Trägt viel Verantwortung: Ines Pfabe Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Luftsportverein: Die erst 23-jährige Ines Pfabe ist Werkstattleiterin auf dem Flugplatz Degerfeld

Albstadt-Tailfingen. Die neue Flugsaison beim Luftsportverein (LSV) Degerfeld kann kommen: Alle Maschinen des Vereins sind lufttüchtig, und zwar mit Brief und Siegel. Die junge Werkstattleiterin Ines Pfabe freut das besonders – für sie war der Check eine Premiere.

Gerade mal 23 Jahre alt ist Ines Pfabe – und seit rund einem Jahr offiziell Werkstattchefin des Vereins. In den vergangenen Wintermonaten hatte sie alle Hände voll zu tun und jede Menge Verantwortung. Alle zwölf Segelflugzeuge des Vereins passierten die Werkstatt, mussten begutachtet, gereinigt und nach strengen Vorschriften gewartet werden. Am Ende nahm ein Prüfer vom Baden-Württembergischen Luftfahrverband (BWLV) die Flugzeuge ab – den Nachprüfschein für ein weiteres Jahr, vergleichbar dem TÜV beim Auto, vergibt der Fachmann nur, wenn technisch alles in Ordnung und dies vorschriftsmäßig dokumentiert ist. Siegfried Karau, zuständiger Prüfer, hat alle Flugzeuge auf dem Degerfeld wieder freigegeben.

Von Ines Pfabe fiel damit eine große Last ab: Abnahmetag ist Stresstag für den Werkstattleiter. Auf dem Degerfeld werden sämtliche Maschinen des Vereins – für die drei Motorflugzeuge gibt es eigene Wartungsmannschaften – von den Mitgliedern selbst in Schuss gehalten. Ein Grund dafür, dass der LSV das Fliegen zu selten günstigen Preisen anbieten kann. Die Alternative wäre, sie in eine Werft zu geben.

Die Wartung in der eigenen Werkstatt erfordert freilich viel Aufwand, auch organisatorischen. Rund 115 aktive Flieger warten in kleinen Gruppen die Flotte, und zwar zügig: Sobald eine Mannschaft mit einem Segler fertig ist, gibt sie der nächsten die Klinke der Werkstatttür in die Hand – Stillstand kommt nicht in Frage. Dann muss klar sein, was das nächste Team braucht, das Material muss bereit stehen, und dafür sind Flexibilität und reibungslose Kommunikation gefragt. "Unterm Strich hat alles gut geklappt", sagt Pfabe.

Wie ist das, eine so große Mannschaft zu managen, bestehend aus Fliegerkollegen, die zum größten Teil deutlich älter und überwiegend männlich sind? "Klappt schon – manchmal muss man sich halt durchsetzen", sagt Pfabe. "Aber man kann sich auch beweisen. Ich sehe das als Herausforderung."

Gerade mal 1,60 Meter groß ist sie, ihrer Autorität aber tut die Statur keinen Abbruch: Wenn ihr etwas nicht passt, sagt sie es gerade heraus. 2013 hat sie ihren Zellenwart-Lehrgang beim BWLV absolviert, die technische Voraussetzung dafür, ein Amt wie ihres überhaupt bekleiden zu können.

Als Luftsportlerin besitzt sie sämtliche Lizenzen und darf alle Maschinen im Verein fliegen; hinzu kommen Sonderberechtigungen, etwa für den Segelkunstflug. Beruflich hat sie ebenfalls mit Technik zu tun, allerdings mit ganz filigraner: Sie absolviert derzeit eine Lehre zur Feinwerkmechanikerin bei Bailer CNC.

In ihrer ersten Werkstattrunde als offizielle technische Chefin im Verein gab es gleich einige Besonderheiten: Bei zwei Maschinen wurden die gesamten Instrumentenbretter neu konfiguriert, und der Leistungs-Doppelsitzer der Vereins erhielt ein neue Bremsanlage. Einige Abläufe hat Pfabe verändert: "Das muss sich noch etwas einschleifen. Aber es trägt Früchte. Und das motiviert."

Ganz vorbei ist die Werkstattsaison für Ines Pfabe noch nicht: Die beiden mannshohen Stahlseiltrommeln der von einem Lastwagen-Dieselmotor angetriebenen Winde für Seglerstarts bekommen neue Bremsen. "Kriegen wir auch noch hin", sagt Pfabe. Das Ende ist jedenfalls in Sicht – und dann wird erst mal wieder geflogen.

 Flug- und Ausbildungsbetrieb auf dem Degerfeld ist samstags ab 13 Uhr und sonntags ab 9 Uhr.

Weitere Informationen: www.lsv-degerfeld.de