Einen Überblick über die Sanierung der Kläranlage hat Jochen Molitor den Stadträten verschafft. Foto: Kistner

Ebinger Kläranlage wird teilsaniert. Finanzierung zieht sich bis 2025 hin. Verwaltung hofft auf üppigen Landeszuschuss.

Albstadt-Ebingen - 24,3 Millionen Euro, verteilt auf zehn bis zwölf Jahre, wird die Teilsanierung der Ebinger Kläranlage kosten, die der Albstädter Gemeinderat am Donnerstag beschlossen hat.

Der Maßnahmenkatalog war den Gemeinderäten bereits im alten Jahr vorgelegt worden; das Sanierungsprojekt war bereits in der Dezembersitzung auf der Tagesordnung gestanden, dann aber aus Zeitmangel abgesetzt worden.

Zu Beginn erläuterte Jochen Molitor vom Münchner Fachbüro SAG die einzelnen Sanierungsschritte: Der Umbau der Kammerfilterpressen, die den Klärschlamm entwässern, auf zweistraßigen Betrieb hat bereits begonnen. Des weiteren muss das Prozessleitsystem erneuert werden – mit der Datentechnik des vergangenen Jahrhunderts kommt man nicht mehr weit. Das Update wird teuer, denn es bedarf nicht nur neuer Software, sondern auch neuer SPS-Steuerungen, und zwar sowohl in der Kläranlage als auch in den mit ihr vernetzten Außenstationen, den Regenüberlaufbecken in den Stadtteilen. Die Stadt hofft allerdings auf einen 28-prozentigen Landeszuschuss; der Antrag ist gestellt.

Schlamm nagt bereits an den Rohren

Erneuert werden muss auch die Faulgasleitung, die derzeit noch aus brennbarem Kunststoff besteht. Die Schlammfaulung wird komplett saniert; die Wärmedämmung der Faultürme, in denen permanent 38 Grand Wohlfühltemperatur für die Bakterien herrschen müssen, ist unzulänglich; außerdem nagt der Schlamm an den Rohren.

Die Adsorptionsflockungsanlage mit ihrer veralteten Technik kann wegen Ersatzteilmangels nicht mehr automatisch gesteuert werden; die Zugabe der Aktivkohle wird derzeit manuell dosiert.

Eine Station weiter harrt ein Vorklärbecken der neuerlichen Ausbetonierung – der alte Beton bröckelt mittlerweile. Parallel zu diesen Sanierungsetappen müssen die jeweiligen Hochbauten saniert werden – besonders nötig haben es die sanitären Anlagen, die es derzeit nur in einfacher Ausfertigung gibt – auf der Kläranlage werden deshalb derzeit keine Frauen beschäftigt.

Welcher Standard bei den Sanierungsmaßnahmen verwirklicht wird, das muss sich zeigen, wenn es so weit ist – dass an der Sanierung als solcher kein Weg vorbei führt, das vermochte Jochen Molitor den Stadträten ohne große Probleme zu vermitteln.

Seit 1995 bereits zwölf Millionen Euro investiert

Woran diese sich stießen, sind allein die Dimensionen: Die Ebinger Kläranlage wurde einst für eine 50.000-Einwohner-Stadt mit florierender Textilindustrie und viel Farbe in den Bächen konzipiert – das ist Vergangenheit; täte es also nicht auch eine kleinere Anlage? "Nein", sagt der Experte: Die schwindende Bevölkerung verursacht allenfalls fünf Prozent weniger Abwässer; 50 Prozent kommen wie gehabt von Industrie und Gewerbe.

Und die Farbe? Bedarf es wegen dreier Firmen noch der Adsorptionsfilterung? Gewiss, sagt Molitor: An die Stelle der Färbemittel seien längst Medikamente und Hormone im Abwasser getreten – die Albstädter könnten sich glücklich schätzen, die Aktivkohle zu haben. Ja, meinte Elke Rapthel vom ZUG, aber dann könnten diese Firmen doch einen Aufpreis für die "Farbfracht" zahlen.

Bernd-Michael Abt, zuständiger Amtsleiter, widersprach: Man habe den Schmutzwasserzuschlag ja seinerzeit abgeschafft, weil die Firmen mit Abwanderung drohten. Zudem sei die Festsetzung sehr aufwendig: "Das lohnt sich gar nicht."

Leicht konsterniert waren die Stadträte von der Größenordnung der Schäden – habe man nicht seit 1995 insgesamt zwölf Millionen Euro in die Kläranlage investiert? Hat man – aber 600.000 Euro pro Jahr reichten offenbar nur fürs Notdürftigste; bis 2025 wird man alljährlich viermal soviel investieren müssen. Und danach geht es weiter: In den derzeit noch intakten westlichen Kläranlagenbereichen steht die Zeit ja auch nicht still.