Verarbeitet viele musikalische Einflüsse, ohne Mainstream zu sein – die Musik der "Monika Roscher Bigband". Foto: Brandner Foto: Schwarzwälder-Bote

Jazzkonzert: Monika Herzig und Monika Roscher überzeugen auf der ganzen Linie

Alle Erwartungen übertroffen hat das Konzert der "beiden Monikas", das am Samstag im Tailfinger Thalia-Theater über die Bühne ging: Monika Herzigs Fusion-Band "The Time Flies" und die "Monika Roscher Bigband" boten Jazz und Rock vom Feinsten.

Albstadt-Tailfingen. Ein veritabler Coup ist dem Kulturverein "Talgang-Art" mit dem Tailfinger Doppelkonzert gelungen – das vom Abriss bedrohte Theater bot einen prächtigen Rahmen für den Auftritt der beiden Bands. Zu Beginn bedankte sich Herbert Maier bei Annette Ganter und Lothar Landenberger vom Tailfinger Musicland für deren Engagement bei der Organisation und stellte danach "die beiden Monikas" und ihre Ensemblemitglieder vor.

Monika Herzig und Peter Kienle sind in Albstadt keine Unbekannten, obwohl sie schon seit 1988 in den USA leben – beide stammen aus Tailfingen, und Monika Herzig stellt fast jedes Jahr ganz unterschiedliche Facetten ihrer Musik in der alten Heimat vor. In ihrer gegenwärtigen Jazzrock-Formation spielen außer ihrem Mann Peter Kienle zwei amerikanische Musiker, nämlich Schlagzeuger Josh Roberts am Schlagzeug und Bassist Quinn Sternberg, die eine solide und lebendige Rhythmusgruppe bilden. Die Gitarren- und Klaviersoli waren durchweg erstklassig; zumeist gingen sie von einfachen natürlichen Melodielinien aus und steigerten sich nach und nach, um in einem virtuosen Höhepunkt zu kulminieren. Die Band bescherte dem Publikum einen unaufgeregten und dennoch fantasievollen Jazzrock; sie bewies, dass dieser in den 1970er Jahren entstandene Jazz-Stil noch heute aktuell und äußerst lebendig ist.

"Ein art-pop-elektro-kollektiv in Bigband-Gestalt", so beschreibt die Gitarristin, Sängerin, Bandleaderin und Komponistin Monika Roscher ihre Musik. Die letzten beiden Konzerte der Band in Istanbul und München mussten wegen der dortigen tragischen Ereignisse abgesagt werden – aber in Tailfingen klappte diesmal alles, und zwar hervorragend. Dass Monika Roscher für ihre ganz eigene Art, mit einer Bigband zu arbeiten, den Echo Jazz 2016 bekam, verwundert nicht – sie ist ein absolutes Ausnahmetalent, nicht in handwerklicher Hinsicht, sondern vor allem wegen ihrer Fantasie und ihrer Kombinationsgabe, die einmalig sind. Unerwartete Rhythmus- und Taktwechsel und minimalistische Klangschichtungen prägen eine ganz neue Musik, die übliche Hörgewohnheiten ständig durchbricht und dabei stets mitreißend und ansteckend bleibt. Komplexität und kompositorische Dichte verbinden sich mit Lebendigkeit und Witz; dabei bleibt aber stets Platz für die Soli der Bandmitglieder und für balladeske Passagen, in denen Monika Roscher zu einfacher Gitarrenbegleitung singt und ihre klare Stimme den Zuhörer tief berührt.

Vorbilder für diese Art von Musik sind schwer zu finden; sie ist ein Konglomerat aus fast allen Stilen der vergangenen Jahrzehnte – jedoch mit einer überzeugenden und starken eigenen Note. In einem Konzert der Monika Roscher Bigband kann einem wirklich alles passieren, nur eines nicht: Langeweile. "Besser geht es nicht" urteilten viele Jazzfans beim Verlassen des Thalia-Theaters.