Hat für die Schwarzkiefern das letzte Stündlein geschlagen?: Die obere Naturschutzbehörde will die Bäume fällen lassen. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Böllat: Albverein Burgfelden kämpft um eine Baumpopulation, die dem Artenschutz geopfert werden soll

Die obere Naturschutzbehörde am Regierungspräsidium Tübingen will in direkter Nachbarschaft des Burgfelder Böllatfelsens mehrere Schwarzkiefern fällen und außerdem eine Absperrung aus Draht anbringen. Der Burgfelder Albverein läuft Sturm gegen dieses Vorhaben.

Albstadt-Burgfelden. Auf annähernd 80 Jahre schätzt der Ortsvereinsvorsitzende Johannes Burkhardt das Alter der Kiefern, die südöstlich des linken Böllatfelsvorsprungs an und unterhalb der Traufkante wachsen. Geht es nach dem Regierungspräsidium, dann wird zu diesen "80 ungrad" Jahren kein weiteres hinzukommen: Die Kiefern sollen weg, und zwar aus Gründen des Artenschutzes: Auf den Kalkfelsen am und rings um den Böllat sprießen nämlich Blümchen der Spezies "Graufilziges Sonnenröschen", die nur an wenigen Standorten vorkommen, am Böllat aber bestens gedeihen und gehäuft auftreten. Diese Population möchten die Tübinger Naturschützer jetzt noch weiter vermehren, und da das graufilzige Sonnenröschen Sonne und exponierte Lagen liebt und durch Bäume verschattete Lagen meidet, wollen sie nun die Kiefern entfernen und dem Röschen so zu zusätzlichem Terrain verhelfen.

Ein Schildbürgerstreich, finden die Ausschussmitglieder des Albvereins Burgfelden. Denn die Kiefern stehen auf humusbedecktem Boden, und es erscheint eher fraglich, dass das Sonnröschen mit seiner Vorliebe für kargen Untergrund sich dorthin ausbreitet, wenn die Bäume verschwunden sind – es sei denn, die Erosion sorgt dafür, dass das Erreich verschwindet. Aber will man das wirklich?

Sonnenröschen tankt den Tag über genügend Wärme und Licht

Ein weiteres Argument der Tübinger, nämlich, dass der Schatten der Bäume das Wachstum des Sonnenröschens auf den Felsvorsprüngen östlich des Kiefernwäldchens hindere, finden Burkhardt und seine Mitstreiter nicht weniger unplausibel. Dieser Schatten, wenden sie ein, falle erst abends, wenn die Sonne tief im Westen stehe, auf die Felsen – und dann befänden sich die dort wachsenden Exemplare der kostbaren Blume ohnehin auf der Schattenseite – nachdem sie tagsüber, bei südlichem Sonnenstand, genug Wärme und Licht getankt hätten.

Und dann ist da noch das Drahtseil. Die Barriere soll nach dem Willen des Regierungspräsidiums in zwei Meter Entfernung von der westlichen und in einem Meter Distanz von der östlichen Traufkante des Böllatfelsens errichtet werden; zwei bis zweieinhalb Meter von der Sitzbank entfernt. Wozu? Um die eingestandenermaßen immer zahlreicher werdenden Besucher daran zu hindern, auf die Blumen zu treten. Die Amtsträger des Albvereins halten auch diese Schutzmaßnahme für überflüssig und verfehlt: Die Blumen seinen vergleichsweise robust und wüchsen an Stellen, wo das Gelände bereits so abschüssig sei, dass sich nur besonders Vorwitzige dorthin wagten. Aber wäre es nicht sinnvoll, diese vor sich selbst zu schützen – und die Pflanze dazu? Nein, sagen die Burgfelder Ausschussmitglieder. Sie können sich nicht an Unfälle an der Traufkante erinnern.

Was werden sie tun? Was in ihrer Macht steht – die Stimme erheben und für den Fortbestand des Kiefernhains werben. Vor Ende der Vegetationsperiode wird nichts passieren; es bleibt also noch ein Vierteljahr Zeit, um die Bäume zu retten, die für Eva Reinauer, die stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende, Landmarke und Wahrzeichen zugleich sind. Und was ist mit der Kommune? Die Frage wird mit Skepsis quittiert: Das fragliche Gelände unmittelbar an der Traufkante gehört gar nicht zu Albstadt, sondern noch zu Balingen – es ist die äußerste Peripherie von Balingen. Die Burgfelder haben allerdings nicht den Eindruck, dass sich die Balinger je übertrieben für diese Peripherie interessiert hätten.