Neu im Arbeitskreis sind unter anderem Susanne Feil, Mathias Bitzer und Lara Herter (unten von links), Claudia Schnau-Keppler (oben rechts mit ihrem Mann Ralf Keppler, ebenfalls Mitglied) und Hans-Joachim Hofmann (unten, ganz rechts). Fotos: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Zahl der Mitglieder steigt – und das Durchschnittsalter verjüngt sich enorm / Gibt es schon bald ein größeres Budget für Bisoro?

Von Karina Eyrich

Albstadt. Elf neue Mitglieder bekommt der Arbeitskreis Chambéry, darunter fünf Gemeinderäte. Zehn bisherige scheiden aus. Der neuen Zusammensetzung hat der Gemeinderat Albstadt in seiner gestrigen Sitzung einmütig zugestimmt.

Man wollte nicht mitten im Jubiläumsjahr die Pferde wechseln – das sei der Grund dafür, dass die Neubildung des Arbeitskreises Chambéry nicht unmittelbar nach der Kommunalwahl im Mai respektive nach der Konstituierung des neuen Gemeinderats vollzogen worden sei, sondern erst jetzt, nach dem Gegenbesuch von 210 Albstädtern in der französischen Partnerstadt Chambéry. Das verriet Rainer Günther, Vorsitzender des Arbeitskreises, ehe er die Geschichte der Jumelage Revue passieren ließ.

Denn diese hängt eng mit den Namen einiger Albstädter zusammen, die nun aus dem Arbeitskreis ausscheiden und mit Fug und Recht als Säulen desselben bezeichnet werden können: Heide-Rose Hauser, seit 2004 stellvertretende Vorsitzende, Günther Bitzer als Verantwortlicher für die Sportverein, Dietmar Oberer, 52 Jahre lang Leiter des Kammerorchesters Ebingen, und natürlich Hans Pfarr, der erste Oberbürgermeister Albstadts nach dessen Gründung 1975, gehören dazu.

Neben ihnen verlassen die Tailfinger Pfarrerin Ursula Hanna Scharpf, Josiane Zeifang, Hans-Jörg Fink, Heidi Lebherz sowie die Stadträte Marianne Roth und Christian Schlegel das Gremium. An ihre Stellen rücken viele junge Mitglieder: Mathias Bitzer aus Tailfingen, Sandra Eppler aus Ebingen, Sandino Garofalo aus Tailfingen sowie Lara Herter, Stadträtin aus Onstmettingen. Außerdem kommen die Stadträte Philipp Kalenbach, Susanne Feil und Hans-Joachim Hofmann dazu, ebenso wie Claudia Egelhaar, Andrea Kolb-Wichmann, Claudia Schnau-Keppler und Christoph John, Lehrer am Gymnasium Ebingen.

Auf ihm ruhen, daraus machte Rainer Günther im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, kein Hehl, besondere Hoffnungen, denn der Schüleraustausch – einst Zufpferd der Städtepartnerschaft – wird nur noch am Progymnasium Tailfingen gepflegt.

Im Januar soll sich der neue Arbeitskreis, dessen Zusammensetzung die Stadträte mit Zustimmung quittierten, konstituieren und dann auch den Vorsitz neu besetzen. Rainer Günther betonte, er wolle sich eigentlich vom Chefposten zurückziehen, werde aber "gerne noch einmal in die Bresche springen, wenn sich niemand findet".

Der Stadtkämmerer weiß schon davon

Einig waren sich die Fraktionsvorsitzenden von SPD – Elmar Maute – und CDU – Roland Tralmer –, dass das Budget für die Arbeit im burundischen Bisoro, wo Albstadt und Chambéry zusammenwirken, erhöht werden müsse: Günther hatte – wie schon Elmar Maute in einer vergangenen Sitzung – darauf hingewiesen, dass es bei 2600 Euro liege und damit kaum über dem Budget der Anfangszeit, damals 5000 D-Mark. Mit Stadtkämmerer Gerd Pannewitz habe er bereits gesprochen, sagte Maute. "Und ich denke, auch die anderen Fraktionen werden sich dem nicht verschließen."

Albstadt (mak). Wach- und Generationenwechsel im Arbeitskreis Chambéry – was versprechen sich die Neulinge vom Engagement für eine Städtepartnerschaft, die in die Jahre gekommen ist und gewisse Alterserscheinungen nicht verbergen kann? Halten sie die "Jumelage" weiterhin für ein tragfähiges Modell der Völkerfreundschaft? Und was, meinen sie, könnte man gegebenenfalls anders und besser machen? Der Schwarzwälder Bote hat einige von ihnen befragt.

