Lea-Katharina Scherl und die Band Weitblick bezaubern mit einem Programm jenseits von Konfessionen

Von Karina Eyrich

Albstadt-Ebingen. Der Höhepunkt der Woche hat sich am Samstag in der Kapellkirche abgespielt, und das lag nicht daran, dass ansonsten wenig los war. Dort leuchteten drei Sterne – und strahlten ganz besonders hell.

Die Kapellkirche ist gerammelt voll. Vorne steht ein junges Mädchen und lächelt etwas verlegen ob des Andrangs. Lea-Katharina Scherl scheint es immer noch zu erstaunen, dass so viele Menschen sie hören wollen – es ist eine von vielen Eigenschaften, die sie so sympathisch machen. "Dein Wort ist Leben für mich" ist der Auftakt zu einem Kurzkonzert der Band Weitblick, das nichts weniger als außergewöhnlich ist, denn es ist frisch, ungefiltert, natürlich, geht direkt an die Haut und ins Herz.

Eine ganz andere Farbe gibt die Ebingerin dem Lied "People help the People" und zeigt damit, wie variabel, wie vielseitig ihre wunderschöne Stimme ist: eben noch glasklar, jetzt etwas rauchig, mit ganz viel Leben darin.

Zwar wünscht sich die Band, dass die Zuhörer nicht zwischendurch klatschen, damit sie in den "20 Minuten Musik zur Marktzeit" mit ihrem prallen Programm durchkommt. Das Publikum kann es sich aber schlicht und einfach nicht verkneifen. Der Lohn des Künstlers ist der Applaus – und dieses Trio hat Lohn verdient. Simon Steigmayer an Cajon und Gitarre sowie Martin Wäschle am Keyboard sind selbst beseelt und ebenso großartige wie sensible Begleiter für Albstadts Stern am Musikhimmel. "Weitblick" kommt aus einer christlichen Tradition – und einer katholischen Gemeinde. Dass sie in einer evangelischen Kirche spielen, ist für sie dennoch ebenso selbstverständlich wie für Steffen Mark Schwarz, den Kantor der Martinskirchengemeinde und Organisator der Ebinger Marktmusik, der das Talent der jungen Künstler auch fachlich souverän einschätzen kann und selbst hingerissen ist, mit feuchten Augen inmitten der Zuhörer lauscht.

Die charmante Sängerin sieht jeden an und nimmt alle mit

Das Programm schert sich nicht um Konfessionen. Mit dem nächsten Song nimmt "Weitblick" die Zuhörer dorthin mit, wo sich die Balken kreuzen: "Zwischen Himmel und Erde". Auch "Anker in der Zeit" ist Jesus Christus gewidmet – und Lea geht ebenfalls auf Grund mit ihrer Stimme: ganz, ganz tief. Was sie auszeichnet, ist freilich nicht nur ihr Gesang, sondern der Charme, mit dem sie binnen Minuten die Zuhörer um den kleinen Finger wickelt. Sie sieht jeden an, nimmt alle mit, blickt und lächelt abwechselnd ins Kirchenschiff und auf die ebenfalls voll besetzte Empore – und dann dreht sie richtig auf beim Song "Love me like You do" in warmem Moll, für den Lea und Simon Steigmayer zur Gitarre greifen, und "Es geht mir unter die Haut".

Solch seeliger Gesang, solch schöne Musik können nicht nur das Ergebnis guter Ausbildung sein – im Fall von Lea-Katharina Scherl zeichnet Gesangslehrerin Lisa Livingston von der Musik- und Kunstschule Albstadt dafür verantwortlich. Auf diesem Trio, auf dieser Musik liegt ein Segen – das ist in jeder Note spürbar. "Jesus, berühre mich" – der Wunsch des nächsten Titels ist längst erfüllt.

Zum Schluss eine Einladung: "Komm zu Jesus – und leb’"

Zum Schluss steigt Lea noch einmal ganz nach oben im Lied "Mein Ziel" – auch stimmlich. Das Konzert – viel länger als 20 Minuten und doch viel zu kurz – endet mit einem ruhigen, tiefgründigen Song, mit Martin Wäschles einfühlsamem Klavierspiel und einer ganz direkten musikalischen Einladung: "Komm’ zu Jesus, fall’ auf Jesus, tanz’ für Jesus – und leb’!", das die Zuhörer mit minutenlangem, stehenden Applaus quittieren – und postwendend die Antwort dafür kassieren mit einer wunderbaren Zugabe, die kaum besser passen könnte: "Danke, danke für die Freude und für die Musik. Danke, dass ich fliegen kann!" spielt "Weitblick", und alle klatschen mit, als wollten sie sagen: "Danke, danke, danke für’s Mitnehmen!"