Pause machen, essen, ein bisschen entspannen: Wenn das Klingeln entfällt und der Lehrer den Unterricht durchzieht, nicht möglich. Foto: Archiv

Gymnasiasten klagen über neue Regelung und ihre Folgen. Direktor Christian Schenk: Vorwürfe sind anonym und vage.

Albstadt-Ebingen - "Sechs Stunden Unterricht am Stück ohne jegliche Pausen, Essen, Trinken oder zur Toilette gehen?" Die Schüler des Gymnasium Ebingen sind sauer über eine Änderung der Pausenregelung und hoffen, dass im kommenden Schuljahr alles wieder rückgängig gemacht wird.

Der Entscheid der Gesamtlehrerkonferenz, das Klingeln zwischen den Doppelstunden abzustellen, stößt bei Schülern des Gymnasiums Ebingen auf Ablehnung. "Es hat sich eingebürgert, dass die Lehrer diese Chance nutzen und 95 Minuten am Stück Unterricht machen", beklagen Schüler mehrerer Jahrgangsstufen in einem Brief an unsere Zeitung. Jeder Schüler habe das Recht auf eine Pause zwischen den Stunden, sei es um etwa zu trinken oder um die Toilette aufzusuchen. Die Lehrer, so berichten Schüler, handelten nach dem Motto "Das könnt ihr doch in der Pause machen."

"Sollte man es doch wagen, einen Lehrer darauf anzusprechen, hat man meist eine Strafarbeit an der Backe kleben", sagen die Schüler. Eine Umfrage unter ihnen soll bewiesen haben, dass jeder zweite Lehrer die Pausen generell ausfallen lasse und 80 Prozent eine Strafe verhängten, wenn man sie darauf anspreche. Bei Lehrern und der Schulleitung, so berichten Schüler, stoße man diesbezüglich nur auf taube Ohren.

Doch was sagt der Schulleiter zu den Vorwürfen seiner Schüler? "Ich habe das System sicherlich nicht eingeführt, um die Schüler zu ärgern. Lediglich um ihnen einen entspannteren Vormittag zu ermöglichen", sagt Direktor Christian Schenk. "Jetzt klingelt’s eh gleich" dächten sich viele Schüler, wenn es auf die Pause zugehe, so Schenk weiter. Dann schalteten sie ab und unterbrächen somit den Gedankenfluss. Durch das Abstellen des Klingelns sollten die Probleme aus dem Weg geschafft werden und der Alltag entspannter sein. Lehrer könnten ihren Gedankengang vollenden und würden nicht durch unkonzentrierte Schüler, die auf das Klingeln warteten, unterbrochen. Außerdem stünden die Lehrer nicht mehr unter dem Druck, den Stoff bis zur Pause durchzubringen; sie könnten ihr Tempo selbst festlegen und frei bestimmen, wann sie die Pause brauchten.

"Die Stillarbeit wird nicht mehr unterbrochen"

Auch für die Schüler habe die neue Regelung einen großen Vorteil, betont der Schulleiter: Sie lernten, selbstständiger zu arbeiten und hätten mehr Verantwortung. Steckten sie zum Beispiel mitten in der Stillarbeit, werde diese nicht nur das Klingeln unterbrochen; sie könnten sie zu Ende bringen und ihre Pause selbst bestimmen.

Den Vorwurf, dass die Schüler nur auf taube Ohren stießen, wenn sie die Lehrer und die Schulleitung darauf ansprächen, kann Schenk nicht nachvollziehen: "Ich habe bis jetzt von keinem Schüler konkrete Namen der Lehrer gehört, die keine Pause machen. Ich kann sie darauf nur ansprechen, wenn ich die Namen kenne."

Da die Vorwürfe anonym und vage seien, glaubt Schenk nicht, dass alle die Meinung teilen. Er setzt darauf, dass Schüler merken, dass das System ihnen zusätzliche Verantwortung gebe.

Im Februar habe die Gesamtlehrerkonferenz beschlossen, das Läuten zwischen den Doppelstunden für einen Probelauf bis Mai abzustellen. Daraufhin sei mehrheitlich entschieden worden, die Regelung bis auf Weiteres beizubehalten.