Claudia Schnau-Keppler, deren Mann, der CDU-Stadtrat Ralf Keppler, dem Arbeitskreis bereits angehört, ist das lebende Beispiel dafür, welch nachhaltige Folgen eine Städtepartnerschaft auch im Privatleben zeitigen kann: Vor rund 30 Jahren kam sie zum ersten Mal über den Schulaustausch nach Chambéry; die Freundschaft mit ihrer damaligen Austauschpartnerin hat die drei Jahrzehnte problemlos überdauert – sie verdankt dieser Freundschaft nicht zuletzt ihr ausgezeichnetes Französisch, das sie beim Chambéry-Besuch der 210 Albstädter im Oktober zu einem beeindruckenden Auftritt als Simultanübersetzerin im Rathaus von Chambéry befähigte. Kein Wunder, dass ihr zuallererst die Schulen einfallen, wenn sie über Möglichkeiten, die Partnerschaft zu optimieren, nachdenkt.

Das Interesse scheint gewachsen zu sein

Darüber hinaus hat sie den Eindruck gewonnen, dass im Rathaus Chambéry nach dem "Regierungswechsel" im Frühjahr ein gewachsenes Interesse an der Städtepartnerschaft und an Albstadt besteht: Michel Dantin, der neue Bürgermeister, ist Europaabgeordneter und setzt offenbar schon von daher andere Prioritäten als seine Amtsvorgängerin. In der Mairie findet man momentan Gesprächspartner, mit denen man sich selbst übers Thema Müllabfuhr unterhalten kann; Schnau-Keppler hatte beim Jubiläumsbesuch ein Ansichtsexemplar des Abfallkalenders im Gepäck.

Für ausbaufähig hält sie auch die Zusammenarbeit zwischen den Kulturhütern: Im Musée des beaux-arts hat sie eine bekennende Dix-Enthusiastin getroffen; von intensiven Kontakten zur Galerie Albstadt, der Gralshüterin von Otto Dix’ graphischem Werk, wusste die Dame aber nicht viel zu berichten.

Philipp Kalenbach tritt im Arbeitskreis die Nachfolge seines Fraktionskollegen Christian Schlegel an. Er begrüßt die Präsenz der Gemeinderäte im Arbeitskreis, betont aber zugleich, dass eine Städtepartnerschaft nicht von den Politikern, sondern von den Bürgern lebe. Wäre es nach Kalenbach gegangen, dann wäre das Programm des Chambéry-Besuchs etwas luftiger und lückenhafter durchgetaktet gewesen. Sein Gastgeber sei ein sehr interessanter Mensch, mit dem er sich gerne länger unterhalten hätte. Apropos Unterhaltung: Kenntnisse der jeweils anderen Sprache sind für ihn das A und O. "Die Sprache ist der Mörtel der Partnerschaft."

Nur das PGTist noch dabei

Claudia Egelhaaf weiß ein Lied davon zu singen: Sie unterrichtet Französisch am Progymnasium Tailfingen, der einzigen Schule Albstadts, die noch Kontakte zu Chambéry – respektive dem Collège Jules Ferry – unterhält, und organisiert den Austausch: Wenige Albstädter sind so oft in Chambéry wie sie. Die Bedeutung der Sprache schätzt sie ähnlich hoch ein wie Kalenbach, und das stimmt sie nicht eben optimistisch: Sowohl bei den deutschen als auch bei französischen Schülern lässt das Interesse an der jeweils anderen Sprache mehr und mehr nach.

Susanne Feil verdankt ihre Mitgliedschaft im Arbeitskreis nicht zuletzt dem neu gewonnen Fraktionsstatus der Grünen, für die sie im Stadtrat sitzt. Sie hat den Chambéry-Besuch im Oktober als sehr ermutigend empfunden, und sieht in der Städtepartnerschaft eine Chance, mehr über die Nachbarn zu erfahren als auf einer profanen Urlaubsreise. "Um sich vorstellen zu können, dass manches auch anders geht, muss man manchmal erleben, wie andere es machen." Sie würde deshalb gerne einmal eine französische "école maternelle" – einen Kindergarten – besuchen, um zu sehen, wie die Ganztagsbetreuung funktioniert, die in Frankreich seit Jahrzehnten etabliert ist.

Christoph John ist ein Hoffnungsträger im Arbeitskreis: Der vormalige SPD-Stadtrat ist Gymnasiallehrer, Streicher im Kammerorchester Ebingen und Leiter des Truchtelfinger Kirchenchors – so gut vernetzt muss man erst einmal sein. Die Reanimation der sanft entschlafenen Partnerschaft seiner Schule, des Gymnasiums Ebingen, mit dem Lycée Vaugelas sieht auch er als lohnendes Projekt – allerdings, gibt er zu bedenken, gehören dazu zwei, und an den Ebingern habe es damals nicht gelegen. Aber eine Funkstille muss ja nicht ewig währen.