Äußert Zweifel am neuen AAO-Konzept: Kommandant Oliver Gurski. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Ebinger Kommandant Oliver Gurski sieht seine Abteilung ungerecht behandelt / Stadt schweigt

Von Karina Eyrich

Albstadt-Ebingen. Das neue Konzept für die Alarmierungs- und Ausrückordnung (AAO) der Feuerwehr Albstadt kritisiert der Ebinger Abteilungskommandant Oliver Gurski als nicht praxistauglich, denn es verschlechtere erheblich die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr Albstadt.

Vor einer Woche haben die stellvertretenden Stadtbrandmeister Frank Bähr und Wolfgang Ziegler ihr Konzept für die AAO der Abteilung Ebingen vorgestellt, tags darauf seien die Fahrzeuge "ohne Information an den Kommandanten zur eintägigen Einweisung durch die hauptamtlichen Gerätewarte" nach Tailfingen respektive Onstmettin- gen gebracht worden, so der Ebinger Abteilungskommandant Oliver Gurski.

Gurski: "Ich bin damals falsch zitiert worden"

Das neue Konzept hatten Ziegler und Bähr in Vertretung des erkrankten Stadtbrandmeisters Michael Adam ausgearbeitet. Grund dafür: ein Auftrag des Gemeinderats. Nach Aussage der Stadt waren die Ursache für diesen Auftrag Äußerungen Gurskis am Rande einer Feuerwehrübung, es sei "derzeit nicht selbstverständlich, mit einer Mannschaft in ausreichender Zahl antreten zu können". Gurski betonte auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, er sei damals falsch zitiert worden: Am Rande der Übung habe er lediglich darauf hingewiesen, "dass es aufgrund der momentanen Situation nicht selbstverständlich sei, zu solch einer großen Übung aufgrund schwindender Motivation und Einsatzbereitschaft anzutreten".

Auch den nach seiner Aussage tatsächlichen Hintergrund für den Auftrag zur Änderung der AAO nennt Gurski: Zu einem Brandmeldeeinsatz in der Ebinger Innenstadt um 3.24 Uhr hätte seine Abteilung mit 21 Personen ausrücken können und habe schon bereit gestanden, als klar wurde, dass es ein Fehlalarm war. Die Abteilungsstärke liegt – auf dem Papier – bei 68 Personen. Auch die Gründe dafür nennt der Kommandant: Ein Teil seiner Leute habe in dieser Nacht Brandsicherheitswachdienst bei der "Light Night" an der Hochschule in Albstadt gehabt. Mehrere andere Kameraden seien ausnahmsweise nicht mehr einsatzfähig gewesen, weil sie bei einem großen Helferfest für Feuerwehrleute Alkohol getrunken hätten. Gurski betont aber, dass die Mannschaftsstärke beim nächtlichen Einsatz höher gewesen sei, als für die benötigten Einsatzfahrzeuge vorgeschrieben.

Wie der Ebinger Kommandant hervorhebt, geht es ihm einzig um die Sicherheit der Bürger in Albstadt, nun da die neue AAO in Kraft sei. Er weist auf die 18-jährige Einsatz- und Übungserfahrung der Abteilung Ebingen mit dem Rüstwagen – einem Fahrzeug zur technischen Hilfe – hin. Dennoch sei dieser nun nach Tailfingen verlegt, die dortigen Kameraden aber nur einen Tag lang in die Handhabung des Rüstwagens eingeführt worden. Dasselbe gelte für den Einsatzleitwagen (ELW), der in diesem Jahr nur fünf Einsätze hatte und nun nach Onstmettingen verschoben worden sei. "Nachdem das Fahrzeug den Ebingern 2005 übergeben wurde, haben wir drei Monate in der eigens gegründeten ELW1-Gruppe geübt, bevor das Fahrzeug in den Einsatzdienst übernommen wurde", so Gurski Seltsamerweise seien beide Fahrzeuge ausgerechnet in die Abteilungen der stellvertretenden Stadtbrandmeister verschoben worden.

Laut Adam liegt Ebingen über dem Soll

"Ebingen absolviert seit Jahren mehr als 50 Prozent der Einsätze in Albstadt", betont Gurski. Zudem fielen die meisten Einsätze zur technischen Hilfe im Zuständigkeitsbereich der Ebinger Feuerwehr an, fügt er hinzu und nennt Straßen, Tunnel, Bahnnetz, Schienen, Industrieanlagen und Unfall- schwerpunkte als Ursachen.

Stadtbrandmeister Michael Adam selbst habe die Einsätze ausgewertet und ermittelt, dass die Abteilung Ebingen insgesamt am besten abgeschnitten habe und über dem Erfüllungs-Soll liege, was das rechtzeitige Erscheinen am Einsatzort angeht, während andere Kommandanten sogar selbst darauf hinwiesen, dass sie tagsüber angesichts fehlender Arbeitsplätze im Ort "für die Zukunft schwarz sehen", was die Tagesalarmsicherheit ihrer Abteilung angeht.

Fazit: Gurski sieht seine Abteilung ungerecht behandelt: "Bei der Versammlung mit den Herren Bähr und Ziegler in Ebingen habe ich mehrmals gefragt, wann meine Männer diese Fahrzeuge jemals tatsächlich nicht besetzen konnten, was der damit verbundene einsatztaktische Hintergrund sei, und gebeten, den Grund für die Verschiebung dieser Fahrzeuge zu nennen. Wie das neue Konzept im Einsatzfall funktionieren soll", habe er gefragt, sagt Gurski auch mit Blick auf die zentrale Lage Ebingens und die längeren Anfahrtswege für die nun im Talgang stationierten Fahrzeuge. Er fügt hinzu: "Eine Antwort haben wir leider selbst bis heute nicht bekommen."

Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow kommentierte die Äußerungen Gurskis bislang nicht. Stattdessen kündigte er an, dass Frank Bähr und Wolfgang Ziegler ihr Konzept in einem Pressegespräch ausführlich erläutern würden. Ein Termin dafür steht noch nicht fest.