Heldemar Paul und Karl Weißhaupt haben ihre gemeinsame Erfahrung sichtlich genossen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Urlaubseinsatz: Eine Woche lang helfen zwei Albstädter Pilgern aus aller Welt

Karl Weißhaupt aus Ebingen und Heldemar Paul aus Tailfingen haben sich über die "Hospitalité Notre-Dame de Lourdes" auf einen Helferdienst in Lourdes eingelassen und dabei viel erlebt.

Albstadt/Lourdes. "Lourdes erlebt man als Helfer in der Nähe der Gottesmutter jedes Jahr anders", meint Heldemar Paul, und so waren der Tailfinger und sein Freund Karl Weißhaupt aus Ebingen gespannt, was sie bei ihrem einwöchigen Einsatz erwarten würde. Schon beim Hinflug war ein kleines Wunder nötig, als der geplante Weiterflug wegen Pilotenstreiks in Paris gestrichen wurde. Erst als die beiden am Schalter der Fluggesellschaft am Flughafen Charles de Gaulles in Paris ihren Zielort nannten – Lourdes –, erhielten sie einen Verzehrgutschein, ein Transfairticket zum Flughafen Orly und ein Ticket nach Lourdes.

Nach dem ersten "Ave Maria" an der Grotte empfingen die Albstädter ihre Ausrüstung, den Trägergurt der Hospitalité Notre-Dame de Lourdes und ein Namensschild mit der deutschen Flagge, ehe sie in die internationalen Helfergruppen eingeteilt wurden. "Da kann es sein, dass man der einzige Deutsche ist", erzählte Karl Weißhaupt.

Der Rettungssanitäter des DRK-Kreisverbandes mit 40-jähriger Erfahrung war mit seiner Gruppe am Bahnhof eingeteilt, wo an einem Tag sieben Züge einfuhren. Pilger ausladen, sie über Bahngleise in den Bus führen und zu Kliniken oder Hotels bringen – darin bestand Weißhaupts Aufgabe. Große Wägen mit Koffern, Verbandszeug, Rollstühlen und Gehhilfen, mit großen Trinkwasser-Gefäßen und Lebensmitteln galt es, zur Bahnhofshalle zu transportieren. "Wenn dann aber Musikanten aus einem italienischen Zug aussteigen und anfangen zu musizieren, geht alles wie von selbst", berichtet Weißhaupt.

Heldemar Paul indes war an der Mariengrotte eingeteilt, wo der Dienst um 5 Uhr morgens begann und gegen 23 nach dem letzten Gottesdienst endete. Alle zwei Stunden einen Gottesdienst in anderer Sprache vor- und nachbereiten, die Besucher zur Kommunion lenken, Hilfe in der Sakristei organisieren – der Krankenpfleger fungierte als Mischung zwischen Sicherheits-, Ordnungs- sowie Krankenhelfer und Ministrant.

In den Bädern mit Quellwasser werden bis zu 2000 Besucher täglich eingeteilt – Frauen und Männer getrennt: außen, um die Menschenmassen in der Schlange zu kanalisieren, innen für die persönliche Ansprache. Die Pilger ziehen sich komplett aus, bekommen ein weißes Leinentuch umgebunden und werden dann nach einem Gebet in der Muttersprache in das acht bis zehn Grad kalte Wasser begleitet. "Manche Gesichter sieht man bei heißem Wetter sogar zweimal, und nach dem Bad fühlt man sich wie neugeboren", schildert Paul.

Das Wasser der Quelle solle an die eigene Taufe und die Geschichte mit dem lebendigen Wasser am Jakobsbrunnen erinnern, erklärt Paul, das Licht in der Grotte an die Schöpferworte "Es werde Licht!" und Jesu Worte "Ich bin das Licht der Welt". Die Grotte – der Fels – erinnere an die Worte Jesu zu Petrus: "Du bist der Fels, auf Dich werde ich meine Kirche bauen."

Von Mai bis Oktober kommen jährlich sieben bis acht Millionen Pilger hilfesuchend – oder Hilfe anbietend – aus aller Welt nach Lourdes. "Schon allein diese Internationalität mit anderen Menschen zusammen lässt einen ein Gefühl der Brüderlichkeit erfahren", betonen die Albstädter. "Dabei ist es egal, welchen Beruf jemand ausübt: Im Dienst für unsere Mutter von Lourdes sind alle gleich."

Was hat die beiden motiviert, in ihrem Urlaub als Helfer nach Lourdes zu gehen? Sie wollen "Vermittler der Liebe zur Gottesmutter sein zwischen Lourdes und der eigenen Heimatgemeinde". Und beide erwägen für nächstes Jahr, wieder für eine Woche nach Lourdes zu gehen.

 Wer Pauls und Weißhaupts Erfahrung teilen will, der kann sich bei Heldemar Paul, Telefon 07432/44 58, melden.

Die deutsche Hospitalité organisiert jedes Jahr die freiwilligen Helfer in Lourdes, dem vielleicht bekanntesten Wallfahrtsort der Welt, der im Jahre 1858 bekannt wurde durch die 18 Erscheinungen der Gottesmutter, die das Bauernmädchen Bernadette Soubirous dort gesehen haben soll. Seither sollen sich dort über 7000 Wunder ereignet haben, von denen der Vatikan 70 anerkannt hat.