BETRIFFT: die Neuregelung des kinderärztlichen Notdienstes

Als Mutter von drei Kindern, Physiotherapeutin für Säuglinge und Kleinkinder und Ehefrau eines betroffenen Kinderarztes bin ich entsetzt über die Pläne für die Neuregelung des kinderärztlichen Notdienstes. Wie kommt man auf eine solche Idee? Und wie kann Herr Fechner behaupten, dass diese Neuregelung nahe an der Musterlösung wäre?! Wessen Lösung? Der Kinderärzte? Der Eltern? Der Kinder? Bestimmt nicht! Für Hechingen und Balingen ist der Anfahrtsweg nach Tübingen gerade noch Ermessenssache und mag eventuell in einem Notfall noch möglich sein. Für Albstadt und Meßstetten sieht es da schon sehr viel schlechter aus. Ein Beispiel: Wir waren, obwohl wir vom Fach sind, in unserem Wagen nach Reutlingen gefahren, als unsere sechs Wochen alte Tochter Symptome eines Atemswegsinfekts zeigte – er erwies sich später in der Klinik als RS-Virus-Infektion. Trotz sofortigem Zugang zum Notfallmedikament und raschem Handeln setzte am Ortseingang von Reutlingen bereits Schnappatmung ein, sodass mein Mann einen Auffahrunfall auf dem Gehweg umkurvte und die Geschwindigkeitsbegrenzung in Reutlingen deutlich überschritt. Trotzdem hatte unsere Tochter bei der Ankunft in der Klinik nur noch eine Sauerstoffsättigung von 80 Prozent und war damit sauerstoffpflichtig.

Eltern können eine ernste Erkrankung nicht immer gleich als eine solche einschätzen. Muss ein Kind erst auf dem Weg in die Klinik sterben, ehe das in Rechnung gestellt wird? Es reicht sicherlich nicht, dass die Mehrheit der Kinderärzte des Zollernalbkreises Widerspruch gegen diese Neuregelung bei der KV eingereicht hat. Auch wir Eltern und die Stadt- und Kreisräte sollten uns an geeigneter Stelle dafür stark machen, dass nicht die Jüngsten unter uns die Leidtragenden sind.

Michaela Czempiel

Albstadt-Truchtelfingen