Diana Schrade-Geckeler gibt den Vorsitz an Manuela Mayer ab. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Armutsbekämpfung: Manuela Mayer führt Vorsitz der Liga der freien Wohlfahrtspflege

Von Martin Kistner

Führungswechsel in der Liga der freien Wohlfahrtspflege im Zollernalbkreis: Manuela Mayer aus Albstadt, Regionalleiterin der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau, übernimmt den Vorsitz von Diana Schrade-Geckeler, der Geschäftsführerin der Balinger Diakonie-Bezirksstelle.

Albstadt/Balingen. Übertrieben große Bedeutung misst keine der beiden dieser Personalie bei. Der Liga der freien Wohlfahrtspflege gehören im Zollernalbkreis außer Diakonie und Caritas das DRK und der paritätische Wohlfahrtsverband an; der Vorsitz ist ein Wanderpokal, der in zweijährigem Turnus den Besitzer wechselt und in erster Linie zusätzliche Schreibtischarbeit bedeutet. Mayer wird ihn zwei Jahre behalten und dann weiterreichen – an der inhaltlichen Ausrichtung der Liga-Arbeit ändert das nichts; die zeitlichen Horizonte reichen allemal weiter als die Amtszeit einer Vorsitzenden.

Was macht die Liga? Mayer und Schrade-Geckeler verstehen sie einerseits als Netzwerk, in dem Projekte koordiniert, Kräfte gebündelt, Aufgaben verteilt werden können, andererseits als Instrument der Einflussnahme, als gemeinsame Stimme aller vier Mitglieder, die vernehmlicher und überzeugender sprechen kann als jeder Einzelne für sich. Die Liga hat den Anspruch, gegenüber Kommunalpolitik und Kreisverwaltung Anstöße zu geben, auf Entwicklungen hinzuweisen, auf Missstände aufmerksam zu machen.

Ein kleines Beispiel, das Mayer und Schrade-Geckeler nennen: die Finanzierung von Kontrazeptiva für Sozialhilfeempfänger. Ein größeres: die Schwierigkeiten, die sozial Schwache oder auch psychisch Kranke bei der Wohnungssuche haben – in den Mittelzentren, berichtet Mayer, sei es in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, für Menschen ohne Geld eine Bleibe zu finden – "und zwar nicht erst, seit die Flüchtlinge da sind". Nicht nur in Großstädten würden Sozialwohnungen benötigt. Und die Leerstände in den kleineren Gemeinden? "Bringen uns nicht weiter – da wird der Transport zum Problem."

Noch ein Thema, das die Ligamitglieder beschäftigt: Kinderarmut. Die Liga spricht es unter anderem in der "Woche der Armut" an, die sie alljährlich landesweit veranstaltet. Im Zollernalbkreis ist abwechselnd eines der drei Mittelzentren Schauplatz – im vergangenen Jahr war Albstadt an der Reihe, im kommenden Herbst wird es Balingen sein. Das Motto lautet "Es ist genug für alle da?!" und formuliert, wenn man so will, den Grundgedanken aller Liga-Aktivitäten: Dass jedermann am gesellschaftlichen Leben teilhaben können sollte. So wurde beispielsweise das "Projekt Augenhöhe" ins Leben gerufen, um Kindern Musikinstrumente oder die Leih-Skier fürs Skischullandheim zu finanzieren, in deren Familien für so etwas kein Geld da ist.

Mehr Gehör verschaffen lautet das Ziel

Alle diese Projekte sind gemeinschaftliche; Diana Schrade-Geckeler wird sich, Vorsitz hin oder her, weiterhin in ihnen engagieren – es ändert sich für sie nicht viel, zumal sie erst seit kurzem im Kreis Sigmaringen, in dessen westliche Hälfte der evangelische Kirchenbezirk Balingen hineinreicht, den Liga-Vorsitz führt. Manuela Mayer wiederum ist derzeit auch im Kreis Tuttlingen Liga-Vorsitzende – ihr Ziel ist es, dort wie auch im Zollernalbkreis den Liga-Anliegen mehr Gehör zu verschaffen als bisher. "Es gibt da noch viel Luft nach oben."