Romantischer Liederabend im Lautlinger Schloss mit Brahms, Dvorak und Schumann

Von Holger Grebe

Albstadt-Lautlingen. Bis heute hat die romantische Weltbetrachtung, das Einreißen der Grenze zwischen Mensch und Natur, Tag und Nacht, Heimatliebe und Fernweh, Wort und Lied nichts von ihrem Zauber eingebüßt. Das haben die Besucher des Liederabends über "Liebe – Lieder und Duette der Romantik" im Lautlinger Schloss gespürt.

Mechthildis Mauder, Sopran, Merlind Witte, Mezzosopran, und die Pianistin Anja Lohner hatten sich zusammen gefunden, um den Hörer in einen beseelten Klangraum zu locken. Der Abend begann mit den "Klängen aus Mähren" des tschechischen Komponisten Anton Dvorak.

Die Ansprache des Liebchens als "duftendes Veilchen" und die verschämte Zurückweisung dieser Anrede präsentierte das Duo als augenzwinkerndes Spiel. Als temperamentvolle Steigerung erklangen Dvoraks "Zigeunerlieder", von Merlind Witte dynamisch intoniert. Mal wanderlustig, mal leise klagend oder "überfroh" im leichten Tanz mit dem Burschen – die Sängerin zeigte eine breite Palette an Klangfarben bei sauberer Artikulation.

Noch voller im Ton, kräftig in den Höhen, aber ebenso nuanciert und leichtfüßig trat Mechthildis Mauder auf. Wie Merlin Witte ist sie Schülerin der Gesangspädagogin Ursula Riehm.

Das zarte Spiel mit der Verlockungskraft

Ein musikalischer Höhepunkt des Abends war das elegische "Wiegenlied am Lager eines kranken Kindes" von Robert Schumann – das zarte Spiel mit der Verlockungskraft der Kirsche, die dem schlafenden Knaben als magische Frucht nach dem Erwachen versprochen wird.

Während des gesamten Abends war Anja Lohner sowohl für die Solostimmen wie in der Begleitung der Duette – etwa bei Liedern von Robert Schumann und Johannes Brahms – eine kongeniale Partnerin. Auch solistisch überzeugte sie mit "Drei Intermezzi" von Johannes Brahms.

Die drei Künstlerinnen wurden vor Jahren durch gemeinsame Liedinterpretationskurse bei dem inzwischen verstorbenen Komponisten Peter Michael Riehm an der Karlsruher Musikhochschule zusammen geführt.

Zum Ausklang intonierten sie Brahms’ Vertonung der Naturlyrik "Die Meere" aus Gottfried Herders "Stimmen der Völker". In einem Traumbild schwebt der nächtliche Mond über weitem Wasser.