Auf der Welt zuhause: Der Comedian Kaya Yanar macht auf seiner Reise auch in der Zollernalbhalle Station. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kaya Yanar läuft nur auf Akkubetrieb rund / Die Unterschiede zwischen Türkei und Schweiz

Albstadt-Tailfingen (müb). Der Comedian Kaya Yanar hat mit seinem brandneuen Programm "Around the world – wenn Kaya eine Reise tut" in der Zollernalbhalle gastiert; diese drohte dabei fast aus den Nähten zu platzen.

Mehr als 1600 Fans hatten weite Wege auf sich genommen, um Kaya "live" zu erleben. Der Weltenbummler besticht mit fliegendem Dialekt- und Sprachenwechsel, beschreitet neue Wege als Reiseführer und Beziehungsberater, nimmt sich dem Geschlechterunterschied an und hat die Antworten auf die Fragen, die ihn fast um den Verstand gebracht haben.

Zu Beginn seines Programms bestätigt er dem Publikum, "dass in diesem intimen Rahmen alles wahr ist; manches ist besonders wahr"; großen Wert lege er auf Authentizität. Als der 41-Jährige preis gibt, dass er nun endlich eine Freundin hat, applaudiert das Publikum, worauf Yanar schmunzelnd kontert: "Ihr seid ein liebes Publikum", denn "sogar Kakerlaken leben in Beziehungen". Die Auserwählte sei ein Schweizerin, überraschend zappt der türkische Comedian ins "Switzterdütsch".

Problematisch wirken sich das gemeinsame Wohnen und die Mentalitätsunterschiede aus. So hat Kaya Yanar in seinem neuen Zuhause zwischen den beiden Waschbecken die türkische Grenze gezogen zwischen Deutschland und der Schweiz. Es sei für ihn eine neue Art zu leben, zumal bei ihm in der Türkei für vier Personen ein Waschbecken und eine Zahnbürste zur Verfügung gestanden hätten. Auch die Post in der Schweiz stellt ihn vor Rätsel: Ein Brief von Zürich nach Köln habe zwei Wochen gebraucht. So mutmaßt Yanar, es müsse in der Schweiz eine langsame und eine schnelle Post geben. Auch die Elektrozäune hätten eine andere Stromspannung.

Sein türkischer Migrationshintergrund sei mit der Schweiz schwer zu vereinbaren, denn er möge den Schnee nicht: "Türken machen keinen Skisport." In der Schweiz werde bei der Geburt eines Kindes nicht nach dem Geschlecht gefragt, sondern "Ski fahren oder Snowboarden", denn die kämen bei der Geburt gleich mit Skiern und Skistöcken heraus. Aus Liebe habe er sich eine Skiausrüstung gekauft, auf die Notwendigkeit einer Skibrille sei er ganz besonders hingewiesen worden – wegen "der Kontraste". Er habe nur Spanisch verstanden, denn für ihn gebe es nur Tief-, Pulver- oder gar keinen Schnee. Die schwarze Piste sei für ihn eine Klippe. Er wisse nicht, wer die überhaupt fahre.

Weder das Wetter in der Schweiz noch der Schnee lägen ihm. Da er auf Akkubetrieb laufe, angetrieben von der Sonne, besuche er immer wieder gerne seine Mutter in Antalya, rät dabei aber von Billigfliegern ab: "Dort sagt selbst der zugeworfene Imbiss: ›Ess mich lieber nicht‹." Wichtige Utensilien seien Ohropax und ein kleines Deo, nicht für sich selbst, sondern für den "stinkenden Gegenüber". Welche Folgen ein Vogelschlag nach sich zieht, erläutert er sehr anschaulich.

Dann in der schönen Stadt Antalya angekommen würden All-inklusive-Urlauber den Stuhl im Restaurant mit einem Handtuch reservieren. Bei den Russen lege das Büfett den Hebel im Kopf um. Sie nähmen sich, obwohl genügend da sei, Unmengen.

Er selbst liebe ausschließlich die heitere türkische Musik, denn in dieser Herz-Schmerz-Musik, so gibt er akustisch zum Besten, würden Töne gesungen, die in der Tonleiter gar nicht vorkämen. Anspruchsvoll sei auch seine Sprache: Es werde nicht wie überall in Europa das Wort "Banane" nur etwas abgewandelt, sondern mit drei Buchstaben, die nicht in "Banane" vorkämen, übersetzt: "muz". Dennoch seien viele deutsche Wörter in seiner Heimatsprache integriert wie "Schnitzel" ausgesprochen "Schiniztel".

Vielzähligen Ungereimtheiten fühlt Yanar auf den Zahn, der riesige Applaus bestätigt den "Integrationscomedian", den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.