Zwei Gruppenbilder – eines ist vor dem Altar der Martinskirche aufgenommen, das andere entstand bei einer der Führungen, welche die Augustenhilfe ihren Besuchern während des Jubiläumsfestes anbot. In der Bildmitte steht Pflegedienstleiterin Corinna Ruppert. Foto: Raab Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Augustenhilfe hat in Ebingen ihr 175-jähriges Bestehen gefeiert / Landesbischof July hält die Predigt

Von Hans Raab

Albstadt-Ebingen. Nicht alle 175 Jahre waren gute, aber auch die schlechten und mageren sind Teil der langen Geschichte, auf welche die Ebinger Augustenhilfe im Rahmen ihres Jubiläumsfests zurückblickte. Gefeiert hat sie es am Sonntag; Frank Otfried July, der Landesbischof, war Ehrengast.

Den Anfang machte der Festgottesdienst in der Martinskirche. Frank Otfried July hielt die Festpredigt und verschwieg darin nicht, mit welch großen Herausforderungen die politisch gewollte "Ökonomisierung" der Pflege die Leitungen und Belegschaften der Pflegeeinrichtungen konfrontiere – hier sei Solidarität der Politik und Gesellschaft vonnöten. Oberbürgermeister Klaus Konzelmann rühmte in seinem Grußwort die hervorragende Zusammenarbeit der Augustenhilfe und der Stadt Albstadt und betonte, wie wichtig die Solidarität mit den Bewohnern und die Anstrengung, ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, seien. Die Augustenhilfe sei eine Schnittstelle in Albstadt – nicht nur in geographischer, sondern auch und vor allem in sozialer Hinsicht.

Stiftungsleiter Roland Beck erhob in seiner Ansprache ebenfalls die Forderung nach einer "Solidarität der Politik" – und verwies auf die Notwendigkeit, junge Menschen für den Beruf des Altenpflegers zu gewinnen. "Jung und Alt"sei seit jeher Thema der Augustenhilfe gewesen, die immerhin als Kinderrettungsanstalt angefangen habe.

Seinen Fortgang nahm das Fest im Hof, um den sich die drei Ebinger Häuser der Augustenhilfe versammeln. Unter dem Beifall der Gäste schnitt Landesbischof July eine überdimensionale Torte an, die "Luschtiga Schwoba" der Städtischen Orchesters Albstadt spielten zur Unterhaltung auf, und die Gäste wurden bestens mit Speis und Trank versorgt. Auch an Informationen über die wechselvolle Geschichte der "Auguste" fehlte es nicht. Per Beamer erfuhren die zahlreichen Besucher Wissenswertes über die Anfänge als Waisenhaus und die Umwandlung in ein Heim für pflegebedürftige alte Menschen im Jahre 1937. Fototafeln dokumentierten, wie der Neubau am Waisenwegle entstand.

Außerdem wurden Führungen durch alle drei Häuser angeboten, bei denen Pflegedienstleiterin Corinna Ruppert kompetent Konzept und räumliche Gliederung der einzelnen Stationen erklärte. Interessant war beispielsweise, dass das 1987 fertig gestellte Haus an der Sonnenstraße Mentalität und Denken der 80er Jahre widerspiegle: Damals habe man die Unterbringung von älteren Menschen in Zweibettzimmern zum Credo erhoben. Der alte Ulrichbau hingegen sei insgesamt einfacher strukturiert, das Haus am Waisenwegle wiederum auf dem neuesten Stand der Entwicklung: Hier herrschten Einzelzimmer vor. Trotz der Unterschiede der drei Häuser: Corinna Ruppert war es wichtig, dass in allen drei Gebäuden der Augustenhilfe der diakonische Geist spürbar sei.

Sogar die Wäscherei kann besichtigt werden

Beim Gang durch die Großwäscherei staunten die Besucher nicht schlecht darüber, wie gut durchstrukturiert die dortigen Arbeitsschritte ablaufen. Besonderes Interesse fanden auch die Werkstücke der "Männerwerkstatt", mit Sorgfalt hergestellte Vogelhäuschen oder Insektenhotels die an einem Stand feilgehalten wurden.