Grüßt als frischgebackene Weltmeisterin: Marianne Shaw. Foto: Beatrix Müller/Karina Eyrich

Jordanische Botschafter der Lüfte bescheren dem LSV Degerfeld Massen von Besuchern.

Albstadt-Tailfingen - Als böte der Luftsportverein Degerfeld (LSV) nicht Attraktionen genug, setzte er diesmal beim Flugplatzfest noch einen drauf: Die "Royal Jordanian Falcons" sind Botschafter des Friedens und der Völkerverständigung – und zeigten spektakuläre Flugkunst.

Zum 50-jährigen Bestehen des Luftsportvereins kommt nur Hochkarätiges auf den Platz: Die "Royal Jordanian Falcons" haben erstmals auf ihrer sommerlichen Europatournee auf dem Degerfeld Kunstflug aus der Weltklasse gezeigt, ebenso wie die frisch gekürten Weltmeister Marianne und Adam Shaw mit ihrem Liebesspiel am Himmel – das französisch-englische Ehepaar hat gerade die erste Weltmeisterschaft im Formationskunstflug in China gewonnen.

Ebenfalls neu: Das Skydance-Airshow-Team erleuchtet beim Segelflug den Nachthimmel mit Pyro- und Lichttechnik. Schon am Samstag zum Start um 14 Uhr sind sämtliche Parkplätze beim Flugplatz belegt. So viele Menschen wie nie zuvor strömen zum wahrlich gelungenen Fest, bei dem Hunderte von Helfern im Einsatz sind, Siegmar Engelfried die Regie führt und mit dem LSV-Vorsitzenden Guido Voss um die Wette strahlt angesichts des mit Höhepunkten gespickten Programms.

Einer davon sind – erneut – die Cap10-Flieger: Marianne Shaw gibt am Himmel den Ton an beim Zweier-Formationsflug mit ihrem Mann Adam. Mit ihrem "Liebesspiel" am Himmel zeigen sie die Facetten des Verliebtseins und der Beziehung: Man kommt sich näher, gar auf Tuchfühlung – die Flügel ihrer Maschinen scheinen sich zu berühren. Am Schluss ziert ein großes Herz aus weißem Rauch den Himmel. Warum sie auf der falschen Seite sitzt, nämlich rechts? Da sie als Lehrerin immer rechts sitze, könne sie es links schon gar nicht mehr, erzählt Marianne Shaw.

Nicht minder kongenial: der doppelte Uwe. Moderator Uwe Nestle wird unterstützt von Uwe Ramerth, der die "Falcons" auf ihrer Europatournee betreut und in den höchsten Tönen schwärmt: "Ich habe noch keinen Flugplatz gesehen, wo so viele Exoten sind." Die von König Abdullah entsandten jordanischen Kunstflieger sind als Botschafter der Freundschaft und des Friedens in Europa und sollen außerdem für das Land zwischen Totem und Rotem Meer werben: auf Platz neun der sichersten Länder der Welt, ist es so groß wie Österreich, zählt 9,5 Millionen Einwohner und eine Million syrische Flüchtlinge.

Im Gasthaus Kreuz in Gammertingen sind die vier Flieger, ihr "Director" und die Techniker, ohne die gar nichts geht, untergebracht, loben die wunderbare Infrastruktur und den hausgemachten Kartoffelsalat.

"Schreib’ doch einfach mal eine freundliche Einladung"

Wie man die "Falcons" mal aufs Degerfeld holen könne, hatte Guido Voss von Ramerth wissen wollen und erfahren: "Schreib’ doch mal eine freundliche Einladung." Es hat geklappt: Die ehemaligen Kampfpiloten, die mindestens 1000 Flugstunden, einen guten Charakter, die passende Einstellung und gutes Englisch vorweisen müssen, um dazuzugehören, fliegen über Kopf, Flügel an Flügel. Bassam Aldiabat, der Solist, stößt – haaresbreit an den anderen vorbei – durch die Formation, dass den Zuschauern der Atem stockt, und gemeinsam krönen sie ihren Flug mit dem "Hashemit Break", einer rasanten Sternformation.

Kein Wunder, dass die tollkühnen Männer frenetischen Applaus ernten vom Publikum, dem sie sich beim Interview vorstellen: Bassam Aldiabat, Sherif Hatouq, Ahmad Qudah, Tamer al Majali – "Schwiegermamas Liebling" – und Director Jamil Zayyad, der am Boden die Kommandos gibt. Auf die Autogrammstunde setzt danach ein regelrechter Run ein.

Fliegen können aber auch Wilhelm Heinz mit seiner Mustang und Guido Voss, der LSV-Chef, mit seiner T 28, die er allerdings nicht jeden Tag fliegen wollte, so ganz ohne Klimaanlage. Faszinierend aber sei das Fliegen ohne elektronische Unterstützung, betont der Lufthansa-Kapitän: Da komme es eben noch auf den Piloten an. Tschai, der sein Fluggerät auf den Rücken packt, zeigt was mit einem Gleitschirm alles möglich ist, und Lars Lehmann sprüht mit seinem leuchtenden Segelflugzeug in den Abendstunden einen bunten Feuerwerkstrahl an den Himmel, ehe die Band "Louisiana Kids" für die Entspannung und beste Feierstimmung bis in die frühen Morgenstunden sorgt.

Wer da Lust aufs Fliegen bekommen hat, ist beim LSV jederzeit willkommen: schon ab 14 Jahren.

n Online Flugplatzfest Mehr Fotos vom Degerfeld gibt es im Internet unter www.schwarzwaelder-bote.de