Pfarrer Gottfried Engele freut sich über die hohe Spendenbereitschaft der Tailfinger: Sie ermöglicht die Sanierung der Glocke. Fotos: Zahner Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: 465 Jahre alte Glocke im Turm der Tailfinger Peterskirche kann dank Spenden repariert werden

Einer der etwa 140 Millionen Schläge war einer zu viel für die aus dem Jahr 1552 stammende Glocke im Turm der Peterskirche. Im vergangenen Sommer stellte Pfarrer Gottfried Engele einen Riss fest. Die Reparaturkosten sind nun dank Spenden beisammen.

Albstadt-Tailfingen. Es waren keine wohlklingenden Glockentöne mehr, die vom Turm der Peterskirche zu jeder vollen Stunde über Tailfingen schallten. "Sie schepperte nur noch", erinnert sich Pfarrer Gottfried Engele an den Sommer 2016. Er ging auf Ursachensuche und entdeckte einen zirka 80 Zentimeter langen Riss.

Der Pfarrer zögerte nicht lange und erkundigte sich beim deutschlandweit einzigen Glocken-Schweißwerk im bayerischen Nördlingen nach den Kosten. Die Antwort: 30 000 Euro – 18 000 Euro für die Reparatur und 12 000 Euro Nebenkosten. Diese resultieren daraus, dass die Firma die Glocke nicht vor Ort reparieren kann. Ein Schwerlastkran muss das 1300 Kilogramm schwere Bronzestück aus dem Turm heraushieven. Dazu ist es zuvor notwendig, ein Teil des Daches abzugedecken und einen Dachsparren herauszusägen, da die Glocke nicht durch das Fenster passt.

Binnen zwei Wochen waren genug Geld da

Anfang Mai veröffentlichte Engele einen Spendenaufruf im Gemeindeblatt. "Nach zwei Wochen hatten wir die Summe zusammen – dank vieler kleiner und einiger mittlerer Spenden sowie einer großen Spende", sagt der Pfarrer erfreut. "Ich hätte das nicht für möglich gehalten. Das zeigt mir, dass den Menschen die Peterskirche wichtig ist und dass man in Tailfingen Projekte in Angriff nehmen kann."

Einst fertigten fahrende Glockengießer, wohl aus Frankreich, die Glocke 1552 an. Sie verzierten das Bronzestück mit Abbildungen wie "Jesus und die Samariterin am Jakobsbrunnen". "Das finde ich besonders schön", schwärmt Engele. Zudem ranken sich Legenden um die Glocke. Eine besagt, dass die reichen Balinger die Glocke aufgrund des schönen Klanges kaufen wollten. Nach einigem Hin und Her hing sie schließlich im Balinger Stadtkirchturm. Dort gab sie aber nicht so schöne Töne von sich wie in Tailfingen. So kam sie an ihren ursprünglichen Platz zurück – und schallte wieder wunderschön.

Inzwischen hat sich ein Glockensachverständiger an die Arbeit gemacht, um der Kirchengemeinde und dem Oberkirchenrat von der Notwendigkeit der Reparatur zu berichten. "Er hat schon mündlich gesagt, dass es sich lohnt, die Glocke zu sanieren", erzählt Engele. Anschließend braucht es noch die Zustimmung des Landesdenkmalamts, da der etwa im Jahr 800 erbaute Turm unter Denkmalschutz steht. Erst dann kann das Glocken-Schweißwerk loslegen. "Ein halbes Jahr wird es wohl dauern, bis die Glocke wieder klingt. Es braucht Geduld. Aber das Projekt wird Schritt für Schritt in Angriff genommen", zeigt sich Engele zuversichtlich.