Das Grab ist leer: Einmal im Jahr tritt in der Lautlinger Pfarrkirche der auferstandene Christus an die Stelle des gekreuzigten. Foto: Melle Foto: Schwarzwälder-Bote

Während der Osterzeit tritt in der Lautlinger Pfarrkirche das "Heilige Grab" an die Stelle der Kreuzigung

Von Heiko Peter Melle

Albstadt-Lautlingen. Ein ganz besonderes Ausstattungsstück kann derzeit in der Lautlinger Pfarrkirche St. Johannes in Augenschein genommen werden: das "Heilige Grab", eine Darstellung des Grabes Christi, seiner Wächter und des Auferstandenen, die in der Osterzeit vor das Kruzifix des Hochaltares gerückt wird und gleichsam an seine Stelle tritt. Die Arbeit stammt von dem Horber Bildhauer und Kunstmaler Wilhelm Klink, der, wie die Kirchenforschung erst kürzlich bestätigte, den Auftrag zu ihrer Verfertigung 1923 vom Lautlinger Pfarrer Albert Pfeffer erhielt.

Der Hintergrund von Pfeffers Initiative: Bereits im 18. Jahrhundert hatte es einen Vorläufer von Klinks Heiligem Grab gegeben, über den allerdings nur wenig bekannt ist, außer dass Simon Oswald aus Lautlingen im Jahre 1752 von der Stauffenbergischen Herrschaft ein Entgelt für die Grabaufmachung erhielt. Der eisige Hauch des "Wessenbergianismus" fegte dieses Grab Anfang des 19. Jahrhunderts samt vielen weiteren volkstümlichen Darstellungen regelrecht hinweg; bei der Kirchenvisitation des Jahres 1811 wurde es offiziell "weggesprochen". Nur ein Überbleibsel, ein knieender Engel, aufgemalt auf ein ausgesägtes Brett, fand noch für längere Zeit ein Refugium in der Lautlinger "Krone".

Um 1860 kam das "Roll back": Der damalige Pfarrer Peter Berner schaffte ein neues "Grab Christi", ein eher klägliches Werk der sogenannten "Dachlatten-Gothik" ohne besonderen künstlerischen Wert. Da war Klinks 60 Jahre jüngere Arbeit doch von anderer Qualität – und entsprechend kostspielig: 120 000 Mark berechnete der Künstler als Preis, den zum größten Teil die Pfarrgemeinde bezahlte. Immerhin besaß die Darstellung eine Mechanik, dank welcher der auferstandene Christus in der Osternachtsfeier "schlagartig" vor den Augen der Gläubigen erstand. Dank Mesnerin Gisela Schemminger und ihrem Mann Josef Peter kann dieses "Heilige Grab" seit dem vergangenen Jahr wieder über Ostern in Lautlingen bewundert werden.