Schuleschwänzen ist kein Vergnügen – wer es trotzdem tut, trägt oft ein schweres Problem mit sich herum. Foto: Burgi

Präventionsmaßnahmen der Hohenbergschule könnten als Modell für ein Konzept des Schulamts dienen.

Albstadt - Schule wird geschwänzt, seit es Schule gibt – und so lange versuchen die Pädagogen schon, dem Problem mit mehr oder weniger überzeugenden Mitteln beizukommen. Jetzt arbeitet das Staatliche Schulamt an einem Konzept der Prävention.

Wobei das Rad nicht völlig neu erfunden werden muss – an der Ebinger Hohenbergschule hat man schon vor Jahren ein Konzept eingeführt, das den Namen "SEIL" führt – das Buchstabenkürzel steht für "Schwänzen erkennen, individuell lösen", und der zugrunde liegende Gedanke ist der, dass das Schwänzen prophylaktisch bekämpft werden muss – wenn die erste Reaktion bereits die Drohung mit dem Schulverweis ist, dann haben Lehrer und Rektor etwas falsch gemacht: Sie hätten viel früher eingreifen müssen.

Am Anfang steht oft entschuldigtes Fehlen

Aber wie? Das Stichwort lautet Erkennen: Schwänzen, weiß Hohenberg-Rektor Siegfried Fischer, kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern mit Ansage – beispielsweise in Gestalt einer elterlichen Entschuldigung, dass der Filius erkrankt sei und mehrere Tage fehlen werden. Wenn sich die Symptome dieser Erkrankungen eher unspezifisch sind, wenn die Fehlzeiten sich häufen, wenn der Schüler außerdem dazu neigt, spät zu kommen – was stets im Klassenbuch vermerkt wird – und mit der Begründung, ihn plage entsetzliches Bauchweh, früh zu gehen, dann könnte man es mit einem potenziellen Schwänzer zu tun haben.

Wie reagiert man darauf? Die Lehrer der Hohenbergschule sind in solchen Fällen gehalten, nicht einfach zu schweigen und bis zur ersten unentschuldigten Fehlzeit zuzuwarten, sondern das Gespräch mit dem Schüler zu suchen – im Bedarfsfall können auch Verbindungslehrer und Schulsozialarbeit hinzugezogen werden.

Wer nicht gerne zur Schule geht hat, der hat dafür seine Gründe. Schulangst zum Beispiel, womöglich aber auch Probleme mit anderen Schülern. "Mobbing kann sich auch außerhalb der Schule abspielen, so dass wir gar nichts davon mitbekommen", sagt Siegfried Fischer. "Aber es führt trotzdem dazu, dass der Schüler die Schule zu meiden versucht."

Doch bekanntlich sind pubertierende Jugendliche keine offenen Bücher, in denen man nur zu lesen braucht. Manchmal bedarf es auch eines Gesprächs mit den Eltern – gegebenenfalls verbunden mit der Warnung vor Gefälligkeitskrankschreibungen, die ein Problem für den Augenblick wegrücken, aber langfristig verschlimmern. Gelegentlich helfen Chatverläufe in Facebook weiter.

Wichtig ist, dass sich der Lehrer, der Schwänzen präventiv oder akut zu begegnen versucht, sich nicht als Einzelkämpfer begreift, sondern seine Netzwerke zu aktivieren versteht. Die wichtigsten Teilnehmer sind schon genannt; im Hintergrund stehen weitere bereit, beispielsweise Karlheinz Klötzl, der Jugendsachbearbeiter der Polizei, ein Spezialist für freundliche, aber deutliche Worte.

Der Polizeieinsatz ist allerletzte Option

Aber auch die erreichen den Adressaten nicht immer. Dann gibt es noch die mehr oder weniger bewährten Sanktionen – das Spektrum erstreckt sich bis zur Ordnungsstrafe, sprich: dem Bußgeldbescheid, und wer den einfach ignoriert, dem kann es passieren, das er morgens von der Polizei aus dem Bett geholt und zur Schule eskortiert wird. "Vor den Augen der Nachbarn – das hat keiner gern." Kein Fall mehr für "SEIL" ist in Siegfried Fischers Augen der notorische Schwänzer, dem am Ende des Schuljahres Wochen oder Monate Unterricht fehlen. "Da muss der Psychologe ran."

Der Fall tritt allerdings nur sehr sporadisch ein – zurzeit, berichtet Fischer, gebe es gar keine chronischen Schulschwänzer an der Hohenbergschule. Ob das an "SEIL" liegt? Die Frage lässt Fischer offen. Immerhin, im Staatlichen Schulamt sieht man in der Hohenbergschule schon so etwas wie eine Vorreiterin – und könnte sich vorstellen, dass ihr Beispiel Schule macht.