Mit Detailwissen glänzte Martin Hilger bei seinem Vortrag über Stuttgart 21. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkehrsexperte Hilger sieht nach Bau des Tiefbahnhofs keine Chance für Talgangbahn

Von Karina Eyrich

Albstadt-Ebingen. Zuerst schien der Abend eine Mogelpackung zu sein, doch dann kam Verkehrsexperte Martin Hilger doch noch, wie angekündigt, auf die Auswirkungen von Stuttgart 21 auf die Region Albstadt zu sprechen.

Eine "Geschichte der Verheimlichungen und Lügen" nennt Martin Hilger, Verkehrsexperte aus Tübingen und Mitglied der Schlichtungskommission, die Geschichte des Bahnprojektes Stuttgart 21. Den Informationsabend hatten die Grünen absichtlich ins Brauhaus Zollernalb gleich neben dem Bahnhof gelegt, und dessen Schalander war voll besetzt – viele nutzten die Gelegenheit, sich rechtzeitig vor der Volksabstimmung am 27. November zu informieren.

Die Kosten für den Tiefbahnhof Stuttgart 21 würden derzeit offiziell mit 4,5 Milliarden Euro angegeben, die für den Kopfbahnhof K21 mit 1,18 Milliarden, so Hilger. Mit dem Differenzbetrag ließe sich "enorm viel Anderes machen", meint der Verkehrsexperte, der – sollte S21 gebaut werden – keine Chance sieht für den Bau der so genannten Talgangbahn zwischen Ebingen und Onstmettingen. Jenen müssten der Bund zu 60 Prozent, das Land und die Stadt Albstadt zu je 20 Prozent finanzieren, sagte Hilger.

Die Reisezeit zwischen Ebingen und Stuttgart ließe sich durch den Tiefbahnhof mit entsprechender Verbindung nicht verkürzen, sondern sie betrüge dann acht Minuten mehr als bisher.

Dass es mit S21 dann stündliche statt wie bisher zweistündliche Verbindungen geben wird, hält Hilger für eine Mär: "Stundentakt? Das ist schlichtweg gelogen." Zudem müssten die Fahrgäste in Tübingen umsteigen, so lange nicht die ganze Strecke bis Albstadt elektrifiziert sei.

Einzig die Fahrzeit zum Flughafen ließe sich durch S21 verkürzen, doch dafür hält Hilger eine Alternative für Fluggäste aus dem Raum südlich von Tübingen parat: einen Flughafen-Bus ab Tübingen, der nur 35 Minuten brauche und die Fahrgäste direkt vor dem Terminal absetzen könnte, während sie von einer Bahnhofshalle aus noch rund zehn Minuten über Rolltreppen und durch Gebäude unterwegs wären.

Kommt die Elektrifizierung der Strecke zwischen Tübingen und Albstadt schneller, wenn S21 gebaut wird? Auch diesbezüglich hat Hilger Zweifel angesichts der Kosten für den Tiefbahnhof: "Das Geld ist nur einmal da, und Finanzierung auf Pump ist neuerdings nicht mehr en vogue."

Die Zuhörer, die rege mit Hilger diskutierten, forderte er auf, in jedem Fall am 27. November ihre Stimme abzugeben – egal ob für den Ausstieg aus dem Projekt S21 oder dagegen. Denn die Volksabstimmung sei ein Element der Demokratie, und die gelte es zu stärken.