Jusos: Infos über Gewerkschaften

Albstadt. Die IG Metall und die Sozialdemokratie stehen sich seit jeher nahe – und so lag es für die Albstädter Jusos auf der Hand, Vertreter der IG Metall einzuladen. Weil die wenigsten der Zuhörer bisher Erfahrungen mit Gewerkschaften haben, ging es zu Beginn um deren allgemeine Rolle. Der Vortrag von Dejan Wick, Jugendsekretär der IG Metall Albstadt, begann aus historischer Perspektive.

Die gemeinsamen Wurzeln mit den Parteien, insbesondere mit der SPD, waren ein wichtiger Punkt, und die Jusos bedauerten, dass diese Verbindung heutzutage allenfalls lose sei. Manches wussten die Jungpolitiker schon aus dem Geschichtsunterricht: etwa, dass die Gewerkschaften zur Zeit der Industrialisierung und Verstädterung entstanden waren. Die Eigentümer der Produktionsmittel, also der Fabriken und Maschinen, hätten damals die totale Kontrolle über ihre Arbeiter gehabt, deren Überleben von der Arbeit abhing – was mancher Eigentümer auch ordentlich ausgenutzt habe. Bis die Arbeiter merkten, dass sie diesen Zustand ändern konnten, wenn sie sich zusammenschlössen.

Neu war für viele, dass die Gewerkschaften damals eher nach Tätigkeit oder sogar nach Konfessionen organisiert waren. Mit zunehmender zersplitterung seien sie schwächer geworden. Erst nach dem Ende des "Dritten Reiches" 1945 hatten die Deutschen beschlossen, nach Wirtschaftsbereichen geordnete Einheitsgewerkschaften zu gründen. Mancher Zuhörer mutmaßte, dass die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 hätte verhindert werden können, wenn dies bereits früher der Fall gewesen wäre.

Zur Zeit des Nationalsozialismus hatte VW als Vorbild für die Intergration der Arbeiter in das System gegolten, ist die Gründung der Volkswagen-Werke in Wolfsburg doch auf das Verbot und die Enteignung der Gewerkschaften durch die Nationalsozialisten zurückzuführen. In diesem Zusammenhang wurde auch angesprochen, dass es in vielen asiatischen Ländern, wenn überhaupt, nur kleine Gewerkschaften gibt, die alleine nichts erreichen können. Ein Punkt für die Jusos war auch die Rolle des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder, unter dessen Regierung die Flächentarifverträge abgeschafft wurden. Seitdem habe sich vieles zugunsten der Arbeitgeber verändert – zulasten der Arbeitnehmer.

Was ist wichtiger: Ein Arbeitsplatz oder vernünftiger Lohn?

Die schwierige Frage für die Jusos lautet: Was ist eigentlich wichtiger, ein vernünftiger Lohn oder ein Arbeitsplatz? Wick hatte zur Sitzung zwei weitere Vertreter der IG Metall mitgebracht: Mareike Urbon, Jugend- und Auszubildendenvertreterin im Hammerwerk in Fridingen, und Kalle Günzel-Mispelhorn, Vorsitzender der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei Bizerba in Balingen. Sie berichteten speziell von der Situation der jungen Leute in den Unternehmen. Viele seien verunsichert durch ihre Vorgesetzten, obwohl man ihnen einen besonderen Rahmen zur Mitsprache liefere. Auch in puncto unbefristeter Übernahme gebe es Probleme. Denn auch für junge Leute sei es wichtig, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, darüber waren sich die Jusos einig – ebenso wie darüber, dass überhaupt jeder Betrieb ausbilden sollte.