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Sich schützend vor die Albstädter Gemeinderäte stellen – das wollen Oberbürgermeister

Sich schützend vor die Albstädter Gemeinderäte stellen – das wollen Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow und Baubürgermeister Udo Hollauer, wie sie bekundet haben. Was ist der Anlass dafür? Die Laufener wollen endlich erfahren, wie es mit der Variante E für die Erneuerung der Stromtrasse durch den Ort weitergeht: ein durchaus legitimer Wunsch.

Im November hatte der Gemeinderat die in Laufen favorisierte Erdverkabelung um den Ort herum abgelehnt. Aus finanziellen Gründen: Wenn die EnBW ihre Hochspannungsleitung durch den Ort erneuern will, muss sie das selbst zahlen. Will Albstadt eine Verbesserung für seine Bürger in Laufen erzielen, von denen viele empfindlich unter den Stromkabeln über ihren Köpfen, Gärten und Balkonen leiden, muss die Stadt drauflegen, was der Mehrheit der Räte zu teuer erschien. Nach der Entscheidung ist mit der "Variante E" eine neue Option aufgetaucht, die deutlich günstiger zu haben wäre als die Erdverkabelung um den Ort herum. Möglich wäre sie dank des Kaufs eines Grundstücks durch die Stadt, das im Ort liegt und die Brücke schlagen könnte.

Dass die Laufener Bürger, allen voran die Bürgerinitiative "Traufgang Stromer", nun gerne wissen möchten, wie der Stand der Dinge ist, ist nachvollziehbar. Warum also lässt die Stadt keine Informationen raus? In nichtöffentlicher Sitzung, so die beiden Bürgermeister, sei der Gemeinderat über diese neue Option informiert worden. Der habe noch nicht entschieden, weil er das nicht könne: Erst müsse der OB das Thema auf die Tagesordnung setzen. Warum er es noch nicht getan hat, dazu äußern sich Gneveckow und Hollauer nicht.

Stattdessen verteidigen sie den Gemeinderat. Doch wer stellt sich schützend vor die Laufener Bürger? Als "arme Leute" bezeichnet sie der anonyme Schreiber eines Briefes, der kürzlich im Briefkasten eines Traufgang-Stromers gelandet ist. Der Verfasser bezeichnet Laufen als Ort "mit fast null Industrie und deshalb fast null Gewerbesteueraufkommen". Laufen bringe "nichts ein" in die Stadtkasse, "ähnlich wie Griechenland in der EU".

Mehr noch: Der anonyme Schreiber scheint zu wissen, worüber Experten weltweit streiten: dass eine "gesundheitliche Belastung" durch die Stromtrasse "schlichtweg gar nicht gegeben" ist. Was der Verfasser sonst noch vom Stapel lässt, soll hier nicht Thema sein. Gewisse Äußerungen werden nicht dadurch besser, dass man sie zitiert.

Gneveckow und Hollauer drücken sich wenigstens gewählter aus, wenn sie von "ständigen Einlassungen und persönlichen Diffamierungen" sprechen, die "kontraproduktiv" seien und der Lösungsfindung mehr schadeten als nützten. Jene Äußerungen, auf welche die Laufener warten, bleiben sie den Bürgern im Eyachtal-Stadtteil allerdings weiter schuldig – inklusive der Erklärung, was nun so schädlich daran wäre, wenn sie die Bürger über den aktuellen Stand der Dinge informierten.

Das Thema Stromtrasse soll aus dem Wahlkampf herausgehalten werden – das wünschen sich die beiden Bürgermeister. Indem sie zum Sachverhalt schweigen, erreichen sie allerdings genau das Gegenteil. Mit anderen Worten: Auch Schweigen kann kontraproduktiv sein. Von anderen Fällen kennen wir Albstädter das schon – Beispiel: die vormals geplante Schließung von Hallenbädern in Tailfingen und Onstmettingen.

Es wird höchste Zeit, dass die Stadtverwaltung den Laufenern entgegenkommt und sie mitnimmt, dass sie offen informiert, Klartext spricht. Die Stadtverwaltung ist für die Bürger da.