Das Smartphone immer griffbereit? Markus Kiesel meint: Das muss nicht sein. Foto: Morenatti Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Markus Kiesel findet die Aktion "Sieben Wochen ohne sofort!" richtig gut

Albstadt. Am heutigen Aschermittwoch beginnt einmal mehr die Aktion "Sieben Wochen ohne" der evangelischen Kirche. Diesmal trägt sie den Zusatz "Augenblick mal! Sieben Wochen ohne sofort!" und ruft damit zur Entschleunigung auf. Es geht vor allem darum, in einer stressigen Zeit innezuhalten, durchzuatmen und sich für den Alltag Zeit zu nehmen. Was es heißt, mit Zeitdruck im Job umzugehen, und wie sich dieser vermeiden lässt, das weiß Markus Kiesel vom Start-Up-Unternehmen CMC-Kiesel-GmbH in der Technologiewerkstatt Albstadt.

Durch digitale Technik und Vernetzung – so heißt es – sparen die Menschen Zeit. Trotzdem wird das Leben immer hektischer. Wie kommt es zu diesem Widerspruch?

Es ist zwar richtig, dass der Mensch durch die Digitalisierung Zeit spart, da viele physische Tätigkeiten in die digitale Welt verlagert werden konnten. Damit das jedoch auch funktioniert, ist es notwendig, dass Informationen immer und möglichst sofort fließen. Das führt unter anderem dazu, dass jeder Einzelne zumeist mehrere Arbeiten gleichzeitig erledigt. Dieser Umstand lässt unseren Alltag zunehmend hektischer erscheinen.

Heute lässt sich dank Smartphone sehr vieles sofort und von überall aus erledigen. Können Sie sich überhaupt noch vorstellen, mal 14 Tage nicht erreichbar zu sein?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, über einen bestimmten Zeitraum nicht erreichbar zu sein. Vor allem im Urlaub versuche ich, meine Smartphone-Aktivitäten komplett einzustellen und möglichst auch nicht erreichbar zu sein.

Die ständige Erreichbarkeit, auch für den Chef, mindert die Freizeit und ihren Erholungswert. Was tun Sie persönlich, um Ihre Freizeit zu schützen?

In meiner Freizeit trage ich ganz bewusst mein Smartphone nicht ständig am Körper und bin daher oft auch nicht sofort erreichbar.

Was tun Sie insgesamt, um Stress und Hektik in Ihrem Leben zu vermeiden?

Als Doktorand und Geschäftsführer eines Start-Up-Unternehmens lassen sich stressige Phasen leider nicht vermeiden. Ich versuche daher, mit ausreichend Sport einen Ausgleich zu schaffen.

Was spricht für und was gegen Multitasking?

Ich persönlich halte nichts von Multitasking. Die besten Ergebnisse erzielt man meiner Meinung nach nur, wenn man gezielt an immer nur einer Aufgabe arbeitet.

Können Sie als Mitglied einer Firma, die mit Technologie auf diesem Niveau arbeitet, überhaupt an einer Aktion wie "Sieben Wochen ohne sofort" teilnehmen?

Während der Arbeitszeit lässt es sich nicht vermeiden, erreichbar zu sein und auch möglichst schnell auf Anfragen zu reagieren. In meiner Freizeit halte ich es jedoch für sehr wichtig, zur Ruhe zu kommen – da kann die Teilnahme an einer solchen Aktion sehr hilfreich sein.

Haben sie einen Sonntag als klassischen Ruhetag?

Ja, in der Regel versuche ich den Sonntag als klassischen Ruhetag wahrzunehmen.

Leidet Ihr Privatleben/Ihre Freizeit unter Stress und Zeitdruck?

In stressigen Zeiten neige ich dazu, alles andere zu vernachlässigen. Sobald mir dieser Zustand jedoch selbst bewusst wird, versuche ich immer wieder, mit einzelnen Aktivitäten gezielt dagegen anzusteuern.

Was sind die Haupt-Stressfaktoren in Ihrer Branche?

In meiner Branche ist der Haupt-Stressfaktor der permanente Fortschritt und Wandel. Da es täglich neue Innovationen im Bereich der Virtual- und Augmented-Reality-Technologien gibt, müssen wir immer wieder neue Technologien adaptieren und unsere Arbeitsweisen verändern, um Schritt halten zu können.