Gutgelaunte Gewerkschaftler: Das Bild zeigt links Walter Wadehn und rechts Roman Zitzelsberger, den Bezirksleiter der IG Metall. Foto: Schwarzwälder-Bote

Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, hat Albstadt einen Besuch abgestattet

Von Martin Kistner

Albstadt-Lautlingen. Seinen Antrittsbesuch bei der IG Metall Albstadt hat am Donnerstag Roman Zitzelsberger, seit einem Dreivierteljahr Bezirksleiter der IG Metall in Baden-Württemberg, abgestattet. Hauptanlass für sein Kommen war die Delegierten- und Funktionärskonferenz in Endingen, bei der er die Basis in der Region auf die bevorstehende Tarifrunde einschwor. Aber natürlich nutzte er auch die Gelegenheit, im Lautlinger Hauptquartier der IG Metall Albstadt vorbeizuschauen und dem Tarifpartner seine Aufwartung zu machen.

Der Tarifpartner war in diesem die Firma Gühring in Ebingen. Zitzelsberger unterhielt sich mit den Betriebsratsvertretern Karl Späh und Bernhard Schäfer, ließ sich den Betrieb zeigen und sprach mit der Geschäftsführung und Firmenchef Jörg Gühring. Er zeigte sich danach beeindruckt von einer Unternehmenskultur, die so anders sei als die mancher Großkonzerne – deren Führungskräfte hätten oft weder zum Produkt noch zur Belegschaft eine wirkliche persönliche Bindung und ließen sich entsprechend umstandslos mit dem "goldenen Handschlag" verabschieden, wenn der Tag dafür gekommen sei. Bei Gühring dagegen sei mit Händen zu greifen, dass ein Inhaber klassischen Zuschnitts, eine Persönlichkeit, die Zügel in den Händen halte. Verhandlungen mit solchen Männern seien oft härter als die mit Konzernangestellten, aber man wisse, woran man sei und welchen Wert am Ende der Handschlag habe.

Lobende Worte fand Zitzelsberger für Gührings feste Verwurzelung in der Region, die das Unternehmen so positiv von einer Firma wie Dionys Hofmann abhebe – ihre Onstmettinger Produktionsstätten und Mitarbeiter hatte Gühring seinerzeit übernommen. Auch die Arbeitsbedingungen taten es ihm an – "die findet man längst nicht überall vor". Indes sei klar, dass gerade ein Unternehmen, das so dringend auf Fachkräfte angewiesen sei wie Gühring, seinen Mitarbeitern etwas bieten müsse, um die Handicaps eines Standorts im ländlichen Raum aufzuwiegen. Das gelte auch und besonders, wenn man Abweichungen von der Tarifnorm und Zugeständnisse von der Arbeitnehmerseite wünsche – dass die IG Metall dann Entgegenkommen an anderer Stelle einklage, liege in der Natur der Sache. "Wir gehen nicht leichtfertig mit unseren Tarifnormen um." Von Gühring, berichtete Walter Wadehn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Albstadt, habe man als Gegenleistung für Flexibilität bei der Arbeitszeit Zusagen in punkto Beschäftigungssicherung, vertragliche Festlegungen in Sachen Leiharbeit und bei den Kombi-Studenten sowie die unbefristete Übernahme der Auszubildenden zugestanden bekommen. Das sei beispielhaft.

In die anstehende Tarifrunde will die IG Metall mit drei Schwerpunktforderungen gehen: Sie wünscht nicht nur eine "anständige" Tariferhöhung, sondern Zugeständnisse der Arbeitgeber beim flexiblen Übergang in die Rente und beim Thema Qualifizierungsteilzeit. Dieses, so Zitzelsberger, sei schon wegen des Fachkräftemangels auf der Agenda – niedriger qualifizierte Arbeitskräfte seien letztlich eine Ressource, die man nicht ignorieren könne.