Mozarts "Spatzenmesse" hat der Kirchenchor der katholischen Gemeinde St. Elisabeth in Tailfingen aus Anlass des Patroziniums gesungen. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Patrozinium: Mozarts Spatzenmesse und eine nachdenklich stimmenden Predigt zum Welttag der Armut

In der dunklen Jahreszeit Mozarts zumindest teilweise rechte heitere "Spatzenmesse", die Missa brevis in C (KV 220), aufzuführen, mag eine mutige Entscheidung sein. Oder ein Zeugnis tiefster Glaubenszuversicht, die das Gefühl der Geborgenheit schenkt.

Albstadt-Tailfingen. Feierlich und zugleich fröhlich beging die katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth in Tailfingen ihr Patrozinium. Eingebettet in einen Gottesdienst mit Predigt und Fürbitten waren die sechs kurz gehaltenen Teile Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei, die der Tailfinger Kirchenchor, verstärkt durch Stimmen aus Ebingen und Lautlingen, zusammen mit den Solisten und dem Ebinger Kammerorchester unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Rudolf Hendel auf beachtlichem Niveau vortrug.

Den Sängern gibt die Spatzenmesse reichlich Gelegenheit zu glänzen – Mozart setzt in ihr Messe bereits auf homophonen Chorklang statt auf Kontrapunktik. Laut dem Mozart-Biografen und Forscher Alfred Einstein ist die Spatzenmesse ein Auftragswerk, das der Kirchenmusiker Mozart für seinen Dienstherrn, den Salzburger Fürstbischof Colloredo, "rapide erledigte" – mit "kaum mehr als Andeutungen alles Mystischen und alles Affektierten".

Es mag aber auch schon jener Teil der Wiener Klassik aufscheinen, die sich aufmacht, sich von den Traditionen des Barockzeitalters zu emanzipieren, neue Ausdrucks- und Formmodelle entwickelt und mit ihnen spielt. Und diese Eigenheiten der Missa brevis in C, die trotz des Feierlich-Sakralen auch mozarttypisch Spielerisches enthält, gerade das Zwitschernde im Allegro des Sanctus, dem die Spatzenmesse ihren Kurznamen verdankt, arbeitete die Stabführung Hendels immer wieder heraus.

Mit Susanne Stierle (Sopran), Gabriele Merz (Alt), Johannes Petz (Tenor) und Saša Vrabac (Bass) hatte der Kirchenmusikdirektor routinierte Interpreten gewonnen. Und die Musiker des Kammerorchesters wussten sich trotz Tiefe im Spiel immer zurückzuhalten, wenn es galt, die stimmliche Brillanz zu unterstützen. Etwa im Benedictus, in dem der Sopran führend vorangeht. Es wurde von den Vortragenden in St. Elisabeth mit großer Klangreinheit als tief empfundener Lobgesang und Symbol der Ergebenheit in Gottes Wohlgefallen gestaltet.

Ausgehend von der Lesung aus dem Johannesevangelium verwies Dekan Anton Bock, in seiner Patroziniumspredigt darauf, welch ein Vorbild das Leben und Wirken der Heiligen Elisabeth von Thüringen in der heutigen Lebenswelt sein könne. Ihre Gaben, Mitmenschlichkeit und Mitgefühl, habe sie in den Dienst der Schwächsten gestellt, ihren Reichtum und ihre Tatkraft den Armen zugute kommen lassen. Sie gründete Krankenhäuser und versorgte Pflegebedürftige. Und tatsächlich, in einer Zeit, in der über soziale Gerechtigkeit, Mindestlohn und Kinderarmut diskutiert wird, gibt das Leben von Elisabeth ein hochaktuelles Beispiel.

"Unsere Aufgabe heißt Nächstenliebe"

Bock erinnerte auch an die vielen Einrichtungen von Caritas und Diakonie, in denen Christen im Kirchenverbund versuchen, nach den Gesetzen der Nächstenliebe und Barmherzigkeit zu handeln. Da passe es, dass Papst Franziskus den 33. Sonntag im Jahreskreis in diesem Jahr zum "Ersten Welttag der Armen" erklärt habe und die Katholiken dazu aufrufe, an diesem Tag besonders auf Arme und Schutzbedürftige zuzugehen und sie an ihren Tisch zu laden. "Er beruft sich genau auf die Botschaft aus dem Johannesevangelium", erklärte Bock. "Die Nächstenliebe als Talent, das uns Gott gegeben hat, ist die Aufgabe der wir uns stellen müssen." Der Elisabethgemeinde in Tailfingen sei das Vorbild ihrer Patronin eine besondere Verpflichtung.

Nach der Messe und dem Gottesdienst, musikalisch abgeschlossen durch ein perlend eingängiges Orgelsolo, waren die Gläubigen zum Mittagessen ins Gemeindehaus eingeladen.