiseumstände früherer Tage gaben. Umrahmt wurde der Vortrag Meyers von der jungen Jakobsweg-Pilgerin und Liedermacherin Elena Seeger aus Hausen i. K., die in der Art eines Reinhard Mey eigene gehaltvolle Lieder zum Teil in Mundart oder gar auf Estnisch zu ihrer virtuosen Gitarrenbegleitung sang. Mit ihrer spontanen frischen Art gewann sie auf Anhieb das Publikum und regte gleichermaßen zum Schmunzeln wie zum Nachdenken an. Lang anhaltender Beifall verlieh der Begeisterung der Zuhörer nachhaltigen Ausdruck.